RB LeipzigErster Bierbecher-Kopfstoß der Fußballgeschichte: Wie Josko Gvardiol zur Symbolfigur für das Leipziger 5:0 in Brügge wurde
Niemand hat es groß mitbekommen, als es passierte. Doch es war die symbolträchtigste Szene des Spiels Mittwochabend in Brügge beim 5:0 von RB Leipzig gegen den direkten Kontrahenten im Kampf um Rang drei der Champions-League-Gruppe A: ein Kopfball, der einzigartig ist in der Geschichte des Fußballs.
Seitlich weggenickt
Der Autor dieses Kunstwerks war Josko Gvardiol. Nach dem 1:0 durch Christopher Nkunku stürmte der Kroate auf die kleine Jubeltraube an der Eckfahne und hob zum Sprung ab, als im Augenwinkel ein Bierbecher auf den 19-Jährigen zugeflogen kam. Wegducken? Nein, Gvardiol stellte sich dem Flugobjekt, spannte den Hals und nickte den Behälter mit voller Wucht seitlich weg.
Die Dinger müssen wehtun, im schlimmsten Fall eine Kerbe hinterlassen. Doch der 19 Jahre alte Innenverteidiger der Rasenballsportler ist nicht nur ein Meister der fachgerechten Grätsche, sondern offenbar auch ein Dickschädel. Kein Blut, kein blauer Fleck, kein Grund, um nicht genauso weiterzumachen, wie in den Minuten vor dem ersten Treffer des Abends.
Gvardiol war „on fire” im Jan-Breydel-Stadion. Der Linksfuß liefert eh schon seit Wochen ein Topspiel nach dem anderen ab, doch der Auftritt in Brügge war nochmal eine Nummer besser.
Gewinnen oder untergehen
Die Zahlen bilden das gar nicht ab. Der kroatische Jungnationalspieler hatte nur 47 Ballkontakte und gewann etwas weniger als die Hälfte seiner Zeikämpfe. Aber es sind eben nur Daten, die in in seinem Fall seiner Vorstellung widersprechen. Gvardiol grätschte mit meisterlicher Finesse, setzte seinen wuchtigen Körper ein wie ein Türsteher, blockte Schüsse, vereitelte Großchancen und war trotz der herausfordernen Rolle in einer Viererkette mit nur zwei Innenverteidigern oft auch in der Offensive zu finden. In der 16. Minute setzte er einen nicht ungefährlichen Fernschuss ab, zuvor hatte er nach einer Ecke eine Kopfballchance (7.).
Mehr als mit diesen Chancen und seinen Einzelaktionen bestätigte der Teenager aber einmal mehr, dass Fußballspiele keine Tanzabende sind, sondern Herausforderungen, auch Arbeit, und immer ein Duell, in dem es dem Geist nach ums Ganze geht: gewinnen oder untergehen. Sein Einsatz im Dienst der Mannschaft war ansteckend. Später sagte Aushilfskapitän Kevin Kampl: "Wie wir uns gepusht haben, habe ich selten erlebt."
Für ein Team wie RB, in dem viele ruhige Gemüter die Athmosphäre bestimmen, sind Haudegen wie Gvardiol eine notwendige Bereicherung, die sich auch nicht zu schade sind, ihre Kollegen vor fliegenden Bierbechern beschützen. Notfalls eben mit der Stirn. (RBlive/hen)