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RB LeipzigRB Leipzigs Neuzugang Dominik Szoboszlai exklusiv! "Wieso fragen mich immer alle nach Erling Haaland?"

Von Martin Henkel 28.07.2021, 00:54

Dominik Szoboszlai schwitzt für sich auf dem Trainingsplatz des nobelrustikalen Gut Brandlhof in Saalfelden, wo RB sich auf die neue Saison vorbereitet. Der Ungar trainiert seit einer Weile nicht mit der Mannschaft, um Schmerzen im Hüftbeuger loszuwerden, die ihn seit gut zehn Tagen außer Gefecht setzen.

Schon wieder, muss es korrekterweise heißen. Seit seinem Wechsel von Salzburg nach Leipzig im Januar laborierte Szoboszlai an einer Schambeinentzündung. Als die überwunden war, konnte er zwei Wochen beschwerdefrei trainieren - jetzt macht die Hüfte Probleme.

Die Reife eines alten Hasen

Wie geht man als so junge Profi mit solch einer Verletzungsmisere um? Das und anderes haben wir den talentierten Mittelfeldspieler in Saalfelden gefragt - und dabei interessante Einblicke in die Persönlichkeit eines jungen Fußballprofis erhalten, der bereits die Reife eines alten Hasen zu besitzen scheint. Und vielleicht gar nicht so lange in Leipzig bleibt, wie man meinen möchte.

Herr Szoboszlai, während Ihre Kollegen gerade den Feinschliff für den Saisonstart übernächstes Wochenende erhalten, arbeiten Sie individuell und reduziert. Ihre alte Verletzung?
Gott sei Dank nicht. Die Schambeinentzündung ist zum Glück ganz weg. Ich denke, mein Körper war nach der langen Pause noch nicht ganz so bereit für die Belastung, wie wir dachten.

Wann rechnen Sie mit einer Rückkehr ins Mannschaftstraining?
Ich denke Freitag.

Sie waren seit dem Winter verletzt. Nun sind Sie es seit knapp einer Woche schon wieder. Wie sehr wirft Sie das zurück mit Blick auf den Saisonauftakt im Pokal gegen Sandhausen am 7. August?
Das kann ich nicht sagen. Für den Kopf ist das natürlich nicht leicht, aber ich schaue nach vorn. Ich war jetzt sieben Monate raus, diese ein, zwei Wochen werfen mich nicht um.

Sie sind seit Januar schon Spieler von RB, haben aber bis auf einen Test gegen Alkmaar noch keine Partie für Ihren neuen Klub bestritten. Wie ist das deshalb gerade für Sie: ein Comeback oder ein Neustart?
Eigentlich ist es ein Neustart. Ich war ja ein halbes Jahr komplett raus, habe meine Reha gemacht. Mein letztes Training mit der Mannschaft war am 28. Dezember. Und das auch nur mit Schmerzen.

"Das war für den Kopf nicht einfach"

Ihre Verletzung auszuheilen, hat in etwa so lange gedauert wie bei einem Kreuzbandriss. Was macht das mit einem so jungen Profi; Sie sind ja erst 20?
Bei einem Kreuzbandriss hätte ich immerhin gewusst, woran ich bin. Dann kann man rechnen, nach zwei Monaten passiert das, nach vier Monaten das und nach sechs Monaten stehst du wieder auf dem Platz. Bei meiner Verletzung war das leider nicht so planbar. Man musste erst herausfinden, woher es kommt , wie es verläuft, ob die Schmerzen weg sind oder wiederkommen. Das war für den Kopf nicht einfach.

Sie mussten aus demselben Grund auch die EM weglassen, obwohl sie das Trainingslager noch mitgemacht hatten. War es hart oder waren Sie durch die vielen Monaten zuvor darauf vorbereitet?
Nein, es war schon schwer für mich, denn es war mein Traum, diese EM zu spielen. Teilweise in meiner Heimat Ungarn vor 70.000 Zuschauern und dann gegen Top-Teams wie Frankreich, Portugal und Deutschland. Aber was soll’s?! Das Leben geht weiter.

Was haben sie gemacht in der Zeit, waren Sie vor Ort?
Nein, ich war in Leipzig und habe die ganze Zeit trainiert. Aber die EM ist Geschichte. Jetzt reden wir über die Zukunft.

Ihr Trainer ist Vergangenheit und Zukunft in einem, früher ihr Coach in Salzburg, jetzt in Leipzig. Was halten Sie von ihm?
Er ist ein toller Trainer, vor allem ein sehr guter Mensch. Ich kann mir niemanden vorstellen, der schlecht über ihn redet. Er ist nett, er schaut auf alles und will für jeden einzelnen Spieler das Beste. Dass sich jeder wohlfühlt und bekommt, was er braucht.

Szoboszlai über Jesse Marsch: "Er ist ein toller Mensch"

Spielt es eine Rolle, dass Sie sich schon so gut kennen?
Er weiß, was ich kann. Ich weiß, was er kann. Aber trotzdem muss ich mich in Leipzig beweisen und es ist bestimmt nicht so, dass ich gleich immer von Anfang an spielen werde.

Aber Sie wollen?
Natürlich, das will ja jeder. Ich werde mich anbieten und alles im Training geben, was ich habe.

Sie haben unter Jesse Marsch zentral hinter den Spitzen auf der Zehn gespielt, auch mal auf der Acht halblinks, seltener auf der Acht halbrechts. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?
Das kommt auf das System drauf an. Wenn wir zum Beispiel 4-2-2-2 spielen, dann bin ich gern einer der zwei Zehner. Wenn wir 4-2-3-1 spielen, dann hinter den Spitzen, egal wo. Aber unterm Strich: Hauptsache ich spiele.

Sie haben 2019/2020 eine starke Saison gespielt und wurden in Österreich zum Spieler des Jahres gewählt. Sie hätten sonstwo hinwechseln können. Wieso nach Leipzig?
Es ist für mich der richtige Schritt.

Haben Willi Orban und Pete Gulacsi nachgeholfen? Sie sind Nationalmannschaftskollegen.
Nein.

Wovon träumt Szoboszlai?

Nicht ein bisschen?
Warum sollten Sie?

Weil Gulacsi zum Beispiel gebürtiger Ungar ist wie Sie.
Klar haben wir geredet, aber er hat keinen Druck aufgebaut. Nein, es war die Entscheidung von mir, meinem Berater und meinem Vater.

RB Leipzig ist eine Art Zwischenstation, haben Sie neulich in einem Interview angedeutet. Das klingt, als wüssten Sie ziemlich genau, wo Sie hinwollen.
Ja. Für mich ich schon lange klar, was ich erreichen will.

Sie verraten uns, von welchem Karriereziel sie träumen?
(lacht) Nein. So viel aber kann ich sagen: Ich bin auf einem guten Weg.

Mit welcher Fußballliga wachsen Jungen in Ungarn auf?
Mit den großen vier: England, Spanien, Italien, Deutschland.

Die Bundesliga ist mittlerweile eine Art Klassentreffen ehemaliger Spieler und Trainer von Red Bull Salzburg. Beim BVB sind Marco Rose, Stürmer Erling Haaland. Bei Gladbach Hannes Wolf, Stefan Lainer, in Frankfurt Oliver Glasner, Martin Hinteregger, Ex-RB-Spieler Stefan Ilsanker, bei Wolfsburg Xaver Schlager. Bedeutet ihnen das was, dass so viele frühere Kollegen von Ihnen und Ex-Salzburger in Deutschland spielen?
Mit vielen habe ich zusammengespielt, stimmt. Ich freue mich sehr, sie wiederzusehen. Das ist tatsächlich wie ein Klassentreffen. Hier in Leipzig kenne ich ja auch schon einige Spieler.

Wie ist Ihr Kontakt zu Erling Haaland? Sie waren in Salzburg sein Vorlagengeber.
Ich bekomme immer dieselbe Frage gestellt. Warum eigentlich?

Wer weiß, vielleicht weil Haaland ein Star ist?
(lacht) Also ja, ich habe Kontakt zu ihm. Aber er hat seine Karriere, ich meine, er konzentriert sich auf sich, ich mich auf mich. Wenn wir reden, dann nicht über Fußball.

Sie kommen selbst zu einem großen Verein. RB war vergangene Saison Vizemeister, Pokalfinalist und Halbfinalist der Champions League den Sommer zuvor. Was sagt Ihnen Ihr Gespür als Profifußballer – was geht mit RB?
Jede Mannschaft braucht am Anfang Zeit, um in einer Saison anzukommen. Mehr weiß man nicht, das weiß niemand. Es hat ja keiner eine Glaskugel. Aber die Qualität im Training und im Team ist enorm.

Was sind Sie für ein Profi? Fußball ist alles oder gibt es noch ein Leben daneben – in der Stadt, der Umgebung, mit anderen Menschen?
Ich habe auch in Salzburg zwei Jahre nicht in der Akademie, sondern privat gewohnt. Ich kenne mich dort sehr gut aus und hatte richtig viele Freunde. Das wird hoffentlich auch in Leipzig so sein. Suchen und finden – aber der Fokus liegt ganz klar auf dem Fußball.

Das Gespräch führte Martin Henkel