RB-Reporter Martin Henkel ordnet ein Eberl-Aus bei RB Leipzig: "Flirts mit FC Bayern sind hochsensibel"
Max Eberl ist nicht mehr Geschäftsführer Sport bei RB Leipzig. RBlive-Reporter Martin Henkel schätzt die Entlassung, die Folgen für den Klub und Eberl neue Situation ein.
RB Leipzig hat seinen Geschäftsführer Sport Max Eberl am Freitagnachmittag mit sofortiger Wirkung entlassen. Ein Beben am Cottaweg, schließlich war der 50-Jährige der sportlich mächtigste Mann im Klub und sollte den Weg von RB in den kommenden Jahren prägen.
Martin Henkel, langjähriger RB-Kenner und Reporter bei RBlive und der Mitteldeutschen Zeitung, schätzt im Interview die Personalie und die Folgen für Klub und Max Eberl ein.
Martin, was war deine erste Reaktion am Freitagnachmittag auf die Entlassung von Max Eberl bei RB Leipzig?
Martin Henkel: Der Zeitpunkt hat mich überrascht, der Vorgang selbst weniger. Es wurde ja lange immer wieder berichtet über das Verhältnis von Eberl zu RB und die Gerüchte aus Bayern. Seit die Bayern Oliver Kahn und Hasan Salihamidic entlassen haben, war die Tür für Max Eberl offen in München – und er selbst wollte auch durchgehen. Die unbeantwortete Frage bleibt aber: Warum hat RB mit der Trennung nicht bis zur Länderspielpause gewartet? Eigentlich gab es da keine so große Eile. Aber da spielte vielleicht auch das Ego von Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff eine Rolle.
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Wieso das?
Bei RB Leipzig sind Flirts mit dem FC Bayern ein hochsensibles Thema, auf allen Ebenen. Man muss nur an Julian Nagelsmann denken. Die Bayern bedienen sich jedes Jahr bei RB, der Verein ist in diesem Bereich inzwischen extrem sensibel. Und wenn ein kluger Mensch wie Max Eberl als einziges Dementi den Satz "Ich stehe in Leipzig unter Vertrag" hinbekommt, dann kommt das bei den RB-Bossen um Mintzlaff natürlich schlecht an.
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Entsprechend wurde hart durchgegriffen...
Einen ähnlichen Fall gab es schon einmal mit Ralph Hasenhüttl. Im Winter 2017 wollte RB gerne mit seinem damaligen Trainer verlängern, doch der zögerte und hielt den Klub hin, weil es Gerüchte um ein Interesse des FC Bayern gab. Als Hasenhüttl dann im Frühjahr selbst gerne verlängert hätte, machte RB die Tür zu. Das hatte damals ebenfalls weniger sportliche Gründe.
Hat RB Leipzig nun ein sportliches Problem ohne Max Eberl?
Das sehe ich nicht. Eberl hat Strukturen geschaffen, die sind jetzt vorhanden und können von Rouven Schröder und anderen Leuten genutzt werden. Das Scouting bei RB funktioniert auch ohne Max Eberl. Es stehen Vertragsverhandlungen mit Routiniers wie Lukas Klostermann, Yusuf Poulsen oder Kevin Kampl an. Das können Marco Rose und Schröder gemeinsam machen – beide waren übrigens auch in viele Sommertransfers eingebunden, das war keineswegs nur das Werk von Eberl. Er hat viel Geld für gute Zugänge ausgegeben, die neuen Spieler wie Castello Lukeba oder Christoph Baumgartner waren teuer. Es verlässt also kein "Magier" den Klub, der für kleines Geld Top-Talente geholt hat.
Hast du irgendwelche Zweifel, dass Max Eberl in absehbarer Zeit beim FC Bayern unterschreiben wird?
Das ist offen und hängt davon ab, wie Max Eberl seine Situation bewertet. Vielleicht will er auch eine Zeit im Ausland verbringen? Denn eins ist klar: Im deutschen Fußball hat sein Ruf gelitten, er ist – als Manager, nicht als Mensch – der große Verlierer dieser Geschichte und hat sich charakterlich ein stückweit verbrannt. Erst in Gladbach, nun auch in Leipzig. Hier war er erst vor zehn Monaten vollmundig angetreten, um langfristig etwas aufzubauen und dem Bayern den Kampf anzusagen. Aber seit der FC Bayern München erstmals lockte, war es damit vorbei.