Orient-Luxus und Scheich-Autokratie Alle Infos über das RB-Trainingslager in Abu Dhabi
Die WM in Katar ist erst seit zwei Wochen vorüber, nun zieht es auch RB Leipzig auf die Arabische Halbinsel. Der DFB-Pokalsieger bereitet sich bis 11. Januar in Abu Dhabi auf die weitere Bundesliga-Saison vor. Am Dienstagabend, 20.45 Uhr Ortszeit/17.45 Uhr MESZ, landete der RB-Tross in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Danach stand am Abend gegen 23 Uhr noch das erste Training des neuen Jahres auf dem Programm, das Coach Marco Rose mit einer Ansprache begann.
Tedesco wollte Trainingslager in Abu Dhabi
Warum überhaupt ein Winter-Trainingslager?
Wintertrainingslager hatte es bei RB seit 2017 nicht mehr gegeben, als Ex-Coach Ralph Hasenhüttl den damaligen Bundesliga-Neuling und -Überflieger im portugiesische Lagos an der Algarve auf die Rückrunde vorbereitete. Danach war die Winterpause stets so kurz, dass sich eine Reise in die Sonne nicht lohnte. Dazu sind die Winter in Leipzig mild und die Trainingsvoraussetzungen am Cottaweg eh die besten. Doch die besondere WM-Unterbrechung sorgte für besondere Maßnahmen. Auf Initiative von Ex-Trainer Domenico Tedesco plante RB bereits im Sommer die Winterreise in die glitzernde 1,5-Millionen-Einwohner-Metropole.
Scheich MbZ regiert nach außen tolerant, nach innen autokratisch
Und warum ausgerechnet in Abu Dhabi?
Marketing-Interessen der Fußball-Bundesliga oder weitreichendere Sponsoring-Verträge mit dem Emirat gibt es nach MZ-Informationen nicht. Dass das Ziel Abu Dhabi heißt, geht auf Tedescos Vorschlag zurück, der die konstant sommerlichen Tageshöchstwerte von durchschnittlich 25 Grad schätzt. Und anders als Katar oder Saudi Arabien agiert die Herrscherfamilie in Abu Dhabi zumindest nach außen hin toleranter und weltoffener. So gibt es etwa ein Toleranzministerium, religiöse Minderheiten haben weitreichende Rechte. Scheich Muhammad bin Zayid bin Sultan Al Nahyan – kurz: MbZ – ist erst seit vergangenem Jahr an der Macht, als er seinen verstorbenen Halbbruder beerbte. Der stille Stratege gilt als einer der einflussreichsten Herrscher der arabischen Welt und ist Präsident der sieben arabischen Emirate. Doch im Hintergrund regiert er autoritär. „Kritische Stimmen werden in dem autokratisch geführten Wüstenstaat nicht geduldet”, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Von einem „Überwachungsstaat“, in dem politisch Andersdenkende mit „ausgeklügelte Hacking-Software“ ausgespäht werden, ist die Rede.
Wo logieren und trainieren die Profis?
RB checkt im noblen Fünf-Sterne-Hotel Ritz Carlton am Grand Canal mit eigenem Strand und riesigem Spa- und Pool-Bereich ein, Preis pro Nacht: ab 250 Euro pro Person. RBL bezieht 80 Doppelzimmer. Trainiert wird auf einem Platz direkt auf der Hotelanlage und im eigens aufgebauten Fitnesszelt nebenan.
Wer ist dabei – und wer nicht?
Drei RB-Profis fehlen: Christopher Nkunku (Außenbandanriss) wird weiter in Paris behandelt. Torhüter Peter Gulacsi sollte ursprünglich erst mitfliegen, musste nun aber erneut operiert werden und wird im Red-Bull-eigenen Athletikcenter in Thalgau fitgemacht. Und Youngster Hugo Novoa soll in den nächsten Tagen verliehen werden und blieb daher in Leipzig. Der WM-Dritte Josko Gvardiol bekommt Sonderurlaub und steigt eine Woche später ein. Inklusive sechs Nachwuchsspieler haben die Leipziger insgesamt 29 Akteure dabei – inklusive Timo Werner (Syndesmosebandriss) und David Raum (Verletzung am Springgelenk), die individuell trainieren.
Inhalte des Trainingslagers
Welche Schwerpunkte gibt es?
Im Vordergrund steht, wieder Wettkampf-Rhythmus aufzunehmen, an taktischen Details zu feilen und Rekonvaleszenten wie Konrad Laimer einzubauen, um zum Auftakt gegen Bayern München (20. Januar) bereit zu sein. Unter anderem Inhalte wie das aktive Herausschieben nach Ballgewinnen, Abläufe im Pressing und beim Kontern und Verwerten von Großchancen sowie eine neue Grundordnung stehen auf dem Trainingsplan.
Um das einzustudieren, wird es auch mindestens ein Testspiel geben. Brisant: Laut dem Portal fussball.de findet am 7. Januar ein Vorbereitungskick gegen Eintracht Frankfurt statt. Der Bundesliga-Konkurrent bereitet sich im 120 Kilometer entfernten Dubai vor. Offiziell bestätigt ist das noch nicht, wird aber im Fanlager der „Adler“ für reichlich Diskussionen sorgen.