Leipziger Problemzonen Viel Arbeit für die RB-Bosse: Fünf Baustellen zur Rückrunde
Am Leipziger Cottaweg ist Weihnachtsruhe eingekehrt. Doch die dürfte trügerisch sein. Denn nach der schlechtesten Hinrunde der Klubgeschichte muss der abgestürzte Vizemeister gleich eine Vielzahl von Problemen anpacken.
Am 2. Januar beginnt für RB Leipzig die Mission Saisonrettung mit Leistungsdiagnostik. Am 3. Januar steigt das erste Teamtraining. Nicht viel Zeit bis zum Rückrundenstart. Der Zehnte der Fußball-Bundesliga hat derzeit sechs Punkte Rückstand auf Platz vier. Das klingt lösbar, doch dabei haben Klubboss Oliver Mintzlaff und Trainer Domenico Tedesco allerhand Probleme zu lösen.
1. Baustelle: Transfers
Der laut Klubboss Oliver Mintzlaff „überragende Kader“ hat sich bisher als solides Bundesliga-Mittelmaß erwiesen. Das ist weder der Anspruch des 46-Jährigen noch der des Geldgebers aus Fuschl am See.
Zwar sagte Kaderplaner Christopher Vivell am Wochenende, er „hoffe, dass der Kader so zusammenbleibt“. Doch die Realität hinter der weichgespülten Äußerung ist eine völlig andere. Benjamin Henrichs will wechseln, die Top-Talente Brian Brobbey und Ilaix Moriba bekommen kein Bein auf den Boden und sind Verleih-Kandidaten.
Zudem ist der Sturm viel zu dünn besetzt, hier könnte ein erfahrener Angreifer mit Leader-Qualitäten helfen. Zwar betont Mintzlaff immer mal wieder, dass die Kasse leer sei. Doch in Leipzig wendet man da gern einen Kniff an. Man holt im Januar einen Spieler und verkauft dies als Vorgriff auf den Sommer. So könnte es auch in diesem Winter kommen, 20 Millionen Euro liegen angeblich bereit.
2. Baustelle: Teamgeist
Dass die Stimmung in der Kabine nicht passt, wurde gegen Bielefeld deutlich und im Anschluss von Ex-Kapitän Willi Orban angemahnt. Leipzig hat zwar mittlerweile viele erfahrene Spieler, doch es fehlt an Leader-Typen à la Marcel Sabitzer.
Tedesco muss diese Baustelle schleunigst beheben und Diva-Anfälle wie von Nordi Mukiele bei seiner Auswechslung unterbinden. Stimmt der Teamgeist, steigen automatisch Einsatz und Wille. Derzeit belegt Leipzig mit 112,3 gelaufenen Kilometern pro Spiel den vorletzten Platz der Bundesliga. Eine einstige Stärke ist nun eine Schwäche.
3. Baustelle: Effizienz vor dem Tor
Bei der Peinlich-Pleite gegen Bielefeld wurde das Problem der Chancenverwertung ausnahmsweise nicht offensichtlich. Leipzig hatte schlicht keine. Doch über die Saison zeigt sich bisher wie schon unter Julian Nagelsmann eine fehlende Effizienz. Nur etwa jeder achte Torschuss führt zum Treffer, was ebenfalls Mittelmaß ist.
„Die Chancenverwertung ist ein Thema. Es ist wichtig, dass wir uns das letzte Drittel anschauen“, sagte Trainer Domenico Tedesco. „Was machen wir? Wie arbeiten wir? Wie viele Spieler sind in der Box? Wie flanken wir?“
4. Baustelle: Mannschaftsumfeld
Der neue Trainer Tedesco hat ein Problem seines Vorgängers Jesse Marsch übernommen. Er hat viele Aufgabenfelder und keinen charismatischen Sportdirektor auf Augenhöhe. Auch sieben Monate nach der Trennung von Markus Krösche ist kein Nachfolger installiert worden.
Mintzlaff behauptete jüngst, kein Vakuum zu haben, und betonte zugleich, man habe längst einen Wunschkandidaten. Wann der kommt? „Allerspätestens dann zur neuen Saison“, sagte Mintzlaff.
5. Baustelle: Muskelverletzungen
Lukas Klostermann, Yussuf Poulsen, Dani Olmo, Emil Forsberg - alle Spieler eint ein Schicksal: Sie haben in dieser Saison wegen Muskelverletzungen pausieren müssen. Und man könnte die Liste sogar noch fortsetzen. In dieser Häufung lassen muskuläre Einschränkungen schon die Frage nach der Belastungssteuerung zu.
Hier müssen Tedesco und die üppig besetzte medizinische Abteilung ansetzen, um in der Rückrunde Immer-Spielern wie Christopher Nkunku, Angeliño und André Silva auf qualitativ gleichem Niveau auch mal Verschnaufpausen einzuräumen.