RB Leipzig"Das war die härteste Besprechung der letzten Monate": So hat RB-Coach Nagelsmann die Pleite gegen den BVB aufgearbeitet
Hinfallen, aufstehen, weitermachen: Das ist der klassische Dreischritt als Reaktion auf Niederlagen im Sport - wie auch im Leben. Aber geht das so einfach bei RB nach dem 1:3 gegen Dortmund vergangenes Wochenende, am besten diesen Samstag mit einem Sieg in Wolfsburg? Ja - und nein!
Kein Krisengespräch
Natürlich geht es immer weiter, und nichts im Leben bleibt wie es war. Diese Essenzerkenntnis ist auch den Verantwortlichen am Cottaweg vertraut. Dennoch kam es in der Folge auf die Niederlage, wie Trainer Julian Nagelsmann am Donnerstag erzählte, zu der "härtesten Besprechung der letzten vier, fünf, sechs Monate".
Um es vorwegzunehmen: Es war kein Krisengespräch. Nagelsmann schränkte umgehend ein: "Es war nicht dramatisch." Aber was er zu sagen hatte zu dem Einbruch seines Kaders in der Partie gegen den BVB nach der Pause, dem drei Dortmunder Tore folgten bei einem Last-Minute-Anschlusstreffer, das musste raus.
Am Cottaweg hat sich ein Mantra eingeschlichen, das auf viele Niederlagen folgt. Im Kern lautet es: Man sei ja noch jung, stecke in der Entwicklung und müssen jetzt den nächsten Schritt gehen.
Nur welchen?
Nagelsmann wurde konkret. Was ihm gefiel und generell gefällt: Das Spiel im vordersten Drittel, der Offensive."Das Skurrile ist", sagte er, "dass wir bei wenig Platz im letzten Drittel unglaublich stark sind." Mit dem Manko gegen den BVB allerdings, dass nichts dabei heraussprang. "Dortmund hatte vier Chancen und sie haben drei Tore gemacht. Wir hatten drei Chancen und haben eines geschossen." Dennoch: "Das Herausspielen von Chancen gegen die Topteams ist absolut in Ordnung."
"Wir brauchen mehr Druck-Resistenz"
Wo er die großen Probleme sieht, ist das Verhalten bei wenig Platz in den zwei Dritteln dahinter, sprich defensives Mittelfeld und Fünferkette. Als Dortmund ab der 30. Minute seine Pressingreihen an den Strafraum des Tabellenzweiten verlegte und plötzlich die Räume eng wurden, war es vorbei mit der Herrlichkeit der dominanten Minuten zuvor. Das Herausspielen wurde fahrig, die Ballverluste nahmen zu, die Gewissheiten schmolzen dahin.
Das ist deshalb der "nächste Schritt", den Nagelsmann von seinem Kader einfordert. "Wir müssen im eigenen Ballbesitz stabiler werden und mehr Qualität auf den Platz bringen." Voraussetzung dafür sei "Resistenz gegen Druck und das hohes Anlaufen der Gegner". Nagelsmann: "Wir haben da immer noch Muster und Phasen, wo wir wegbrechen und statisch werden und dann nicht mehr so aktiv den Ball wollen."
Da liegt der Hase im Pfeffer, was den Wankelmut erklärt, den RB vor allem in Topspielen zeigt. Das Vermögen ist da, die Matchpläne sind es auch, aber die Umsetzung durch die Spieler ist für den Trainer unberechenbar.
Vorbild: Holstein Kiel
Das habe er der Mannschaft auch "klar gesagt", so Nagelsmann, der Holstein Kiel aus der Pokalpartie gegen die Bayern am Vorabend anführte, um zu verdeutlichen, was mutiges Herausspielen aus engen Räumen bei hohem Pressing eines Gegner bedeutet. "Die Kieler hatten die deutlich schlechtere Mannschaft, aber waren unglaublich mutig und ballsicher. Klar gehört da Risko dazu und man braucht ein bißchen Glück, aber Mut zahlt sich aus." Kiel gewann das Spiel im Elfmeterschießen.
Also ja, aufstehen und weitermachen. Aber mit einem Ziel vor Augen: dem nächsten Level, um Spiele gegen Dortmund und die Bayern demnächst auch zu gewinnen. Lang her ist's, dass RB einen der beiden schlagen konnte. Über zwei Jahre schon. "Wir machen das gegen Topteams gut", sagte Nagelsmann. Aber: "In Phasen und oft nicht über 90 Minuten. Das ist der nächste Entwicklungsschritt." (RBlive/hen)