RB LeipzigNach Pleite gegen Bielefeld: Nordi Mukieles kontroverser Wechsel-Auftritt wirft Fragen nach Teamgeist bei RB Leipzig auf
Viele Gründe hat eine Niederlage, und Thema werden sie erst, wenn es mal wieder so weit ist. So wie bei RB Leipzig nach dem letzten Spiel des Jahres: einem 0:2 gegen den Vorletzten der Bundesliga, Arminia Bielefeld.
Leipzigs neuer Trainer Domenico Tedesco fand für den Saisonabschlussauftritt seines Teams nach nur drei Spielen so deutliche Worte wie selten ein Trainer vor ihm nach nur so kurzer Zeit. Wobei man fairerweise sagen muss: Kein Kollege musste so schnell so klar sagen, was im Kader des Vorsaisonvizemeisters nicht läuft wie geplant. Der 36-Jährige verwendete mehrere Male das Wort "naiv"!
Im Schleichgang zur Seitenlinie
Doch hat es sich damit? War die Mannschaft - mal wieder - nur nicht "reif" genug, um ein Spiel trotz des Heimvorteils und um Längen talentierteren Kaders gegenüber den Gästen aus Bielefeld zu verlieren? Eine Szene des Spiels öffnete einen Blick auf ein mögliches anderes Thema, das die Messestädter gerade negativ beschäftigt und die Auf-und-Ab-Auftritte der vergangenen Monate mit erklärt: den Kabinen-Spirit.
Es war die 65. Minute, als Tedesco zwei Spieler vom Feld beorderte: Kevin Kampl und den einmal mehr indisponierten Nordi Mukiele. Kampl lief eilig vom Feld, Mukiele vom Bielefeler Strafraum aus schlich. Zähe Sekunden verrannen, Tedesco fuchtelte mit den Händen, gab Signal, sich zu beeilen. Der Franzose ließ sich davon nicht beirren. Er schlich weiter Richtung Seitenlinie. Bei einer Ecke für RB. Beim Stand von 0:1 - 25 wenige Minuten vor dem Ende der allerletzten Partie des Jahres.
Gefragt danach, wie er das finde, wand sich der neue Coach um einen Kommentar herum. Verständlicherweise. Deutlicher aber wurde Willi Orban, vormals Kapitän, Mukieles Nebenmann in der Innenverteidigung an diesem Nachmittag - und eine gefühlte Ewigkeit schon im Verein.
"So eine Körpersprache ist nicht gut"
Er habe es nicht bemerkt, sagte der 29-Jährige, dass Mukiele sich derart viel Zeit gelassen habe. Aber ein Urteil fällte er per se trotzdem über Aktionen wie diese, was tief blicken ließ, dass vom ehemals viel besungegen Zusammenhalt im Team der Rasenballsportler gerade vermutlich nicht mehr viel übrig zu sein scheint.
"Wenn es so war, sind das Kleinigkeiten in der Körpersprache, die nicht gut sind", sagte der ungarische Nationalspieler, um dann eine allgemeine Frage aufzuwerfen: Gibt gerade jeder RB-Profi alles für seinen Klub? "Jeder Spieler" so Orban, "sollte sich hinter die Idee und das Wohl der Mannschaft stellen." Sollte sich Mukiele aus Frust über seine Auswechslungen bewußt so viel Zeit gelassen haben, "wäre das alles andere als seriös und reif, sondern naives Verhalten und mannschaftsschädigend. Darüber müsste man dann mit ihm sprechen."
Auch Tedesco deutete an, dass bei der problematischen Gemengelage was die Identifikation mit einem Klub betrifft, den mancher Spieler vielleicht nur als Sprungbrett versteht, der Kabinensegen nicht selbstverständlich ist. Gegen Bielefeld war von Zusammenhalt nichts zu sehen. Die Spieler motivierten sich nicht gegenseitig, bauten sich bei Fehlern nicht aneinander auf, feierte keine gelungene Kleinstaktionen wie eine erfolgreiche Grätsche zusammen oder pushten sich.
Tedesco dürfte die Apathie seiner Spieler im Verhältnis zueinander nicht entgangen sein, inklusive möglicher Verstimmungen bei denen, die er nicht von Beginn an aufgestellt hatte oder wie Mukiele verhältnismäßig früh vom Feld nahm. Der 36-Jährige sprach davon, dass die RB-Kabine voller Talente sei, dass jeder das "Recht" habe, bei RB zu spielen, und dass es seine Aufgabe sei, zu entscheiden, wer spiele - und wer nicht. "Es ist aber ganz, ganz, ganz, wichtig, die mannschaftliche Geschlossenheit zu behalten", fügte er hinzu. "Und dazu ist es wichtig, dass jeder weiß, dass nur RB Leipzig zählt." (RBlive/hen)