RB LeipzigRB Leipzig: Trainer Julian Nagelsmann bereitet Schläfrigkeit seines Kaders Sorgen
Sepp Herbergers Satz "Vor dem Spiel ist nach dem Spiel" gilt auch umgekehrt - und war Thema am Donnerstag auf der Pressekonferenz mit Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann. Vor der Partie gegen Frankfurt am Samstag. Und nach dem 3:1 gegen Union Berlin voriges Wochenende. Das nämlich hatte RB vor der Pause komplett verschlafen und war mit einem 0:1 in die Pause gegangen.
Drüberfahren wie der Tabellenführer
Nagelsmann warnte vor der Fahrt nach Hessen davor, dass diese verpennten Halbzeiten sich im Meisterschaftsrennen rächen werden, wenn sie sein Kader nicht schleunigst abstellt. Denn es war nicht das erste Mal, dass seine Spieler wie mit der Handbremse in eine Partie gingen, nur mit Glück nicht unter die Räder des Gegners gerieten und einem Rückstand hinterherliefen, den sie anschließend mit viel Aufwand egalisierten oder drehen mussten. „Irgendwann klappt das nicht mehr", warnte der RB-Cheftrainer, „und dann reicht das nicht für ganz oben!”
Beim 3:1 (1:0) gegen Gladbach war das in Ansätzen so, beim 1:1 (1:1) gegen die Bayern, beim 3:3 (0:2) gegen Dortmund, beim 3:1 (0:1) gegen Augsburg und dem Spiel gegen Union Berlin.
Nagelsmann gab auf die Frage, wie er sich dieses Verhalten erklärt und beseitigen kann, mehrere Antworten. Erstens: das Verhalten des Gegners. „Manchmal machen die es auch sehr gut so wie Bayern, Dortmund, auch Union. Und es gibt keine Mannschaft in der Liga, über die wir drüberfahren, nur weil wir der Tabellenführer sind. Die machen halt auch mit, haben Trainer und Spieler mit Talent.”
Nagelsmann redet seinem Team ins Gewissen
Zweitens: „Eine Vorbereitung ist nicht mehr so einfach wie vor drei Jahren. Viele Teams treten in der Grundordnung sehr variabel auf, zwar haben sie immer noch Muster, machen aber deutlich andere Sachen als erwartet. In der Pause kannst du dann viel mehr auf das tatsächliche Geschehen reagieren.” So erklärt sich, wieso RB sowohl in den Partien gegen Union, Dortmund oder die Bayern wie verwandelt aus der Kabine kam.
Drittens aber lag ihm besonders am Herzen. Die Antwort betraf allein seinen Kader und die Verfassung, mit der die Startelf in die Spiele geht. „Wir spielen manchmal larifari, was die Defensive anbetrifft”, erklärte Nagelsmann. „Wir haben nicht immer 99 Prozent volle Gier, das Tor zu verteidigen. So wie: Komm' ich heute nicht, komm' ich morgen, mach ich mal ein bißchen. Weil es nicht notwendig ist, steht ja Null zu Null. Fünfte Minute - kriegen wir noch. Haben wir ja bislang auch einigermaßen hinbekommen.” Aber, und das ist die große Gefahr, die der RB-Kader in der Rückrunde läuft: „Irgenwann kriegen wir es nicht mehr hin.”
Nagelsmann hat deshalb am Mittwoch seinem Personal in die Gemüter geredet. "Ich fordere, dass wir die Prozentpunkte noch drauflegen, damit wir keinen schlechten Halbzeiten oder einem Rückstand hinterherlaufen müssen. Irgendwann werden wir es nämlich nicht mehr umbiegen. Und das reicht dann nicht, um ganz oben mitzuspielen.”