Mentalität, Kader, Management RB und Borussia Dortmund im Krisen-Vergleich
RB Leipzig und Borussia Dortmund hinken vor dem Duell am Samstag (18.30, Sky) ihren Ansprüchen in der Fußball-Bundesliga weit hinterher. Was sind die Ursachen für die Krise?

Leipzig - Wenn eines Konstanz hat bei den beiden krisengeschüttelte Topklubs RB Leipzig und Borussia Dortmund, die sich an diesem Samstag zum Duell der Enttäuschten treffen (18.30 Uhr), ist es die Inkonstanz. Vor allem bei den Gästen ist die Amplitude zwischen rauschhaften Auftritten auf der einen und blamablen Vorstellungen auf der anderen Seite immens.
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Gut für RB: Bevorzugt leisten sich die wankelmütigen Borussen peinliche Partien nach großen Flutlichtabenden im Europapokal. In den bisherigen Ligaspielen, die direkt auf die elf vergangenen Euro-Nächte folgten, gelangen den Dortmundern bislang nur zwei magere Siege bei sechs Niederlagen.
Dortmund sieht RB als Champions-League-Gegner
Deshalb griff BVB-Trainer Niko Kovac nach dem Viertelfinal-Einzug in der Champions League am Mittwoch zu einem Kniff. „Wir spielen nicht nur gegen Leipzig in der Bundesliga. Es ist für mich eine Champions-League-Mannschaft", sagte er. Vielleicht hilft die mentale Simulation eines „Königsklassen”-Spiels, um auch in Leipzig eine ähnlich leidenschaftliche Leistung hervorzukitzeln wie in der zweiten Hälfte beim OSC Lille.
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Der BVB hat zwar noch einmal vier Punkte weniger als Rasenballsport auf dem Konto, zeigt sein spielerisches und kämpferisches Potenzial aber wenigstens ab und an. Leipzig hingegen versteckt seine Qualitäten mit wenigen Ausnahmen seit Monaten beharrlich. „Wichtig wäre, dass wir neben der Stabilität anfangen, auch Tore zu schießen, nur mit Nullnulls werden wir unsere Ziele nicht erreichen”, betonte Leipzigs Coach Marco Rose.
BVB will nicht immer, RB kann gerade nicht
Denn auch von RB gibt es aktuell zwei Versionen. Die 0:0-Variante ist dabei bereits die bessere; die schlechtere hört nach Führungen auf, Fußball zu spielen, gibt Spiele leichtfertig aus der Hand und verliert das Konzept. Einfach gesagt: Die Dortmunder können, wollen aber nicht immer, und die Leipziger wollen zwar immer, können aber gerade nicht.
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Bei beiden Klubs liegen die Ursachen der Krise vor allem in der Struktur der Kader mit jeweils etwa einer halben Milliarde Euro Marktwert. Die Schwarz-Gelben ließen Leitwölfe wie Mats Hummels, Marco Reus und Niclas Füllkrug ziehen. Die Idee eines Umbruchs ist nachvollziehbar, doch wurden die Führungsqualitäten nicht gleichwertig ersetzt. Die Zugänge Pascal Groß, Waldemar Anton, Serhou Guirassy und Maximilian Beier sind keine Charaktere, die das entstandene Vakuum adäquat füllen könnten – zumindest nicht in ihrer ersten Saison in Dortmund. Andere, die wie Nico Schlotterbeck das Zeug dazu haben, sind noch nicht so weit.
RB fehlen Olmo, Simakan und Schlager
Auch bei RB Leipzig gelang es nicht, die Brillanz und Ausstrahlung von Dani Olmo, die Leidenschaft von Mohamed Simakan sowie die Mentalität und Klarheit des dauerverletzten Xaver Schlager gleichwertig aufzufangen. Immerhin: Der Österreicher steht gegen den BVB vor seinem Kader-Comeback. Rose kündigte nun mit Blick auf Wehrhaftigkeit und Mentalität erneut an: „Wir werden die Kabine zur nächsten Saison verändern, uns neu ausrichten.”
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Auch im Management lief bei beiden Klubs vieles unrund. Beim BVB knirschte es in der Zusammenarbeit des Trios Lars Ricken, Sebastian Kehl und Sven Mislintat so vernehmlich, dass der Kaderplaner im Februar gehen musste. RB verschob den im Sommer noch hauptverantwortlichen Sportdirektor Rouven Schröder nach Salzburg. Hier wie dort fehlten personelle Konstanz und Plan, um die Kader mit dem nötigen Weitblick und Fingerspitzengefühl zu entwickeln.
Zudem herrscht im Ruhrpott ebenso wie in Sachsen eine riesige Erwartungshaltung der Fans, die beide Vereine nicht gut moderiert bekommen. Der große Unterschied liegt in der Trainerfrage. Leipzig hält bekanntlich bislang zu Marco Rose. Doch einen erneuten Einbruch sollte sich sein Team im Kampf um die Champions-League-Ränge nicht erlauben, sonst ähneln sich BVB und RB auch in diesem Punkt.