Kommentar zur Transferphase Weniger Starfaktor, mehr RB-Tugenden
RB Leipzig befindet sich nach dem Rekord-Transfersommer auf dem richtigen Kurs. Auch wenn der Umbruch im Kader erst zum Teil umgesetzt werden konnte.

Leipzig – Der Berg an Arbeit am Kader von RB Leipzig war zu Beginn des Sommers riesig. Wer sich in der Branche umhörte, bekam häufig zu hören, dass RB-Sportchef Marcel Schäfer nicht eben zu beneiden sei. Zwar ist den Leipziger Entscheidern innerhalb einer Transferphase nicht alles gelungen, aber der grundsätzliche Kurs stimmt: weniger Starfaktor und weniger Gehalt, dafür wieder mehr RB-Tugenden und Mut zu begeisterndem Offensivfußball. RB hat zwar an individueller Qualität verloren, aber so den Weg dafür geebnet, als Team wieder besser zusammenzuwachsen und als Mannschaft mehr zu sein als nur die Summer der einzelnen Teile.
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Die Entscheidung etwa, Christoph Baumgartner, Assan Ouedraogo und Andrija Maksimovic auf der Spielmacher-Position in Harvey Elliott nicht den nächsten Jungstar vor die Nase zu setzen, ist nachvollziehbar und richtig. RB muss es wieder schaffen, die Potenziale seiner Spieler auch zu heben und zum Vorschein kommen zu lassen. In einer Saison ohne Europapokal-Teilnahme braucht es keine Posterboys, sondern eine gute Mischung aus stabilen Stützpfeilern und Rohdiamanten, die in einem stabilen Umfeld zu funkeln beginnen. Das ist dem Team um Schäfer in der Offensive gut gelungen.
Achillesferse Sechser-Position
Defensiv freilich geht der Umbruch vielen Fans nicht schnell genug. Eine Achillesferse könnte die mangelnde Verstärkung auf der Sechser-Position sein, wo Xaver Schlager der einzige Spieler auf Toplevel ist. Kevin Kampl und Amadou Haidara sind eigentlich aussortiert und Nicolas Seiwald konnte in zwei Jahren noch nicht nachweisen, dass er die Traute hat, auf der wichtigen Position zu bestehen. Fällt Schlager erneut aus, wäre das schwer zu kompensieren.
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Eine nicht behobene Baustelle ist auch die Zukunft der Altstars, von denen bis auf Yussuf Poulsen alle noch im Kader stehen. Doch Gefahr für das Kadergefüge geht von Timo Werner, Amadou Haidara, Lukas Klostermann und Kampl nicht aus. Sie blockieren lediglich Kaderplätze und Gehaltspositionen. Doch die Situation resultiert aus Fehlern von Schäfers Vorgängern. So konnte der Kaderumbruch bislang erst zum Teil umgesetzt werden. Weitere Umbaumaßnahmen sind nötig und angestrebt, um das Gefüge auch in der Defensive zu erneuern. So bräuchte es etwa einen jungen Herausforderer für Willi Orban, um den Generationenwechsel weiter zu forcieren.