RB LeipzigBefreiungsschlag oder Krise: RB Leipzig steht gegen St. Petersburg unter Druck
Erstmals in seiner Leipziger Amtszeit polterte RB-Cheftrainer Julian Nagelsmann so richtig los. Nach vier sieglosen Pflichtspielen faltete er sein Team nach dem 1:1 (0:0) gegen den weiterhin ungeschlagenen VfL Wolfsburg in der Kabine lautstark zusammen, während Vorstandschef Oliver Mintzlaff in den Stadionkatakomben fast in Uli-Hoeneß-Manier deutliche Worte fand: „Fünf Punkte aus den letzten vier Heimspielen ist zu wenig, zwei Punkte aus den letzten beiden Bundesligaspielen auch. Da kann ich mehr erwarten“.
Kampl fordert gegen Zenit „Vollgas“
So eine Ansage hat es von ihm in den bislang vier Bundesliga-Spielzeiten noch nicht gegeben. Gründe für die RB-Ergebniskrise? „Nee, ich habe jetzt keine Erklärung, bin auch nicht der Trainer, ich hab auch heute nicht gespielt“, meinte Mintzlaff und betonte mit Blick auf die sieben Spiele in den kommenden drei Wochen, von denen das erste am Mittwoch in der Champions League gegen Zenit St. Petersburg (18.55 Uhr) steigt: „Heute hätten wir nicht nur etwas für das Punktekonto tun können, sondern auch für unser Selbstbewusstsein. Das ärgert mich halt, das war völlig unnötig.“
Gegen die Russen, die mit einem Sieg und einem Remis anreisen, steht deshalb mehr auf dem Spiel, als nur drei wichtige Punkte im Kampf um die zwei K.o.-Runden-Plätze. Entweder gelingt ein Befreuungschalg – oder aus der Ergebniskrise wird eine mentale. Kevin Kampl, der nach zweimonatiger Verletzungspause gegen den VfL sein Comeback feierte, meinte deshalb: „Wir spielen zu Hause. Wenn wir da nicht auf Sieg spielen, dann weiß ich auch nicht. Wir müssen die Jungs jetzt gut regenerieren und alles reinhauen. Und dann Vollgas. Ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Heimspiel machen werden.“
Orban weiß, „was auf uns zukommt“
Der Slowene ergänzte: „Wir hätten die letzten Spiele alle gewinnen können“, sprich: Ein Drama ist das alles nicht. „Aber wir müssen auch wieder konzentrierter sein. Ich bin mir aber sicher, dass es wieder besser wird, dafür haben wir eine zu hohe Qualität im Kader.“
Wie genau das aber binnen drei Tagen gelingen soll, ist unklar. Der Kader ist vor allem im Torabschluss und wie gegen Wolfsburg im Ausnutzen seiner vielen Kontermöglichkeiten momentan nicht auf Höhe seines Potenzials. Das zu trainieren, dafür bräuchte es Zeit. Die aber hat der Kader nicht, denn ab Mittwoch folgt Partie auf Partie. Erst kommt Zenit, danach geht es nach Freiburg, anschließend im Pokal wieder gegen Wolfsburg, dann folgen die Partien gegen Mainz und wieder Zenit.
Ab heute interessiert die Partie gegen Wolfsburg nicht mehr
Julian Nagelsmann
Die Köpfe freizubekommen, wird deshalb der zentrale Ansatz sein. Und, wie Diego Demme befand, „wieder bessere Laune zu bekommen“, nachdem plötzlich auch intern der Druck auf das Personal zugenommen hat. Nagelsmann, der die Stimmung im Kader durch sein „lautes Anfassen“ nach der Partie noch ein wenig mehr gedrückt hatte, sagte: „Ab heute interessiert die Partie gegen Wolfsburg nicht mehr. Jetzt geht es direkt weiter“, fügte aber hinzu: „Leider!“ Denn für mehr als „Mund abputzen und wieder angreifen“, wie Mintzlaff forderte, bleibt ja keine Zeit.
Immerhin, Kapitän Willi Orban, erklärte, dass man zumindest wisse, was da in Gestalt der Russen am Mittwoch „auf uns zukommt. Sie haben nochmal an Qualität zugelegt“, sagte er mit Bezug auf den Kader des Gegners, den RB im Achtelfinale der Europa League vorletzte Saison zu Hause 2:1 schlug und in St. Petersburg ein 1:1 abtrotzte.