Nach Champions-League-Aus 450 Morddrohungen gegen Bayern-Coach Nagelsmann
Julian Nagelsmann berichtet von Unfassbarem aus einer Parallelwelt. 450 Morddrohungen hat der Bayern-Coach nach dem Champions-League-Aus bekommen. Er muss seinen Fokus dennoch auf den Sport richten.
Nach dem Champions-League-Aus mit dem FC Bayern schlug Julian Nagelsmann Hass entgegen. Der Münchner Trainer sprach von 450 Morddrohungen bei Instagram gegen seine Person.
Solche Nachrichten bekomme er „nach jedem Spiel eigentlich, egal ob wir gewinnen oder verlieren“, berichtete der frühere Coach von RB Leipzig Unfassbares. Drohungen würden sich sogar gegen seine Mutter richten. Das sei „schon wild“, sagte Nagelsmann vor dem Bundesligaspiel am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) bei Arminia Bielefeld. „Natürlich kann man das alles anzeigen, aber dann werde ich nicht mehr fertig.“
Der FC Bayern war nach einem 0:1 im Hinspiel am Dienstag durch ein 1:1 gegen den FC Villarreal im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden. Das ist ein sportlicher Schock. Aber soviel Feindseligkeit in einer digitalen Parallelwelt?
Oft anonyme Aggressoren
Wenn er eine Dreierkette aufstelle, bekomme er mehr Morddrohungen als bei einer Viererkette, beschrieb Nagelsmann die Kommentare in dem sozialen Netzwerk. Bei einer Niederlage gebe es „nochmal einen Tick mehr“ dieser Drohungen.
Nagelsmann ging äußerlich gefasst mit diesem unverständlichen Groll um. „Es ist mir scheißegal, die Leute sollen schreiben, was sie wollen“, sagte der Bayern-Trainer. „Ich kanns nicht nachvollziehen.“
Einige Leute würden „allen möglichen Anstand“ vergessen und „völlig“ durchdrehen, sobald sie das Fernsehen ausschalten würden. „Die denken ja noch, dass sie im Recht sind. Das ist das Skurrile“, kritisierte Nagelsmann die oft anonymen Aggressoren.
Barfußlaufen erdet
Rein sportlich hat der 34-Jährige genug aufzuarbeiten. Nach dem vorzeitigen Aus im DFB-Pokal und in der Champions League bleibt nur noch die Bundesliga als Titelchance. So versuchte sich Nagelsmann beim Barfußlaufen über den Trainingsrasen abzulenken. „Das erdet einen und bringt den Frust aus dem Kopf“, erzählte er.
Am Donnerstag saß er bei seiner Mutter auf der Terrasse und telefonierte mit Vorstandschef Oliver Kahn wegen der Kaderplanung, die nach seinem Wunsch unbedingt auch Weltfußballer Robert Lewandowski vorsieht. „Natürlich würde ich ihn gerne behalten“, versicherte der Münchner Coach erneut.
Nagelsmann will nun diese zehnte Meisterschaft nacheinander soll so schnell wie möglich perfekt machen. Zwar räumte er auch „ein bisschen Tristesse“ innerhalb seiner Mannschaft nach dem K.o. in der Königsklasse ein. Seine Stars müssten aber jetzt in der Meisterschaft ihren „Job erledigen“. „Klarer Auftrag“ seien zwei Siege in den nächsten beiden Bundesligaspielen bei der abstiegsbedrohten Arminia und sechs Tage später zuhause im Spitzenspiel gegen Dauerrivale Borussia Dortmund.
Deutlicher Vorsprung
„Man muss diese Tristesse auch in Elan umwandeln“, verlangte Nagelsmann. Mit einem Sieg gegen Bielefeld wollen sich die Münchner „ein Matchball-Spiel gegen Dortmund“ verschaffen. Aktuell beträgt der Vorsprung auf die Borussia kaum einholbare neun Punkte.
Die Einsätze von Linksverteidiger Lucas Hernandez und Außenstürmer Kingsley Coman in Bielefeld sind aber fraglich. Beide hätten muskuläre Probleme, berichtete Nagelsmann. Bei Hernandez, der am Dienstag gegen Villarreal in der Schlussphase runter musste, habe er noch „einen Tick mehr Hoffnung“ für einen Einsatz als bei Coman. Abwehrspieler Niklas Süle steht nach einer Grippe noch nicht zur Verfügung.