Bierdusche und Pott-Party RB lässt es in Charlottenburger Club krachen – Truckkorso durch Leipzig
Domenico Tedesco führte gerade mit bierernster Miene und getragenem Ton seine Spielanalyse aus, da stürmte die Mannschaft angeführt von Klublegende Yussuf Poulsen das Podium des riesigen Pressekonferenzraums im Olympiastadion. Der Däne hatte eine Zigarre im Mundwinkel klemmen und wie seine Kollegen ein überdimensionales Bierglas in der Hand und entlehrte dieses über dem überraschten RB-Trainer. Der trug es mit Fassung, versuchte anders als Ralf Rangnick 2016 nicht hakenschlagend wegzurennen und nahm die Bierschwemme mit Humor.
„Das kriegen sie schön zurück!”, sagte der Titeltrainer mit Blick auf die nächtliche Feier im Charlottenberger Edel-Club The Pearl. RB Leipzig hatte das 1000-Mann-Etablissement komplett gemietet und auch alte Weggefährten eingeladen. Sachsen-Pokalsieger Fabian Franke war ebenso da wie Ex-Trainer Julian Nagelsmann, der sich mit Klubboss Oliver Mintzlaff unterhielt.
Kampl: „Wer in dieser Nacht schläft, hat etwas falsch gemacht”
Kurz nach zwei Uhr fuhr dann die Mannschaft frisch geduscht und eingekleidet vor und huschte durch den Nebeneingang in den Laden. Benjamin Henrichs war es vorbehalten, den Pokal in den Club zu tragen. „Teamzusammenhalt, Trainer und geile Mannschaft”, nannte der Nationalspieler auf die Frage nach den Gründen für den ersten großen Titel für RBL. Neben ihm lehnte Teamkollege Kevin Kampl komplett in Weiß – Hemd, Hose, Plateauschuhe – und umriss die Bedeutung, die der 5:3 (1:1, 0:1)-Finaltriumph gegen den SC Freiburg nach Elfmeterschießen für den 13 Jahre jungen Klub hat: „Den ersten Titel für diesen Verein zu holen, werden wir niemals vergessen – das wird in 100 Jahren noch stehen.” Der 31-Jährige, der jüngst seinen Vertrag verlängert hat, schob hinterher: „Wer in dieser Nacht schläft, hat etwas falsch gemacht.”
Torschütze Christopher Nkunku, der RB überhaupt erst in die Verlängerung und das Elfmeterschießen brachte, kam lachend dazu, übernahm den Pokal und sagte auf Deutsch beseelt grinsend: „Isch bin glücklisch!”
Trainer Tedesco kündigte an: „Ich feiere nicht so gern, bin nicht der große Tänzer. Ich freue mich darauf, unsere Mitarbeiter zu umarmen, dieser Sieg ist auch für sie, ich erweise ihnen die Ehre.” Der Coach prophezeite: „Ich trinke eher ein Glas Rotwein ruhig in der Ecke mit meinem Staff und den Spielern.”
Forsbergs nehmen den Pokal mit ins Bett
Übrigens: Familie Forsberg ging dann offenbar doch zu Bett – mit dem Pokal in der Mitte. Dass der Schwede und seine Frau Shanga den Pott mit nach Hause nehmen durften, hat symbolischen Charakter. Forsberg steht für die Klasse von 2015 – sechs Spieler, die bereits seit sieben Jahren oder länger bei RB sind und seitdem auf diesen Titel hingearbeitet haben.
Am Sonntag geht die Party dann in Leipzig weiter. 14 Uhr trägt sich die Mannschaft am Alten Rathaus ins Goldene Buch der Stadt ein. Ab 14.30 soll sich der Markt mit Fans füllen. Gegen 15 Uhr rollt das Team in einem Korso in einem offenen Truck über die Jahnallee durch die Messestadt zur Festwiese, wo es gegen 16 Uhr mit dem Fanfest weitergeht.