Fehleranalyse nach dem Fehlstart „Wir müssen lernen, Fußballspiele zu gewinnen”
Es klang ein wenig wie nach einem missratenen Saisonstart, als Marco Rose nach dem 2:3 (1:0) von RB Leipzig gegen Bayer Leverkusen an sein Team appellierte: „Wir werden den Bock 2024 umstoßen, Ergebnisse holen, Ziele erreichen, weil wir es insgesamt sehr ordentlich machen, aber wir müssen lernen, Fußballspiele zu gewinnen. Und zwar mehr, als wir es im Moment schaffen.”
Dass dieser Lernprozess mitten in der Saison nach dem 18. Spieltag noch Thema ist, erstaunt. Doch RB sucht noch immer nach der fehlenden Zutat, die Rose schon nach dem 2:3 bei Manchester City angesprochen hatte. Das Problem: Es sind immer mal wieder andere Zutaten, die je nach Spielverlauf fehlen.
Klassenunterschied zwischen Bayer und RB in der zweiten Hälfte
Beim 0:1 gegen Frankfurt war es die Chancenverwertung. Gegen Leverkusen gab RB nach starkem Start mit tollem vertikalem Fußball und Direktspiel in atemberaubender Geschwindigkeit die Spielkontrolle völlig aus der Hand. Gegen das Tiki-taka-Spiel von Bayer kam RB manchmal minutenlang nicht an den Ball. Wenn das Spielgerät mal erobert war, war es auch gleich wieder weg. In der zweiten Hälfte war ein Klassenunterschied zwischen Bayer und RB am Ball zu sehen. Die Elf von Trainer Xabi Alonso spielte, als ob da schon wieder Manchester City zu Gast in Leipzig sei und nicht die Werkself.
Die Idee in der zweiten Hälfte sei gewesen, „aktiv und am Ball zu bleiben. Wir wussten: Wenn wir es aus dem Druck heraus in die Tiefe schaffen, können wir ihnen wehtun”, erklärte Mittelfeldspieler Christoph Baumgartner. Rose analysierte: „Leverkusen spielt die Angriffe so lange durch, bis sie die Chance auf eine Chance haben. Es geht nicht darum, das System zu wechseln. Du musst einfach bessere Entscheidungen treffen, wenn du selber den Ball hast. Das haben wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr so gut hinbekommen.”
Baumgartner erklärt Bayer-Dominanz
Warum das nicht mehr gelang, versuchte Baumgartner zu erklären, der sich als einziger Leipziger Spieler den Fragen der schreibenden Journalisten stellte. „Gegen einen solchen Gegner besteht die Gefahr, dass man bei Balleroberungen das Gefühl hat, dass man den Ball hat”, schilderte der Österreicher. „Aber man hat ihn nicht wirklich, solange du nicht drei, vier Sekunden im Ballbesitz bleibst – erst dann hat man das Gegenpressing unterbrochen. Deshalb haben sie uns mehr und mehr unter Druck gesetzt.”
Das Groteske an diesem Spiel war, dass all die Leverkusener Dominanz und Brillanz am Ball am Ende nicht genügt hätte, um in Leipzig Punkte mitzunehmen. Denn die entscheidenden Tore fielen nach Ecken, die RB zweimal richtig schlecht und inaktiv verteidigte. „Bei beiden Standard-Gegentoren müssen wir besser verteidigen, da müssen wir gieriger, klarer sein, da darf gerade in dieser Situation kein Ball über die Torlinie kommen”, forderte Rose. Auch das 1:1 wäre vermeidbar gewesen, doch wie gegen Frankfurt pennte erneut ein Defensivspieler am zweiten Pfosten. Diesmal hatte David Raum den starken Nathan Tella völlig aus den Augen verloren.
„Wir schaffen es im Moment tatsächlich nicht, zu Null zu spielen”, mahnte Rose. „Wenn du gegen Leverkusen in zwei Spielen vier Tore schießt – insgesamt haben sie nur 14 Gegentore kassiert – und null Punkte hast, dann ist was falsch gelaufen. Sechs Gegentore – das war defensiv nicht gut genug.”
Rose: „Es sollte aufhören, wehzutun”
So bleibt den Leipziger aktuell nur, aus den schmerzhaften Auftaktpleiten ins Jahr 2024 die nötige Kraft zu ziehen und mit den richtigen Zutaten wieder ein Gewinnerteam zu werden. „Niederlagen tun weh, dann noch die zweite nacheinander zu Hause – es sollte aufhören, wehzutun. Wir müssen alles dafür tun, dass wir Schritte machen, dass wir uns für die Energie und den Trainingsfleiß belohnen”, so Rose.
Mit zwei Heimniederlagen hat RB zweifelsohne einen Fehlstart ins Jahr 2024 hingelegt. Eigentlich war es der Plan, mit vier Siegen aus den ersten vier Spielen noch einmal in Richtung Tabellenspitze zu äugen. Doch aktuell ist das Minimalziel Champions-League-Qualifikation in Gefahr. „Wir sind stinksauer, dass wir jetzt zwei extrem wichtige Spiele verloren haben. Wir haben uns was anderes vorgestellt”, sagte Baumgartner. „Jetzt heißt es zurückzuschlagen und auswärts die ersten drei Punkte im neuen Jahr zu holen.” Auch der Tabellendritte Stuttgart ist mit zwei Niederlagen in das neue Jahr gestartet.