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Sieg im Rangnick-Stil „So sieht mein idealer Fußball aus”: Tedesco ändert Spielanlage gegen Wolfsburg radikal

Von Ullrich Kroemer Aktualisiert: 28.08.2022, 12:23

Am Ende brauchte Christopher Nkunku den Ball einfach nur ins leere Tor zu schieben (90.). Zwar war ihm der Ball bei der Annahme versprungen, doch das war dann auch egal, weil Wolfsburg Keeper Koen Casteels in die falsche Ecke unterwegs war. Es war der letzte und 16. Torschuss der Leipziger an diesem Nachmittag plus unzählige nicht gut ausgespielte Konter, durch die die Hausherren die Gäste förmlich ausgehöhlt hatten. So lange, bis der Durchbruch geschafft war und der 2:0-Endstand perfekt. „Wir wollten es erzwingen heute”, sagte Ersatzkapitän Willi Orban erleichtert.

Dabei war die Spielanlage der Leipziger komplett anders als noch vor einer Woche beim 1:2 bei Union Berlin. Statt den Gegner mit Ballbesitz zu ersticken, ließen die Leipziger die Wolfsburger kommen, eroberten Bälle und leiteten ein ums andere Mal bevorzugt über Linksverteidiger David Raum mit langen Bällen Konter ein. Ein Hauch Rangnick-Fußball wehte durch die Leipziger Arena. Vereins-Legende Dominik Kaiser, der sich das Spiel auf der Tribüne ansah, muss dieser Fußball sehr bekannt vorgekommen sein.

RB Leipzig ändert seinen Stil wie ein Chamäleon die Farbe

Während Trainer Domenico Tedesco gegen Union am liebsten 80 Prozent Ballbesitz gehabt hätte, sein Team aber dennoch zweimal ins offene Messer rannte, überließ er nun geplant den „Wölfen” mehr den Ball. Am Ende hatte Leipzig lediglich 42 Prozent Ballbesitz. So wenig wie wohl seit Jahren nicht in einem Bundesliga-Heimspiel. Das erinnerte geradezu an den wilden Überfall-Fußball der frühen Bundesligajahre.

„Wir wollten heute bisschen kompakter und tiefer stehen. Wolfsburg ist nicht so einfach zu pressen. Heute haben wir uns dazu entschlossen, das etwas ruhiger angehen zu lassen”, erklärte Tedesco. Dass Trainer Pressinglinien und Ballbesitzanteile von Spiel zu Spiel und auch innerhalb der Matches variieren, ist mittlerweile fester Bestandteil des Fußballlehrer-Handwerkskastens. Doch dass ein Team seinen Stil innerhalb einer Woche so grundlegend verändert wie ein Chamäleon seine Farbe ist außergewöhnlich.

Tedesco: „Müssen alles im Repertoire haben”

Der Trainer ließ denn nach dem ersten Saisonsieg im vierten Anlauf auch durchblicken, was ihm im Saisonverlauf mit RB Leipzig vorschwebt. „Eine Mannschaft muss imstande sein, alles zu spielen – komplett. So sieht mein idealer Fußball aus”, betonte der 36-Jährige. „Wir können leiden, das hat man heute auch gesehen, haben Balleroberungen, können umschalten. Dann haben wir wieder Momente, in denen wir voll Druck drauf kriegen und Ballbesitzphasen haben.”

Das will der Coach innerhalb eines Spiels variieren, aber auch innerhalb einer Saison. Rasenballsport könnte somit für die Gegner viel schwerer ausrechenbar werden. „Wir haben eine Ballbesitzmannschaft, aber es tut manchmal gut, den Ballbesitz zielstrebig zu interpretieren. Das haben wir heute gemacht”, so Tedesco. „Wir müssen alles können, zumindst muss man alles im Repertoire haben – daran arbeiten wir seit knapp zehn Monaten.”

Orban: „Wolfsburg steht mit der letzten Kette zum Teil vogelwild”

Letztlich ist es stark abhängig vom Gegner, welchen Stil Tedesco seiner Mannschaft verordnet. „Man muss das von Gegner zu Gegner differenzieren”, sagte Orban. „Heute war es teilweise einfach, weil Wolfsburg mit der letzten Kette zum Teil vogelwild steht, teilweise haben sie riesige Abstände. Da ist es einfacher für uns, unsere schnellen Spieler mit schnörkellosem Spiel mit langen Bällen hinter die Kette ins Spiel zu bringen”, so der Routinier. „Das kommt uns entgegen. Das war ein guter Gegner zum richtigen Zeitpunkt.”

Beim Umschalten passierten freilich mehr Fehler als gewohnt. Viel zu viele Situationen spielte das Team nicht präzise genug aus, sonst hätte die Partie auch 6:1 enden können. Die Passquote sank auf 75 Prozent, dafür stieg die Anzahl der gefährlichen Szenen immens. Man darf gespannt sein, welchen Fußball Tedesco seinem Team nach dem Pokalspiel unter der Woche gegen Viertligist Teutonia 05 in einer Woche beim schweren Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt verordnet.

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