RB LeipzigKommentar zum Champions-League-Aus: Nur Mitspielen reicht nicht mehr!
Vor dem Spiel ist nach dem Spiel. Kaum traut man sich diese selbsterklärende Einsicht in den Verlauf der Dinge zu erwähnen, so abgelatscht ist der Aphorismus des früheren Bundestrainers Sepp Herberger. Aber wenn es nun mal so ist?
Verpasste Großchance
Für RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann begann die Vorbereitung der Zeit nach dem Halbfinal-Aus beim Champions-League-Turnier, da hatte sich das 0:3 gegen Paris St. Germain noch nicht mal in seinem Gemüt niederlassen können. Vielleicht in weiser Voraussicht, weil die Trauer um den verpassten Final-Einzug richtig wehtun kann. So nah war das Finale!
Und gut möglich, dass es sobald nicht wieder so nah an die Sachsen heranrücken wird. Allein schon der Modus wird sich nicht wiederholen. Die Corona-Pandemie hatte das Turnierformat mit jeweils nur einem Spiel ab dem Viertelfinale ermöglicht. Ein kaum geplantes Entgegenkommen für die personell schwächer besetzten Leipziger im Kreis der europäischen Großklubs.
Der Trainer steht deshalb vor der gewaltigen Aufgabe, seinem Personal die Trauer über die verpasste Großchance schnell zu nehmen. Er hat die Schwierigkeit damit gleich nach Abpfiff beschrieben. Im Blick die kommenden zwei Gegner: Nürnberg (Pokal) und Mainz (Liga). „Das ist psychologisch nicht einfach!“ Und muss man erst einmal verdauen, nachdem sich Leipzig im sonnigen Lissabon mit der europäischen Elite messen durfte.
Aderlass in der Kabine
Spieler wie Marcel Sabitzer (Vertrag bis 2022), Peter Gulacsi (Vertrag bis 2023) oder die deutschen Nationalkader Lukas Klostermann (Vertrag bis 2024, vermutlich mit Ausstiegsklausel) und Marcel Halstenberg (Vertrag bis 2022) sind schon seit der 2. Liga dabei. Sie wollen endlich Titel gewinnen und haben das Potenzial, bei bessergestellten Vereinen unterzukommen. Sich erneut für die Königsklasse zu qualifizieren und eine Weile lang um die Meisterschaft mitzuspielen, wird als Antrieb deshalb nicht mehr reichen. Sie könnten ihre Abgänge forcieren, springt der Erfolg in der kommenden Saison nicht heraus.
Die Routiniers davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, nochmal über die Grenzen zu gehen, wird deshalb zur zentralen Herausforderung in den nächsten Wochen. Dazu gesellt sich die Aufgabe, sich auf den Abgang von Dayot Upamecano kommenden Sommer vorzubereiten und bei Talenten wie Dani Olmo oder Christopher Nkunku den Gedanken nicht übermächtig werden zu lassen, dass RB nur eine Durchgangsstation ist.
Gelingt das nicht, wird die neue Spielzeit zur Quälerei und könnte einen Aderlass in der Kabine erzeugen. Da ist es nur hilfreich, dass nicht das deutliche 0:3 gegen Paris zur Blaupause werden muss, sondern sich die zwei Siege gegen Tottenham Hotspur und das 2:1 gegen Atletico Madrid in den Partien zuvor als Grundlage für Nagelsmanns Überzeugungsarbeit anbieten. In denen hatte der Trainer seinen Spielern nämlich vorgeführt, dass Titel und Erfolg drinstecken im Kader. Er muss es jetzt nur reanimieren. Am besten mit zwei Siegen gegen Nürnberg und Mainz. (RBlive/hen)