Offene Rechnung mit Donezk "Das hat uns nie geschadet": RB Leipzig freut der Erfolgsdruck im "Endspiel"
Die beste Bezeichnung für diese Art von Spielen stammt noch immer von Louis van Gaal. „Tod oder Gladiolen“ nannte der einstige Bayern-Trainer jene Partien, bei denen es nur ums Weiterkommen geht. Do or die sagen die Briten und Amerikaner.
Genau ein solches Match steht RB Leipzig an diesem Mittwoch in der Champions League bevor. In Warschau treffen die Leipziger auf Exilklub Schachtjor Donezk (18.45 Uhr).
Und die Ausgangslage ist schnell erklärt: Holt das Team von Trainer Marco Rose mindestens ein Unentschieden, ist RB weiter. Gewinnen die Ukrainer, überwintert RB zwar europäisch, muss aber in der international zweitklassigen Europa League weiterspielen.
RB Leipzig: Es geht um knapp zehn Millionen Euro an Prämien
9,6 Millionen Euro schüttet der europäische Fußballverband Uefa allein an Leistungsprämie für das Erreichen des Achtelfinales aus. Zusätzliche weitere Einnahmen noch nicht mitgerechnet. Es lastet also durchaus großer Erfolgsdruck auf den Favoriten aus Leipzig.
Gerade nach dem blamablen 1:4 im eigenen Stadion im Hinspiel. „Die Spannung wird nochmal fokussierter sein, aber das hat uns nie geschadet“, sagte Kapitän Willi Orban. „Wenn es um alles geht, haben wir eigentlich immer gute Leistungen gebracht.“
Natürlich gibt es auch Ausnahmen wie die Niederlager im Europa-League-Halbfinale bei den Glasgow Rangers. Doch mit drei erreichten DFB-Pokal-Endspielen in vier Jahren sowie Halbfinal-Teilnahmen in Champions und Europa League hat sich Rasenballsport auch international als Pokal-Mannschaft einen Namen gemacht.
Endspiel gegen Donzek: Der Trend spricht klar für RB Leipzig
Zudem spricht der Trend für RB. Seit Anfang Oktober hat der Red-Bull-Klub keine seiner neun Partien verloren und sieben Matches gewonnen. Besser hätte der „heiße Herbst” für die Leipziger bisher kaum verlaufen können.
Phasenweise war der Mannschaft die Müdigkeit beim 2:0 gegen Leverkusen zwar anzumerken. Wie „Ping-Pong“ sei das Spiel in der zweiten Hälfte hin und hergewogt, beobachtete Trainer Rose, „weil bei den Jungs für ein paar Minuten der Akku alle und der Fokus nicht mehr so da war”.
Doch der Leipziger betonte: „Das Energielevel ist nach wie vor hoch, es ist Champions League und die Jungs wissen, worum es geht. Wir haben immer weniger Spiele bis zur WM-Pause vor uns und Ergebnisse im Rücken.”
Diesen Flow, der in einer Phase ohne viel Training von Erfolg zu Erfolg trägt, hatte der 46-Jährige zuvor beschworen. Mannschaftlich und individuell ist RB in einer komplett anderen Verfassung als noch beim Hinspiel-Debakel Anfang September. In der inzwischen wieder gewohnten 4-2-2-2- oder 4-2-3-1-Grundordnung hat RB zurückgefunden zum pressingbasierten, intensiven Spielstil, in dem die Tore meist rasend schnell nach Balleroberungen fallen.
Marco Rose bringt rasanten Spielstil zurück zu RB Leipzig
Weniger als zwei Pässe braucht RB im Schnitt vor einem Tor – so wie beim 2:0 gegen Leverkusen am Samstag durch Timo Werner. Damit spielt das Team derzeit den rasantesten Ball in der Bundesliga und liegt auch in Europa ganz weit vorn. Zugleich stimmt die Kompaktheit in der Defensive wieder besser.
„Wir müssen clever angreifen, Angriffe gut zu Ende spielen und absichern“, forderte der Trainer, warnte aber auch vor der Leidenschaft der Gastgeber. „Sie verteidigen extrem fleißig und sind bereit zu leiden.“
Schachtjor ist mit einer verjüngten Mannschaft, die fast ausschließlich aus Ukrainern besteht, derzeit Tabellenzweiter in der ukrainischen Liga. Wegen des Krieges spielen sie in der Liga in Lwiw unweit der polnischen Grenze und tragen die Spiele in der „Königsklasse” im Stadion Wojska Polskiego aus, wo sonst Legia Warschau spielt.
Etwa 20.000 Fans werden in der Arena erwartet, die etwa 30.000 Zuschauer fasst. 600 Anhänger haben sich aus Leipzig auf den Weg gemacht, um hoffentlich den dritten Einzug in die K.o.-Phase der Champions League der Klubgeschichte live zu erleben. Ob Gladiolen im Charterflieger in die polnische Hauptstadt mitgenommen wurden, ist nicht bekannt. Aber ein Geburtstags-Sträußchen wird es sicher geben. Kapitän Orban wird am Donnerstag 30.