RB LeipzigQuerschläger im Varieté! Die Spieler von RB Leipzig nach dem 0:3 gegen Paris St. Germain in der Einzelkritik
0:3 im Halbfinale der Champions League gegen Paris St. Germain - die natürliche Folge eines Spiels von RB Leipzig als Newcomer im Kreis der besten Vier Europas? Oder war mehr drin in diesem Spiel? Die Spieler des sächsichen Bundesligisten in der Einzelkritik:
Peter Gulacsi: "Pistol Pete" erwies sich als Querschläger im größten Spiel der jungen Vereinsgeschichte von RB. Ungewöhnlich für den Keeper, dem normalerweise beim Spielaufbau keine krummen Dinger unterkommen. Gegen Paris aber legte er zwei Mal dem Gegner den Ball auf. Beim ersten Mal Leandro Paredes, der über Neymar Kylian Mbappé bediente. Dessen Tor: Abseits. Beim zweiten Mal passte Neymar nach Gulacsi-Vorlage auf Angel di Maria - der Treffer zum 0:2! In der zweiten Hälfte sorgte der Ungar mehrfach dafür, dass RB nicht höher als 0:3 verlor. Note 4.
Nordi Mukiele: Sauberes Spiel des Franzosen, der vom Trainer den Vorzug vor Marcel Halstenberg erhielt. Bis zur Schlüsselszene vor dem 0:3, als er beim Herausspielen aus der Abwehr wegrutschte und anstatt schnell wieder aufzustehen, Foul monierte. Di Maria nutzte das Quängeln und servierte Juan Bernat den K.o.-Treffer auf die Stirn. Note 3,5.
Lukas Klostermann: Musste aufgrund der Mukiele-Halstenberg-Rochade auf die linken Innenverteidiger-Position. Ungewohnt für den Nationalspieler. Klebte an der Grasnarbe, als di Maria Marquinhos das 0:1 servierte und wirkte auch sonst unsicher gegen die Pariser Varieté-Künstler. Note 4.
Dayot Upamecano: Der Franzose, nach dem Atletico-Spiel noch hochgelobt, verlebte einen durchschnittlichen Abend im Estadio da Luz. Weigehend fehlerfrei, aber nicht auffällig im Wegverteidigen der Gegner noch im Aufbauspiel. Konnte seine Stärken nicht ausspielen, weil RB zu tief stand. War reaktionslangsam bei der Entstehung des 0:3. Note 3.
Angeliño: Im Spiel nach hinten ohne große Glanztat, aber nicht sein Verschulden. Und im Spiel nach vorn ohne Glanzlichter. Hatte zwei Mal die Möglichkeit, im Pariser Strafraum einen draufzuzimmern, entschied sich beide Male aber für einen Querpass, der verpuffte. Note 3.
Konrad Laimer: Bedauerlicherweise nicht im Zentrum aufgeboten, sondern auf der rechten Außenbahn, wo seine Ballräuber-Qualitäten nur bedingt zum Einsatz kamen. War bester Mentalspieler der Leipziger auf dem Platz und leitete vor der Pause mit einem Brecher-Sprint die einziger Torchance durch Yussuf Poulsen ein. Note 2,5.
Marcel Sabitzer: Konnte seine Highlight-Performance aus dem Viertelfinalspiel gegen Atletico nicht wiederholen - und nicht verhindern, dass sein Positions-Spiegelspieler Marquinhos zentral vor der Abwehr bei Paris schalten und walten konnte, wie er wollte. War bemüht, aber seine Leaderqualitäten litten zudem unter dem variablen Positionsspiel des Gegners. Immerhin: Der Österreicher rannte bis zum Schluss, um das 0:3 zu sichern. Gab ein Extralob vom Trainer dafür. Note 3,5.
Kevin Kampl: Ein Schatten seiner Ausgabe aus dem Viertelfinale. Hatte Schwierigkeiten mit Sabitzer neben ihm, eine gemeinsame Linie beim Verschließen der Gassen durchs Zentrum zu finden. Und konnte sich dem gezielten Pressing des Gegners nicht entziehen. Wurde lehrbuchmäßig kaltgestellt. Note 4.
Dani Olmo: Ein Totalausfall, der Spanier, der im Viertelfinale noch das 1:0 erzielt hatte und als einer der Strippenzieher der RB-Angriffe glänzte. Brachte es in 45 Minuten auf 18 Ballkontakte und zehn Pässe (Quelle: whoscored.com). Wurde folgerichtig in der Pause ausgewechselt. Note 4,5.
Christopher Nkunku: Ein Spiel wie gemalt für den Ex-PSG-Profi, der den französischen Haupstadtklub vorigen Sommer verließ, weil er zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten sah. Stoff für ein Netflix-Geschichtchen sprang aber nicht heraus. Im Gegenteil: Nkunku verfummelte sich in seinem Bemühen, es dem Ex-Arbeitgeber zu zeigen. Hatte 15 Ballkontakte und spielte ganze sechs Pässe (Quelle: whoscored.com). Wurde dafür von Nagelsmann in der Pause unter die Dusche geschickt. Note: 5.
Yussuf Poulsen: Saß weit nach dem Spiel minutenlang allein am Spielfeldrand, um sich sein Hollywoodspiel - von der 3. Liga ins Champions-League-Halbfinale - nochmal "durch den Kopf gehen zu lassen". Konnte mit der Größe des Spiels aber nicht ganz mithalten. War engagiert wie immer, die einzig große Chance des RB-Spiels haute er aber aus fünf Metern ans Außennetz. Note 3,5.
Patrik Schick: Wurde von Nagelsmann nach der Pause in die Partie beordert. Hatte seine Patrik-Schick-Momente, doch seine typischen Linksfuß-Piouretten hatten dieses Mal immer eine Drehung zu viel. Verlangsamte Szenen, die schneller hätten ablaufen können. Ist - vielleicht aufgrund seiner Verletzung - keine Bereicherung gewesen. Note 4.
Emil Forsberg: Schmorte 90 Minuten gegen Atletico auf der Bank, obwohl zuvor vom Trainer hochgelobt. Und durfte auch gegen Paris nicht beginnen. Nutzte aber seine Halbzeiteinwechslung für eine Demonstration, dass er vielleicht die bessere Variante von Beginn an gewesen wäre. Hatte in 45 Minuten 40 Ballkontakte, spielte 33 Pässe, performte zwei Schüsse aufs Tor und lieferte zwei Vorlagen (Quelle: whoscored.com). Note 2,5.
Tyler Adams: Half, dass RB nach dem 0:3 den "Charakter-Test" (Nagelsmann) bestand. Gediegene Abwehrleistung des US-Amerikaners, der gegen Atletico im Viertelfinale das Siegtor erzielt hatte. Note 3.
Marcel Halstenberg: Wurde vom Trainer aus strategischen Gründen aus der Startelf genommen. Möglicherweise eine Fehlentscheidung. Zeigte, wie man mit Laatzener Sachlichkeit Spiele von hinten heraus eröffnet und Speed-Nachteile durch gutes Stellungsspiel wettmacht. Kam aber erst, als die Partie schon verloren war. Note 3.
(RBlive/mhe/ukr)