Dani Olmo vor Duell gegen Ex-Trainer Nagelsmann „Unter Tedesco konzentrieren wir uns mehr auf uns”
Dani Olmo könnte in der kommenden Saison bei RB Leipzig den Unterschied machen. Noch läuft der spanische Nationalspieler etwas unter dem Radar, doch das könnte sich bei der WM in diesem Jahr schlagartig ändern. Vor dem Supercup gegen den FC Bayern München an diesem Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sat1) hat MZ-/RBlive-Reporter Martin Henkel den 24-Jährigen getroffen und mit ihm in dessen Muttersprache über Duelle gegen den FCB und das DFB-Team, neuen Leipziger Teamgeist und Olmos Zukunft bei RB gesprochen.
Dani Olmo, vergangenen Sommer waren Sie erst bei der EM, danach bei Olympia. Und danach lange verletzt. Diese Vorbereitung sind Sie unbeschadet durchgekommen. Wie fühlen Sie sich vor dieser Spielzeit?
Dani Olmo: Es waren nach den Spielen der Nations League zwar nur zwei Wochen, aber ich habe mich gut erholt.
Sie waren in Spanien, wurden nach einem Friseurbesuch ausgeraubt.
Nicht der Rede wert. Ich war bei meiner Familie, was mir gutgetan hat, danach für ein paar Tage in Kroatien mit meinem Bruder.
Sie sind im Kader von RB Leipzig der Spieler mit den meisten Titel. Sie waren fünf Mal Meister mit Dynamo Zagreb, drei Mal Pokalsieger. Sie sind U-21-Europameister, Silbermedaillengewinner bei Olympischen Spielen und jetzt auch deutscher Pokalsieger. Was hat Ihnen dieser Titel mit RB bedeutet?
Er ist neben den anderen ziemlich speziell. Die Art und Weise, wie wir gewonnen haben, der Weg dahin, die Monate davor, dann diese enorme Kulisse im Endspiel und dieses Duell, zu dem es im Vorfeld gemacht wurde: Das war schon besonders.
Hat dieser Titel im Team etwas verändert?
Ja. Für die meisten ist es der erste Titel. Für den Klub auch. Den haben wir jetzt, nun wollen wir mehr. Aber eben in dem Bewusstsein, dass uns den Pokal niemand mehr nehmen kann.
Olmo über die Rote Karte gegen RB Leipzig im Pokalfinale: „In Wahrheit waren wir plötzlich in der Überzahl”
Wie ist der Teamgeist gerade?
Wenn man sich die gesamte vergangene Saison anschaut, dann ging es erst ziemlich nach unten, bevor wir uns gewaltig wieder nach oben gearbeitet haben. Am Ende stand die Champions League, dazu waren im Halbfinale der Europa League und sind nun Pokalsieger. Das schweißt als Gruppe unheimlich zusammen. Als wir im Endspiel 0:1 hinten lagen und „Halste” Rot bekam, da waren wir einer weniger, in Wahrheit aber waren wir plötzlich in der Überzahl. Alle haben sich zusammengeschlossen, nicht nur die auf dem Feld, auch die gesamte Bank, Spieler, Trainer, Mitarbeiter und die Fans. Das sind Nächte, die kann man nicht wiederholen.
Der nächste Titel könnte der Supercup gegen die Bayern sein.
Ja, das kann schnell gehen, was? (lacht) Gegen die Bayern zu spielen, ist immer was Schönes. Der Klub hat Weltklasse. Du weißt, es wird richtig zur Sache gehen. Wenn du gegen die Bayern gewinnen willst, musst du an deinem Limit spielen.
Wie stehen die Chancen? Die Generalprobe gegen Liverpool haben sie 0:5 verloren?
Das ist ein komplett anderes Spiel. Es geht um einen Titel, das allein gibt enorm viel Motivation. Wenn wir an unsere Grenze gehen, haben wir gute Chancen. Das haben wir in der Vergangenheit bewiesen.
Bayern-Trainer ist ihr Ex-Coach Julian Nagelsmann. Ihr aktueller Trainer ist Domenico Tedesco, beide haben zusammen den Trainerschein gemacht. Nehmen Sie Parallelen zwischen den beiden wahr?
Nein, nicht wirklich. Jeder Trainer ist verschieden, sonst wäre der Fußball eine ziemlich langweilige Angelegenheit. Beide aber sind vor allem Strategen. Beide können einen gut auf Gegner vorbereiten, unter Domenico konzentrieren wir uns allerdings mehr auf uns. Wir haben mit ihm eine gute Dynamik entwickelt.
Wir haben die Möglichkeit auf vier Titel
Dani Olmo
Was erwarten Sie sich von der kommenden Saison?
Viel. Wir haben die Möglichkeit auf vier Titel beziehungsweise spielen in vier Wettbewerben. Das ist es, was man als Spieler haben möchte. Wir sind enorm motiviert. Wir wissen jetzt, wie es ist, etwas zu gewinnen. Das wollen wir wieder erleben. Wir sind ein gutes Team und haben sehr viel Qualität.
Ist die Meisterschaft ein Thema in der Kabine?
Man wird sehen. Wir haben auf jeden Fall die Qualität, um um mehr zu spielen als Platz vier. Der Schlüssel zum Erfolg wird sein, konstant auf hohem Niveau zu spielen. Es gibt Punkte, die man einfach nicht herschenken darf.
Die Meisterschaft wird schon im November für die WM in Katar unterbrochen. Sie sind dabei, oder?
(lacht) Ich wette nicht darauf. Aber ich spüre das Vertrauen des Trainers - das muss ich allerdings auch zurückzahlen. Wenn meine Leistung nicht stimmt, bin ich auch nicht dabei. Ich fühle mich nicht als Stammkraft.
Sind das ernsthafte Zweifel? Sie haben zuletzt bei keiner Nominierung gefehlt und seit 2019 24 Mal das Trikot ihrer Heimat getragen.
Der Trainer wird nach Leistung nominieren, also muss ich meine bringen. Aber wenn ich auf meinem Niveau bleibe, dann habe ich wohl ganz gute Karten
Wie stellen Sie sich eine WM in Katar mitten im europäischen Winter vor?
Es wird schon etwas komisch sein, vor allem wegen der klimatischen Bedingungen. Aber es ist immer noch eine WM, und sie wird wie alle zuvor deshalb ein außergewöhnliches Erlebnis sein.
Sie treffen schon der Gruppenphase auf Deutschland, auf Spieler, die Sie gut aus der Bundesliga kennen. Besser für Spanien, sie wären auf den vierfachen Weltmeister später getroffen?
Wer weiß. Aber wer die WM gewinnen will, der muss harte Brocken aus dem Weg räumen. Deutschland hat ein top Team und die Gruppe ist kompliziert. Aber wie gesagt: Wer die WM gewinnen will, muss gegen jeden gewinnen.
Sie waren dabei, als Spanien Deutschland November 2020 6:0 besiegte. Ist es Höflichkeit, dass sie die DFB-Elf als harten Brocken bezeichnen?
Nein. Deutschland hat immer eine großartige Auswahl. Beim 6:0 ist uns ein perfektes Spiel gelungen, die Erinnerungen daran sind schön. Aber es ist zwei Jahre her, es hat für die Zukunft null Bedeutung. Deutschland ist ein großes Team, hat Top-Spieler, gegen sie zu spielen, ist immer eine riesen Herausforderung.
Olmo über Verbleib bei RB Leipzig: „Habe keine Eile, mir über meine Zukunft Gedanken zu machen.”
Sie sind jetzt zweieinhalb Jahre in Leipzig und gelten als einer der besten Jungspieler Europas. Sie haben noch zwei Jahre Vertrag. Wie lange wird man Sie noch im RB-Dress sehen?
Ich fühle mich zurzeit sehr wohl bei RB. Ich bin zufrieden und fokussiert auf die Saison, die vor uns liegt. Sie wird zusammen mit der WM sehr lang werden. Ich bin motiviert. Ich habe es schon im März gesagt und kann es nur wiederholen: Ich habe keine Eile, mir über meine Zukunft Gedanken zu machen.
Der neben Ihnen vermutlich begehrteste Spieler im Kader ist Christopher Nkunku. Er hat soeben erst seinen Vertrag bis 2026 verlängert. Wie es heißt, ohne Ausstiegsklausel. Wie haben Sie es aufgenommen?
Es war sehr wichtig für uns, dass „Christo“ bleibt. Er ist enorm wichtig für unser Team und auch für mein Spiel. Wenn ich weiß, dass er vor mir oder neben mir spielt, wird vieles einfacher für mich. Wir sind ein gutes Team auf dem Platz. Er weiß, was ich brauche, ich weiß, was er benötigt. Wir verstehen uns auch persönlich gut.
Gefällt es Ihnen in der Bundesliga?
Absolut. Sie hat Klubs wie Dortmund, Bayern, Leverkusen auf einem sehr hohen europäischen Niveau. Sie ist sehr herausfordernd, und ein sehr guter Ort, um als Spieler zu wachsen und sich zu entwickeln.