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RB LeipzigBundesliga-Geisterspiele: Kommt die Stimmung via App ins Stadion?

30.04.2020, 13:49
Stimmung via App als Maßnahme gegen leere Ränge in den Stadien?
Stimmung via App als Maßnahme gegen leere Ränge in den Stadien? imago/Team2

Viktor Mraz nimmt sein Smartphone in die Hand und tippt auf „Jubeln“. Einmal, zweimal, dreimal, immer lauter ertönen die Fangesänge. Noch kommt die künstliche Stimmung nur aus den Lautsprechern seines Handys, doch schon bald könnten die Gesänge auch leere Stadien beschallen. „Wir haben mit allen Klubs gesprochen. Viele haben positiv reagiert“, sagt Mraz über seine App „MeinApplaus.de“, die bei Geisterspielen für eine Stadion-Atmosphäre sorgen soll.

Der Münchner Mraz hat die App gemeinsam mit Michael Theumert entwickelt. Die Idee kam dem Duo nach dem Geisterspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln, dem ohne Zuschauer jeglicher Pep fehlte. „Wir helfen den Fans, mit der Situation besser umgehen zu können“, sagt Theumert im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Fans könnten mit dem Tool „positive Gefühle zeigen“ und in der Coronakrise ein Gemeinschaftsgefühl spüren.

Via App: Fans könen für 99 Cent Stimmung im Stadion machen

Das Prinzip ist einfach: In der App (Kosten: 99 Cent) wählt jeder Fan seinen Verein, je nach Spielsituation kann er mit einer Fingerbewegung Jubeln, Klatschen, Singen oder Pfeifen. Je mehr User drücken, desto lauter wird die Emotion ins Stadion übertragen. „Wir können bis zu 350.000 Mitstreiter bedienen, wären aber auch in der Lage, eine Million pro Spiel abzudecken“, sagt Theumert. Mit einigen Klubs seien die Gespräche bereits „konkret“.

Allerdings sind nicht alle Anhänger begeistert von der Stimmung vom Band. „Das wird es hier nicht geben, das ist nicht authentisch. Wir haben eine eigenständige Fankultur, und die wollen wir erhalten“, sagte etwa Thomas Weinmann dem SID. Der Fanbeauftragte von Borussia Mönchengladbach sieht besonders die Zeitverzögerung als Problem: „Wie soll das gehen: In der Stadionatmosphäre schießt man ein Tor, kassiert aber im echten Spiel eines?“

Stimmung via App kommt bei vielen Fans nicht gut an

Mraz und Theumert sehen das anders. „Wir haben eine Verzögerung von 0,1 Sekunden zwischen Tastenbetätigung und Reaktion“, sagt Theumert. Allerdings hinkt auch das TV-Bild dem eigentlichen Spiel in der Regel um einige Sekunden hinterher. Eine echte Live-Reaktion im Stadion wäre daher vor allem bei Toren wohl nur schwer umzusetzen.

Mraz glaubt dennoch an seine Idee und hofft auf eine Integration in die offiziellen Vereins-Apps. Und er sieht sogar noch größeres Potenzial: „Wir sind auch für andere Sportarten wie Basketball oder Handball offen.“ Schließlich, so Theumert, gebe es im gesamten Sport derzeit ein Vakuum: „Und wir bieten eine Lösung an.“