RB LeipzigRangnick machts wie Stevens: RB Leipzig schwört sich auf die Null ein
Auch im Duell gegen seinen Ex-Klub Schalke 04 setzt RB-Leipzigs Trainer Ralf Rangnick auf das Erfolgsrezept der vergangenen Wochen: defensive Stabilität. Dadurch steht hinten die Null bei RB genau wie einst bei Schalke unter Huub Stevens. Doch 20 Jahre später hat Rangnick das Null-Prinzip um attraktives Offensivspiel erweitert. Von Ullrich Kroemer
„Die Null muss stehen” war einst die legendär gewordene Maxime von Schalkes Trainer-Haudegen Huub Stevens. Bevor nun RB Leipzig an diesem Sonntag (15.30 Uhr) auf die Schalker trifft, erhebt Ralf Rangnick den Spruch bei RB immer mehr zur Grundidee. Immer wieder beschwört der Trainer von Rasenballsport die Arbeit gegen den Ball und die daraus resultierende Sicherheit in der Abwehr. Seit dem Tiefpunkt in der Europa League gegen Salzburg haben die Leipziger nur drei Gegentore in sieben Spielen kassiert. Zuvor waren es seit dem Bundesligaauftakt zwölf in fünf Spielen gewesen. Ein eklatanter Unterschied.
„Wir kriegen kein Tor, wir spielen zu Null, jeder macht mit!”
„Wir haben im Training hart daran gearbeitet, die Mannschaft in vielen Videoanalysen darauf aufmerksam gemacht”, erklärte Rangnick. Mittlerweile hat er auch einen Mentalitätswandel seines Teams erkannt. „Inzwischen ist es für die Mannschaft selber wichtig, dass wir zu Null spielen und keine Tore kassieren.”
Wie der Fußballlehrer berichtete, haben sich in der Halbzeit beim 2:0 gegen Celtic gleich mehrere Spieler eingeschworen: „Wir kriegen kein Tor, wir spielen zu Null, jeder macht mit, jeder verhindert, dass der Gegner einfach zu Torchancen kommt!” Dieser Entwicklungsschritt sei enorm wichtig gewesen, so Rangnick. „Und es wird auch in den nächsten Wochen entscheidend sein, dass das nachhaltig ist und wir möglichst wenig zulassen für die Gegner.”
Rangnick lobt: „Upamecano ist wieder der Alte”
Ein Faktor dabei ist, dass die Pressingmechanismen auch bei den Offensivspielern besser greifen; ein anderer, dass die Abwehrspieler wieder in individuell besserer Form sind. Rangnick lobte explizit Kapitän Willi Orban. Und vor allem Dayot Upamecano sei „wieder der Alte nahe der Bestform und nicht sein schwächeres Double wie zu Beginn der Saison”, bemerkte Rangnick.
Anders als einst Schalke unter Stevens spielt RB jedoch zusätzlich zur Null-Maxime auch schnell, dominant und präzise nach vorn. „Nur weil wir defensiv gut stehen, heißt das nicht, dass man nicht gefährlich nach vorne werden kann. Es ist ja ein alter Hut, dass wir aus den Balleroberungen gute Torchancen kreieren”, betonte Rangnick.
Tedesco versucht sich in Optimismus
Bei Schalke hingegen steht die Null dieser Tage zu oft auf der falschen Seite. Gleich fünf Mal erzielten die „Königsblauen” keinen Treffer und schossen nur fünf Tore in acht Ligapartien. „Sie machen aus der Vielzahl an Möglichkeiten zu wenig”, hat auch Rangnick beobachtet.
Zuletzt vergaben die Schalker Stürmer Chancen am Fließband gegen Galatasaray Istanbul. Trainer Domenico Tedesco übt sich in Optimismus: „Wenn neben einem engagierten Auftritt auch die Chancenverwertung passt, werden die Ergebnisse auch wieder stimmen. Und dann klettert man schnell wieder nach oben.”
Rangnick: „Schalke anderes Kaliber als Celtic”
Obwohl die Schalker derzeit nur auf Rang 16 rangieren, betrachtet Rangnick die Partie als „das nächste große Spiel”. Das Stadion ist erstmals in dieser Saison ausverkauft, auch der Gästeblock. 4300 Fans aus Gelsenkirchen werden erwartet. „Sie stehen unter Wert da”, warnte Rangnick. „Wir wissen, dass wir den Gegner nicht nach dem aktuellen Tabellenstand bewerten. Es kommt aber ein anderes Kaliber als Celtic Glasgow.”
Spielmacher Kevin Kampl, in diesen Wochen Kopf des Teams, richtet den Blick selbstbewusst nach oben: „Wir wollen oben in der Tabelle dabeibleiben, müssen mit Köpfchen und klarem Verstand spielen”, so der 28-Jährige. „Damit die Null hinten steht.”