RB im Breisgau Tannenzäpfle im Fangnetz: Eskaliert die Stimmung in Freiburg erneut?
Marco Rose hat’s gefallen. „Tolles Stadion“, urteilte der Trainer von RB Leipzig vergangenen Dienstabend nach dem 5:1 gegen den SC Freiburg über das Tollhaus des Breisgauer Clubs, in dem die Sachsen mit dem Kantersieg das DFB-Pokalfinale erreichten. „Tolle Fans, richtig gute Stimmung.“
RB-Trainer Rose: "Einen Tick heißer"
Rose wiederholte seine Zuneigung für das neugebauten Stadion des Sportclubs am Freitagmittag. Dort geht heute Nachmittag (15.30 Uhr) das zweite Duell zwischen SC und RB über die Bühne, diesmal wird Champions-League-Rang vier in der Tabelle ausgespielt. Der RB-Coach schaute voraus und spürte hinein in die Arena, wo unter der Woche die Emotionen hochgekocht waren bis zur Eskalationsstufe mit Becher- und Münzwürfen sowie einer Handvoll Fans, die ins Stadioninnere geklettert waren. „Das wird wieder heiß“, sagte Rose. „Mit der Vorgeschichte vielleicht noch einen Tick heißer.“
Welchen Grad die Erregung des Freiburger Publikums erreichen wird, dürfte die Partie mitentscheiden. Im besten Fall wird die Stimmung zum Vorteil für RB, denn die Rasenballsportler mit dem bei Ultras ungeliebten Geschäftsmodell und Hauptsponsor sind Anfeindungen gewohnt. Aus der Verachtung ziehen sie seit Jahren Energie.
Den Freiburger Fanblock wird das freilich kaum dazu bringen, seine Abneigung gegen RB im Zaum zu halten. Der Rest der Republik reibt sich derweil die Augen, denn das Breisgauer Publikum verhielt sich in den vergangenen Jahrzehnten genauso pittoresk wie die Hügel und Landschaften um die Stadt herum. Man reist mit dem Fahrrad an, trinkt sein Tannenzäpfle vor dem Stadion und schlendert anschließend gemütlich auf seinen Sitz.
Münze gegen die Stirn
So jedenfalls lief’s im alten Dreisamstadion ab. Im neuen Stadionkasten hat sich die Atmosphäre verändert. Die Akustik ist ohrenbetäubend, obwohl nur knapp 33.000 Zuschauer hineinpassen, und der harte Fankern ist nicht mehr so breisgauselig wie die Vorfahren. Als RB am Mittwoch auflief, zückte die gesamte Stirnseitentribüne Anti-RB-Botschaften und drehte spätestens nach dem 0:3 durch, als Dominik Szoboszlai vor dem Block sein Tor auf Ronaldo-Art feierte. Kaskaden von Bierbechern flogen gegen das Fangnetz hinterm Tor.
Die Eskalationen Mitte der zweiten Hälfte, die in dem Mini-Platzsturm und einer geworfenen Münze gegen die Stirn von RB-Ersatzspieler Andre Silva gipfelten, haben nun auch den Sportclub aufgeschreckt. In einem Kommuniqué am Freitag hieß es: „Versuchtes Eindringen in den Stadioninnenraum, das Werfen von Bechern, Münzen oder anderen Gegenständen, aber auch Provokationen und Beleidigungen sind deutliche Grenzüberschreitungen beziehungsweise Gewalttaten, die in unserem Stadion nichts zu suchen haben und die wir als Verein nicht hinnehmen.“
RB Leipzig: Bei sich bleiben
Ob’s was hilft? Rose hofft es. Sein Team bereitet er dennoch auf ein Auswärtsstadion am Siedepunkt vor. Auch das Team erwartet der 49-Jährige in anderer Verfassung, mit Messern zwischen den Zähnen und strategisch nachjustiert. "Es bleibt das schwierige Auswärtsspiel, genau wie vor dem Pokalspiel“, sagte Rose und will genau deshalb alles wieder so machen wie unter der Woche, abgesehen von einer vermutlich ebenfalls angepassten Taktik.
„Wir waren so effizient, weil wir sehr überzeugt und konsequent in allen Aktionen waren: im Verteidigen, im Umschalten, im Tempo. Darum wird es wieder gehen“ so Rose. "Es ist die große Kunst, das im Mittwoch-Samstag-Rhythmus abzurufen und immer on top zu sein in den entscheidenden Bereichen.“
Dass die Stimmung einen entscheidenden Einfluss auf den Spielausgang nehmen kann, wollte er nicht bestreiten. Seine Spieler hatte der 49-Jährige aber kein bisschen eingeschüchtert erlebt. „Meine Mannschaft hat sich nicht anstecken lassen“, sagte Rose. „Wir waren fokussiert und sind bei uns geblieben.”