RB Leipzig"Er spielt immer!" Wie aus Bankdrücker Emil Forsberg Leipzigs Offensiv-Chamäleon wurde
Kopfbälle und Emil Forsberg – das ist wie Klee mit vier Blättern: äußerst selten. Zwei hat er in 189 Spielen für RB Leipzig mit der Stirn erzielt, eines davon vorigen Samstag beim 3:3 gegen den FC Bayern. Danach schrieb er in seinen Twitter-Account: „Hab ein neues deutsches Wort gelernt: Kopfballungeheuer!“
Frierend auf der Bank
Es gab auch schon weniger amüsante Zeiten für den Schweden. Noch zu Beginn des Jahres schwieg der Spielmacher des sächsischen Bundesligisten in den sozialen Netzen, dafür schrieb seine Ehefrau Shanga auf Instagram und um die Ecke an Trainer Julian Nagelsmann: "Es gibt auf diesem Planeten keinen Menschen, der einen wie Scheiße behandeln darf. Vergiss das nicht!" Februar war das gewesen, ebenfalls nach einem Spiel gegen die Bayern - einem 0:0, bei dem der Ehemann 90 Minuten auf der Bank saß und fror.
Eisige Zeiten waren das für den Skandinavier bei seinem Klub. Aber wie es so geht im Leben: Nichts ist für die Ewigkeit. Heute Abend spielen die Sachsen daheim gegen Manchester United um den Einzug ins Champions-League-Achtelfinale. Ein Sieg bringt RB, dezimiert durch den Covid-Fall des Youngsters Lazar Samardzic, ohne fremde Hilfe in die K.o.-Runde. Undenkbar, dass Forsberg auf der Bank sitzt. In allen 16 Partien dieser Spielzeit hat ihn sein Coach aufs Feld gestellt. Zwölf Mal von Beginn an, die anderen vier Einsätze dienten der Erholung. „Er spielt immer“, sagte Nagelsmann vergangene Woche, weil „ich sehr, sehr zufrieden mit ihm bin. Emil hat eine herausragende Saison.“
Nagelsmann: "Herausragende Saison"
Es ist die Auferstehung des Jahres in der Kabine der Sachsen. Seit 2015 ist Forsberg im Verein. In der ersten Bundesligasaison vor vier Jahren gelang ihm mit 22 Vorlagen ein Servier-Rekord in der Bundesliga, danach aber setzte eine schleichende Abwärtsspirale ein. Die Verletzungen nahmen zu, die Einsätze in der Startformation ab. Tiefpunkt war mit 32 Spielen und nur noch 20 Partien von Beginn an sein erstes Jahr unter Nagelsmann.
Aber jetzt ist er wieder obenauf. Der 29-Jährige, Vertrag bis 2022, ist für seinen Coach das Schlüssel-Chamäleon in der nach Timo Werners Abgang umformierten Offensive. Mal spielt er eine „schwimmende“ Zehn, mal eine „falsche“ Neun, also irgendwo im Zentrum zwischen vorn drin und dahinter. "Er ist sehr klug", sagte Angeliño vor der Partie gegen ManUnited, "er bewegt sich immer im richtigen Raum und zu richtigen Zeit."
Forsberg: "Wir spielen geil"
Sein Rezept für das Leistungscomeback? Keine Verletzungen, also keine Trainingsausfälle. Auch mal keine Wechselforderungen seines Beraters Hasan Cetinkaya, die in den Jahren davor zu Leipzigs Sommerpausen gehörten wie die Sponsor-Bullen zum Logo. Zudem hat er die gesamte Vorbereitung mitgemacht und „viel Rhythmus“, erklärte gestern Nagelsmann. Vor allem aber: „Wir spielen geil“, so Forsberg vorige Woche. „Dann willst du auch kein Spiel verpassen. Du machst dir keine Gedanken, ob was wehtut. Alles macht Spaß!“
So geht der Schwede deshalb in die Partie gegen die Briten. „Das sind die Spiele, weswegen du Fußballer bist“, sagt er. Spaß haben, gewinnen – und wenn es sein muss mit dem Kopf treffen. Sein erstes Tor mit der Stirn, es war das wichtige 2:2 gegen Benfica Lissabon vorige Saison, mit dessen Hilfe der spätere Halbfinalist einen Spieltag darauf das Achtelfinale erreichte. (RBlive/hen)