„Das hat uns das Genick gebrochen” Anfängerfehler der Routiniers kosten RB mal wieder einen Sieg gegen die Bayern
Leipzig spielt mutig in München, schenkt aber einen möglichen Punktgewinn durch teils grotesk überflüssige Fehler her. Ein Analyse
Domenico Tedesco begann seine Analyse bei der Pressekonferenz nach dem 2:3 von RB Leipzig in München mit der treffenden Aussage: „Schade, dass wir heute zwei Eigentore geschossen haben. Das erste und das dritte Gegentor tun weh.” Damit war zur Partie in München Samstagabend eigentlich alles gesagt. Fast jedenfalls.
Natürlich war das Spiel rasant gewesen, "unterhaltsam", Bayern-Trainer Julian Nagelsmann befand. Die Zahl der Chancen hoch; RB hatte gute Balleroberungen und auch den Mut, den Bayern spielerisch zu begegnen. Doch was nützt es, wenn die Leipziger dem Rekordmeister zwei Tore auf dem Silbertablett servieren? Auch dazu hatte Tedesco den richtigen Satz parat. „Wenn du verlierst, ist das alles Schrott”, sagte der gebürtige Italiener.
Gulacsi patzt wie 2020 gegen PSG im CL-Halbfinale
Besonders ärgerlich: Gerade die erfahrenen Akteure patzten. Beim 1:0 der Bayern spielte Routinier Willi Orban einen zu riskanten Ball zu Konrad Laimer, der wiederum keinen freien Fuß hatte und auch nicht aktiv genug gegen den bissigen Corentin Tolisso war. Beim dritten Münchner Tor versuchte sich Keeper Peter Gulacsi mit einem zu durchschaubaren Chipball abermals auf Laimer, den Kingsley Coman abfing. Eine Szene, die dem 2:0 im Champions-League-Halbfinale gegen Paris St. Germain 2020 glich und allen Regeln des Fußballs zuwiderläuft: Wenn das Zentrum dicht ist, spiel IMMER über die Außen.
„Auch das zweite Tor nach einem Einwurf können wir besser verteidigen. Wir müssen schneller in die Positionen kommen”, monierte Tedesco. Dass Nagelsmann gern mit Diagnoalbällen auf die Halb- und Außenspur arbeitet, um die Lücken zu nutzen, die sich gegen hoch aufgerückte Außenverteidiger bieten, wissen die Leipziger aus den vergangenen zwei Saisons. Er war schließlich ihr Trainer. Nordi Mukiele war dennoch nicht wach genug, um Comans Flanke zu blocken.
Kapitän Gulacsi rechtfertigte seinen Fauxpas und den Patzer der Kollegen mit der gewählten Spielanlage. „Wir wollten viel Ballbesitz haben und mussten dafür ein gewisses Risiko eingehen. Wenn wir die Bälle immer lang geschlagen hätten, wäre es noch schwerer geworden”, sagte Leipzigs Spielführer. „Nachher ist man immer cleverer und sagt: Vielleicht hätte ich dem Fall doch einen längeren Ball schlagen müssen. Aber wir haben versucht, aktiv zu sein und hinten rauszuspielen.” Trotzdem räumte er zum 3:2 ein: „In dem Fall war das nicht die richtige Entscheidung. Wir haben ein paar Fehler zu viel gemacht, das bestraft so eine Mannschaft wie die Bayern.”
Orban, Gulacsi und Laimer sind dem Lehralter entwachsen
Und Laimer, an beiden Szenen beteiligt, führte aus: „Wir haben ihnen zwei Tore geschenkt, dann wird es schwer, in München zu gewinnen. Daraus müssen wir lernen. Sowas kann mal passieren, wenn du hinten rausspielen willst.” Laut Orban sei der Patzer vor dem Siegtreffer „bisschen unnötig aus dem eigenen Ballverlust” entstanden. „Das hat uns das Genick gebrochen. Bis dahin hatte ich das Gefühl, dass wir gewinnen können.”
Generell aber vertraten die RB-Spieler durch die Bank weg die These, dass man eben nur ein, zwei eigene Chancen mehr hätte nutzen müssen. Doch das ist nicht der Punkt. Vielmehr müssen die Leipziger endlich anfangen, in Topspielen wie gegen die Bayern, anfängerhafe individuelle Fehler, die die Münchner freilich durch ihr Pressing erzwingen, abzustellen. Das betrifft gerade die erfahrenen Protagonisten, die dem Lehralter längst entwachsen sind. Doch dazu braucht es auch das entsprechende Fehlerbewusstsein.