Uefa und Fifa sperren Spartak und Russische Nationalelf RBL: „Unterstützen diese Entscheidung” – Sportrechtler äußert Zweifel
Politisch und wirtschaftlich ist Russland bereits isoliert, nun zieht auch der Sport und speziell der Fußball nach. Nachdem die Uefa am Freitag noch Spartak Moskau als Gegner für RB Leipzig im Achtelfinale der Europa League ausgelost hatte, wuchs über das Wochenende die Gewissheit, dass diese Spiele nicht werden stattfinden können. Am Montagabend beschlossen Uefa und Fifa bei Sondersitzungen der Exekutivkomitees nicht nur das russische Nationalteam, sondern auch den einzig verbliebenen russischen Klub Spartak aus den laufenden Wettbewerben auszuschließen. „Der Fußball ist hier voll vereint und in voller Solidarität mit allen betroffenen Menschen in der Ukraine”, begründeten beide Verbände den Ausschluss, der bis auf Weiteres gilt.
Am Freitag direkt nach der Auslosung ging RB Leipzig noch fest davon aus, dass die Spiele stattfinden und die Leipziger auch antreten werden. Am Freitagabend schickte Rasenballsport sogar schon Ticketinformationen für die Partie an die Dauerkartenbesitzer. Doch angesichts der dynamischen Kriegssituation und immer härter werdenden Sanktionen änderte sich die Haltung des Klubs in den vergangenen Tagen ebenso wie die des Verbandes. Auch nachdem die polnische Nationalmannschaft beschlossen hatte, nicht gegen Russland anzutreten, und Tschechien und Schweden folgten.
RB Leipzig zieht automatisch ins Viertelfinale ein
„Wir haben vollstes Vertrauen in die Uefa und ihre Entscheidung”, hatte RB Leipzigs Klubboss Oliver Mintzlaff am Montag geäußert. „Auch wenn wir der Meinung sind, dass Sport grundsätzlich verbindet, verstehen und unterstützen wir diese Entscheidung und hoffen, dass bald eine friedliche Lösung des Konfliktes gefunden wird“, teilte der Klub am Abend nach der Entscheidung mit. Nach den Uefa-Regularien zieht RB damit automatisch ins Viertelfinale ein (7./14. April).
Mintzlaff führte am Wochenende persönlich Gespräche mit Vertretern des europäischen Verbandes. Zwar vermied es RB, zu einem möglichen Boykott oder einer Absage, öffentlich einen klaren Standpunkt zu beziehen. Doch auch klubintern sah man den Ausschluss des Gegners aus der russischen Hauptstadt als einzigen gangbaren Weg an. Neben den moralischen Gründen, wäre das Spiel auch wegen Sicherheitsbedenken nicht tragbar gewesen. Von logistischen Problemen wie der Anreise der Moskauer ganz abgesehen. Nun hat richtigerweise die Uefa, die für die Organisation des Wettbewerbs zuständig ist, Fakten geschaffen. Neben dem Ausschluss kündigte der Verband auch einen gewaltigen Millionendeal mit dem russischen Staatskonzern Gazprom in Höhe von etwa 40 bis 48 Millionen Euro jährlich. Das betrifft auch das Sponsoring für die Heim-EM 2024 in Deutschland. Auch der hochverschuldete Zweitligist Schalke 04 zog die Reißleine und beendete die existenzielle Partnerschaft mit dem russischen Energieriesen.
Darf man Spartak für das Verhalten Russlands bestrafen? – Sportrechtler: „Muss ich bezweifeln”
RB-Trainer Domenico Tedesco hatte einen Boykott gegen seinen Ex-Klub Moskau am Sonntag nach dem 1:0 gegen Bochum noch kritisch gesehen: „Die Geschichte zeigt, dass es immer die Falschen trifft, in erster Linie die Sportler und die Fans”, sagte er. „Ich hätte mir einen anderen Rahmen für dieses Spiel gewünscht. Die aktuelle Situation ist schlimm. Für mich ist Krieg in keiner Situation eine Lösung.”
Der DFB-Präsidentschaftsbewerber Peter Peters bezog gegenüber dem Sport-Informationsdienst hingegen klar Stellung. „Das kann und darf es nicht geben. Es geht um Krieg. Da muss man eine klare Haltung einnehmen", sagte er. Als Mitglied des Councils des Weltverbandes Fifa rät er seinen Kollegen zudem: Die Entscheidung der europäischen Verbände „ist richtig, die Fifa sollte dem folgen”.
Dass die russische Nationalmannschaft ausgeschlossen wird, liege laut dem Sportrechtler Paul Lambertz im Bereich der rechtlichen Möglichkeiten im Kriegsfall. Als Uefa-Mitglied könne Russland „wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine gemäß den Uefa-Statuten bestraft werden. Ein Ausschluss aus der UEFA dürfte zwanglos möglich sein”, kommentierte er auf MZ-/RBlive-Anfrage. Komplizierter ist der Fall bei Klubwettbewerben. „Ob allein die Tatsache, dass ein Klub aus Russland kommt, schon ausreicht, um diesen für das Verhalten Russlands zu bestrafen, muss ich allerdings bezweifeln”, schätzt der Jurist ein.