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Ralph Hasenhüttl im Interview „Für mich ist RB Bayern-Jäger Nummer eins”

Von Ullrich Kroemer 17.07.2022, 09:00

Der Ärger über seinen plötzlichen Abschied bei RB Leipzig 2018 ist längst vergessen. Ralph Hasenhüttl freute sich beim Wiedersehen mit seinem Ex-Klub, viele gute Bekannte wiederzutreffen. Jene Spieler wie Peter Gulacsi, mit denen er von 2016 bis 2018 für Furore in der Bundesliga gesorgt hatte, umarmte er herzlich. Nach der 1:3-Niederlage seines Teams FC Southampton gegen RBL nahm sich der 54-Jährige am Spielfeldrand gut gelaunt ausführlich Zeit für ein Gespräch mit den Leipziger Journalisten. Die Themen: die Entwicklung von RB Leipzig, seine Liebe zur Premier League und seine Verbindung zu Domenico Tedesco.

Herr Hasenhüttl, in der ersten Hälfte des Testspiels standen sieben Leipziger Spieler auf dem Platz, die Sie bereits bis 2018 trainiert haben. Wie emotional war das Wiedersehen?
Ralph Hasenhüttl: Stimmt, Wahnsinn. Mein Abschied ist jetzt schon vier Jahre her. Es ist selten im Fußball, dass nach so langer Zeit noch so viele Spieler dabei sind, mit denen ich noch gearbeitet habe. Aber das zeigt den kontinuierlichen Weg, den RB gegangen ist. Wir haben diesen Weg mit den Jungs damals anscheinend ganz gut begonnen. Das war unser erstes Jahr in der Bundesliga, es ist schön zu sehen, welche Entwicklung sie genommen haben.

An wen denken Sie?
Zum Beispiel an Willi Orban, wie der sich fußballerisch weiterentwickelt hat. Ich hatte heute eine Menge Hände zu schütteln – nicht nur die der Spieler, auch die von vielen im gesamten Staff von Leipzig.

Hasenhüttl: „War damals sehr wichtiger Schritt, zu RB Leipzig zu gehen”

Was trauen Sie RB Leipzig in der kommenden Saison zu?
Der Pokalgewinn war enorm wichtig für den gesamten Verein, für die Mannschaft sowieso. Es gibt nochmal eine Portion mehr Selbstvertrauen, wenn du schonmal was Zählbares geholt hast. Das war ja immer das große Ziel. Es ist kein Zufall, dass viele Spieler für andere Vereine interessant sind, weil sie einfach einen guten Job gemacht haben. RB ist für mich einer der Bayern-Jäger Nummer eins, zusammen mit Dortmund können sie den meisten Druck machen.

Wie präsent ist RB noch bei Ihnen?
Das war für mich der wichtigste Schritt überhaupt. In Leipzig konnte ich zum allerersten Mal auf höchstem Niveau trainieren. Wenn man weiß, wo ich herkomme, durch welche Ligen ich gegangen bin und jetzt in der stärksten Ligen der Welt arbeiten darf, dann war das damals für mich ein sehr, sehr wichtiger Schritt, zu RB zu gehen. Und wir haben es ja auch nicht so schlecht gemacht – vor allem im ersten Jahr. Wir alle haben damals sehr viel gelernt. Dieses Wissen macht einen einfach besser als Trainer.

Haben Sie eine Verbindung zu Domenico Tedesco?
Ja, mein Sohn hat unter ihm im Nachwuchs des VfB Stuttgart in der U-16 gespielt. Deswegen kenne ich ihn schon seit seinen frühen Trainertagen. Er hat einen guten Weg gemacht, ist sehr erfolgreich.

Haben Sie noch Ihre Wohnung in Leipzig?
Wir haben noch eine Wohnung in Leipzig und haben auch immer mal vor, in Leipzig Zeit zu verbringen. Dieses Jahr ging es nicht, vielleicht dann mal später.

Waren Sie überrascht über den neuen österreichischen Nationaltrainer Ralf Rangnick?
Mir war schon klar, dass Ralf dafür empfänglich ist. Das ist nicht die schlechteste Entscheidung, ich glaube, er wird da einiges bewegen. Er hat eine sehr gute Truppe.

„Nur Kloppo und Pep arbeiten kontinuierlich länger in der Premier League als ich”

Wie lange geht es bei Ihnen noch weiter? Es heißt, sie wollen ihren Vertrag bis 2024 erfüllen und dann in Southampton aufhören.
Ich habe meine Pläne für die Zukunft, will da aber gar nicht so viel drüber sprechen. Wenn ich die zwei Jahre noch schaffe, dann wären es fünfeinhalb Jahre Premier League. Es gibt nur noch Kloppo und Pep, die kontinuierlich länger in der Premier League arbeiten als ich. Das ist im Fußball schon sehr selten. Aber das macht auch etwas mit einem. Man steckt viel Energie rein, wenn man den Job liebt und lässt dabei auch viel Energie. Mal schauen, was passiert.

In der Premier League ist Manchester City der Topfavorit, oder?
Wenn man in fünf Jahren vier Mal gewinnt, wird man schon als Favorit gehandelt. Aber in der Premier League ist das so schwer, Liverpool ist so stark, United kann wieder kommen, du hast Tottenham, Chelsea – all denen traue ich zu, dass sie Meister werden können, wenn sie einen Lauf haben. Ich finde es faszinierend, wie viele Fußballkulturen es in England gibt: mit italienischen Trainer, englischen, deutschen, spanischen, portugiesischen und österreichischen. Das macht es so interessant, da zu arbeiten.

Sie haben City gleich zwei Unentschieden abgetrotzt.
Das ist eigentlich unglaublich, aber gegen uns mag Pep Guardiola nicht spielen, weil er weiß, da tut es weh. Da gibt es viel Pressing, und das mag er nicht.

Hasenhüttl: „Habe mein Glück gefunden”

Können Sie sich vorstellen, nach der Erfahrung in der Premier League noch einmal in die Bundesliga zurückzukehren?
Geht schwer, wenn ich in zwei Jahren aufhören will (lacht). Ich will nichts ausschließen. Aber es ist schwer, sich nach der Premier League für etwas anderes zu motivieren.

Weshalb?
Der englische Fußball gefällt mir einfach, er ist so intensiv, das ist für unser Spiel perfekt. Ich liebe die Stadien dort, wie von den Fans supported wird, den respektvollen Umgang miteinander, das Klima an der Südküste, das einfach ideal zum Fußballspielen ist. Der Stellenwert des Fußballs ist dort immens hoch. Ich bin der Bundesliga für alles dankbar, was ich erlebt habe und die Entwicklung, die ich dort nehmen durfte. Aber nun habe ich das große Glück, einen Verein in der Premier League gefunden zu haben, mit dem ich lange zusammenarbeiten darf. Ich habe da mit meiner Frau mein Glück gefunden. Das ist etwas ganz Seltenes.

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