RB LeipzigBrillanter Matchplan von RB Leipzig: Nagelsmanns Taktik-Switch ging voll auf
In die taktischen Feinheiten mochte Julian Nagelsmann am Abend des großen Triumphs im Champions-League-Viertelfinale nicht gehen, um seine Ideen nicht in allen Einzelheiten preiszugeben. Doch es war ja für jedermann offensichtlich gewesen, welchen Plan der 33-Jährige RB Leipzig verordnet hatte, um Atlético Madrid zu bespielen.
Bei eigenem Ballbesitz agierte RB Leipzig aus einer 3-3-3-1-Grundordnung heraus. Dann baute Rasenballsport mit einer Dreierkette das Spiel auf, Kevin Kampl holte sich als Sechser die Bälle ab und Konrad Laimer schaltete sich auf der rechten Außenbahn ins Offensivspiel ein. Wenn Atlético den Ball hatte, zog sich Laimer ins zentrale, defensive Mittelfeld neben Kampl zurück und RB ordnete sich im 4-2-3-1 an. Dann rückte Marcel Sabitzer nach vorn in die offensive Dreierreihe als galliger Balleroberer in erster Linie.
RB Leipzig mit zwei Systemen innerhalb eines Spiels
So spielten die Leipziger zwei Systeme innerhalb eines Spiels. Gegen den Ball in einer defensiveren Variante mit dem giftigen Laimer im Zentrum, sodass Sabitzer weiter vorn postiert nach Balleroberung sofort umschalten konnte. Und mit dem Ball mit Laimer auf dem Flügel, um mehr Personal im Angriff zu haben und die rechte Seite mit Sabitzer, Laimer, Olmo und teils Poulsen zu überladen.
Zwar hatte Nagelsmann einfacherere Variationen dieses Switchs von Dreier- auf Viererkette auch schon in der Bundesliga gezeigt. Doch in dieser Konsequenz und Komplexität mit ständigen Wechseln auf mehreren Positionen war das gegen Atlético neu.
Nagelsmann: „Auszeichnung für das Trainerteam”
„Wir wollten eine andere Eröffnung haben als beim Anlaufen. Dadurch haben wir uns den nötigen Zugriff erhofft, ebenso wie in der Spieleröffnung die nötigen Räume – die haben wir in den meisten Fällen gefunden“, sagte Nagelsmann zufrieden. „Die Spieler haben diesen Erfolg auf dem Platz errungen und die Idee umgesetzt. Aber manchmal ist die Art und Weise, wie die Idee umgesetzt wird, auch eine Auszeichnung für das Trainerteam. Heute haben wir das im Kollektiv gut gelöst.”
So zog RB gegen Atlético einerseits ein beeindruckend sicheres One-Touch-Kombinationsspiel auf, kaum ein Ball versprang. Durch die ständige Bewegung hatten die Leipziger gegen ausgepumpte Madrilenen erstaunlich viel Platz in den Räumen. Mit Ballbesitz gehörte die Partie zu den besten unter Julian Nagelsmann gegen Topgegner. Und andererseits waren die Spieler höchst giftig im Gegenpressing und eroberten zahlreiche Bälle.
Bestätigung für Nagelsmanns Fußball-Idee
Insgesamt war die Partie die beste unter Nagelsmann, weil das Team erstmals in dieser Saison gegen einen großen Gegner über 90 Minuten hinweg wie ein Spitzenteam aufgetreten ist und die Symbiose zwischen dominantem Ballbesitzspiel, Kontersicherung und aggressivem Gegenpressing so gelungen war wie noch nie bislang. Dass Timo Werner nicht mehr da ist, war nicht weiter zu bemerken gewesen. Im Gegenteil: RB agierte ohne den Fixpunkt variabler und kombinationsfreudiger. Nagelsmanns Entscheidung, nur mit einem echten Stürmer (Yussuf Poulsen) und den zwei hängenden Spitzen Dani Olmo und Christopher Nkunku zu agieren, ging voll auf.
Spiele wie das gegen Atlético musste Nagelsmann im Kopf gehabt haben, als er 2019 seinen Job bei RB angetreten hatte und im Trainingslager in Seefeld seine Spielidee vom Ballbesitz als Gegenpressing-Verstärker umriss. Insofern war das 2:1 gegen Topteam Atlético eine komplette Bestätigung seines Weges, das Leipziger Spielsystem zu modifizieren und zu erweitern. Ein erstes Meisterstück von Nagelsmann. (RBlive/ukr)