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Das San Siro bebt Katz und Maus in Mailand: Die nächste Lektion für Leipzig

Eine Stunde lang Klassenunterschied: RB Leipzig verliert auch bei Inter Mailand. Immerhin bäumte sich das Team in der letzten halben Stunde auf.

Von Ullrich Kroemer Aktualisiert: 26.11.2024, 23:06
Die Flanken segelten nur so in den RB-Strafraum.
Die Flanken segelten nur so in den RB-Strafraum. (Foto: imago/Zuma Press Wire)

Mailand – RB Leipzig rutscht weiter in die Krise. Auch das fünfte Champions-League-Spiel dieser Saison verloren die Leipziger und unterlagen Inter Mailand mit 0:1 (0:1). Damit hat RB nun vier der letzten fünf Pflichtspiele verloren, unterbrochen lediglich von einem Unentschieden.

Die Niederlage im San Siro war aufgrund einer desolaten Leistung in der ersten Stunde verdient. Erst ab der 60. Minute, als Inter reihenweise Chancen vergeben hatte und an Intensität nachließ, nahmen die Gäste am Spiel teil. Für Trainer Marco Rose wird die Luft nun immer dünner.

Vor Anpfiff wurde es ganz dunkel im San Siro und die Hymne erklang, die nach Italo-Disco und WM 1990 klingt, was gut zu dieser riesigen, an diesem Dienstag mit etwa 65.000 Fans gefüllten dreigeschossigen Kultschüssel mit den verblichenen bunten Klappsitzen passt. Danach übernahmen die Ultras der Interristi in der Curva Nord, die im zweiten Rang der Scala del Calcio, der Mailänder Fußballoper, ihre Mannschaft anheizten.

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Eine Flanke nach der nächsten segelt in den Strafraum

Und das Team um Kapitän Lautaro Martinez machte von Beginn an mächtig Dampf. Inter drückte zunächst vor allem über die rechte Leipziger Abwehrseite. RB-Keeper Peter Gulacsi pariert erst Alessandro Bastonis Hereingabe (6.) und faustete dann Federico Dimarcos Schuss weg (8.). Vor allem Dimarco sorgte für Dauergefahr, seine perfekten Flanken aus dem Spiel und nach Standards segelten wie ferngesteuert in den Leipziger Strafraum. RB befand sich unter Dauerdruck, kam zu keinen Befreiungsaktionen. Eine Angriffswelle nach der nächsten rollte in den Leipziger Strafraum. 

Die Leipziger suchten über Openda Entlastung, der Geschwindigkeitsvorteile gegen Benjamin Pavard hatte, doch auch der Belgier kam nicht durch. Wenn mal ein Ball bei Inter verloren ging, eroberten ihn die vor Kraft und Selbstvertrauen nur so strotzenden „Nerazzurri” im aggressiven Gegenpressing sofort zurück. RB leistete sich Abstimmungsfehler im Aufbau, etwa zwischen Kevin Kampl und Antonio Nusa, und lud die Hausherren zu weiteren Sturmläufen ein. Die Leipziger konnten nur reagieren und ließen viel zu viele Ecken und Freistöße zu. So war es nur folgerichtig, dass Inters Engagement belohnt wurde.

Im San Siro beben die Tribünen

Natürlich war es ein Dimarco-Freistoß nach einem unnötigen Benjamin-Henrichs-Foul an Barella, der aus halbrechter Position im Getümmel einschlug, den Scheitel von Innenverteidiger Stefan De Vrij streifte und Castello Lukeba auf die Hacke fiel – Eigentor (27.).

Das heizte die Stimmung im altehrwürdigen San Siro noch weiter an. Nach einer halben Stunde begannen alle im weiten Rund zu hüpfen, sodass die Tribünen bedenklich zu beben begannen. Kurz darauf wäre beinahe das 2:0 gefallen, doch Christoph Baumgartner fing Benjamin Pavards Versuch gerade noch auf der Linie ab und im Gestocher bekamen die Rasnballsportler den Ball irgendwie weg vom Tor.

Leipzigs letzter „Trumpf”: André Silva

Und RB? Einen letzten vermeintlichen Trumpf hatte Trainer Marco Rose bereits bei der Aufstellung ausgespielt. Stürmer André Silva, der zwischen 2017 und 2019 41 Spiele für die AC Milan absolviert hatte und das San-Siro-Stadion bestens kennt, durfte zum zweiten Mal in dieser Saison von Beginn an spielen. Dabei war der Portugiese eigentlich bereits ausgemustert und soll verkauft werden. Zum letzten Mal hatte der 29-Jährige vor fast zwei Jahren ein Tor erzielt.

Zu sehen war er nicht, überhaupt hatten die Leipziger in den ersten 45 Minuten keine einzige gefährliche Szene. Lediglich in der Schlussphase der ersten Hälfte erspielten sich die Gäste mal eine kurze Phase der Dominanz. Das Beste an dieser desolaten ersten Hälfte der Leipziger war, dass es nur 0:1 stand.

Aufbäumen nach einer Stunde

Direkt nach Wiederanpfiff lief Inter wieder an. Nach einem Ballverlust von Silva kombinierte sich die statistisch weltbeste Mannschaft herrlich wuchtig und direkt vors RB-Tor, doch Denzel Dumfries vergab (46.). RB schwamm nun regelrecht im eigenen Strafraum; Inter spielte mit den Deutschen, die gegen die reifen Mailänder auftraten wie Greenhorns im Europapokal, Katz und Maus. Einzig die Chancenverwertung musste sich der Tabellenführer in der Champions League vorwerfen lassen.

Erst nach etwa einer Stunde atmeten die Gastgeber bisschen durch, ließen an Intensität nach und bei RB war so etwas wie ein Aufbäumen zu erkennen. Nach einem Ballverlust von Calhanoglu hatte Nusa die erste Torchance für RB, doch Mailands Schweizer Torhüter Yann Sommer parierte mit einer Hand (69.).

Ouedraogo erneut verletzt

Nun waren auch die 2250 mitgereisten Leipziger Fans im dritten Stock des Fußballtempels zu hören; RB agierte jetzt viel kontrollierter und plötzlich geriet Inter im eigenen Strafraum unter Druck. Immerhin eine Reaktion des Teams in der Krise. Doch die großen Räume, die sich nun boten, konnten die zu mutlosen Leipziger nicht nutzen.

Extra bitter für RB: Keine zehn Minuten nach seiner Einwechslung blieb der gerade erst genesene Youngster Assan Ouedraogo im Rasen hängen und musste den Platz wieder verlassen (70.).