eberl schweigt zu Titel-Premiere Der unsichtbare Pokalsieger
Marco Rose will die freien Tage nach dem Ende der Saison weitgehend in Leipzig verbringen und sich „um die Familie kümmern”. Ein paar Tage Wegfahren sollen aber schon drin sein, sagte der Trainer von RB Leipzig, nachdem auf dem Pokalsieger-Fanfest am vergangenen Sonntag auf der Festwiese die letzten rot-weißen Papierschlangen von der Bühne wehten.
Bevor er sich in den Urlaub verabschiedete, ordnete der Übungsleiter allerdings noch die Aussagen seiner Spieler ein, nach zwei Pokaltriumphen in Serie nun die Meisterschaft ins Visier nehmen zu wollen. „Der Kevko (Kevin Kampl, Anm. Red.), der drei, vier Getränke mehr als ich hat, der gibt Steilvorlagen. Wir wissen, dass wir ein paar Spieler verlieren. Wir werden uns neu aufstellen. Am Ende der Transferperiode werden wir sehen, mit welchem Kader wir in die Saison gehen. Dann können wir Aussagen treffen.“
>>> Weiterlesen: Die schönsten Bilder der Pokalparty von RB Leipzig
RB zieht sich bei den Feierlichkeiten zurück
Sicher ist, dass Rose ohne seine Schlüsselspieler Konrad Laimer (mutmaßlicher Abgang zum FC Bayern) und Christopher Nkunku (FC Chelsea) wird auskommen müssen. Auch Dominik Szoboszlai scheint es wegzuziehen, eine Entscheidung ist in der Sache freilich noch nicht gefallen. Es wartete also eine Menge Arbeit auf den Mann, der erstaunlicherweise beim Fanfest nicht zugegen war. Sportvorstand Max Eberl hatte sich nach dem Empfang im Rathaus aus den Feierlichkeiten verabschiedet.
Es war überhaupt erstaunlich ruhig um den neuen starken Mann bei RB, der vergangenen Dezember seinen Job als Sportchef der Rasenballsportler angetreten hatte. Während des Pokalerfolges sprach er nur vor dem Spiel, danach vermied er das Scheinwerferlicht weitgehend und ergriff auch intern nicht das Wort. Dabei war der DFB-Pokalsieg seit der B-Jugend-Meisterschaft mit dem FC Bayern 1989 und zwei Zweitliga-Meisterschaften mit dem VfL Bochum 1994 und 1996 der erste große Titelerfolg seiner langen Laufbahn im Profifußball. Doch Eberl schaute sich das Treiben auf dem Burgplatz von einer schattigen Rathaustreppe am Rande des Geschehens aus an, selbst involviert schien er irgendwie nicht.
Selbst Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung vergaß Eberl, als er die Hauptprotagonisten des Erfolgs beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt der Reihe nach nach einzeln vorstellte. Der Manager schaute fragend zu Rose, doch der Coach hob nur die Augenbrauen und zuckte mit den Schultern.
>>> Weiterlesen: Botschaften des zweiten Titels: Neue Leipziger Einheit
Eberl will sich nicht mit fremden Federn schmücken
Aus dem Klub hieß es, dass der gebürtige Bayer deswegen so zurückhaltend agiert habe, um sich nicht mit fremden Federn zu schmücken. Schließlich hat er keinen einzigen der Pokalsieger selbst verpflichtet. Doch auch die Party am Potsdamer Platz verließ er als einer der Ersten. Insgesamt hinterließ Eberl einen seltsam reservierten Eindruck, was vor dem Hintergrund der jüngsten Gerüchte zumindest nachdenklich stimmte.
Kurz nach dem Ende der Meisterschaft wurde geraunt, dass der FC Bayern Eberl als neuen Sportvorstand ins Auge gefasst habe. Der für Empathie bekannte Gefühlsmensch hatte dazu zunächst gar nichts gesagt und es dann vermieden, ein Herzensbekenntnis zu RB abzugeben. Er verwies stattdessen auf die „faktischen Umstände“ seines Engagements in Leipzig: seinen Vertrag bis 2026.
Rose wird seinen Vertrag wohl im Sommer verlängern
In der Branche sind dies normalerweise Anzeichen für einen zumindest offenen Prozess. Vielleicht mit einem Wechsel kommenden Winter, wenn der Kaderumbruch bei den Sachsen abgeschlossen ist. Weitere Spekulationen diesbezüglich nährte auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der darauf angesprochen, dass Eberl ja erst seit einem halben Jahr bei RB sei, der Süddeutschen Zeitung sagte: „Idealerweise haben wir den neuen Mann bis zum Beginn der neuen Saison gefunden. Wenn es aber zum Beispiel bis Weihnachten dauert, dann ist es eben so.”
In dieser Gemengelage geht RB nach dem Ende einer mit Pokalsieg und Champions-League-Qualifikation erfolgreichen Saison in einen vergleichsweise unruhigen Sommer. Rose allerdings nahm auch in dieser Sache ein wenig die Aufregung heraus. „Max und ich sind eng und täglich im Austausch“, sagte der Coach. „Die Scouting-Abteilung, auch Rouven Schröder machen einen tollen Job. Wir haben schon gesichtet und gearbeitet.” Immerhin: Der Trainer selbst wird sich demnächst klar zu RB bekennen und – anders als sein Vorgänger Domenico Tedesco im Vorjahr – wohl in der Pause seinen Vertrag verlängern.