Plötzlich Standardstärkstes Team der Liga Zickler erklärt Leipzigs neuen Trumpf
Die Hinrunde in der Bundesliga ist zwar schon fast vorbei, doch RB Leipzig bejubelte dennoch beim 3:1 gegen die TSG Hoffenheim zwei Saisonpremieren, die gerade in dieser Phase der Spielzeit immens wichtig sind. Sowohl Mohamed Simakan als auch Lukas Klostermann erzielten am Samstag ihre ersten Saisontore in der Bundesliga. Beide fielen nach Standards von David Raum, der die drittmeisten Ecken der Liga tritt (65) und nun auch die nötige Genauigkeit und Schärfe bei den Standards gefunden hat.
Zum Abschluss der Hinrunde bei Werder Bremen gegen RB Leipzig an diesem Dienstag (18.30 Uhr/Stream und Ticker) warnten auch die Hausherren auf ihrer Webseite vor den Gästen als nun standardstärkstes Team der Liga. Mit drei Freistoßtoren und insgesamt elf Treffern nach ruhenden Bällen halten die Sachsen den Liga-Topwert.
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Priorität lag auf Verteidigen von Standards
Dabei suchten die Leipziger lange nach der richtigen Passung von Standardflanken und bei der Positionierung. Ohne den verletzten Kopfballkönig Willi Orban fehlte der klare Zielspieler. Dabei hat RB mit Yussuf Poulsen, Simakan, Klostermann, Castello Lukeba und Benjamin Sesko richtig lange Kerls in seinen Reihen.
Dass es aktuell mit den Offensivstandards besser klappt, hängt auch damit zusammen, dass endlich einmal Zeit war, daran zu arbeiten. Erste Aufgabe von Co-Trainer Alexander Zickler, der in Leipzig für ruhende Bälle zuständig ist, war es vor Saisonbeginn, die Verteidigung von Standards zu verbessern. „Wir haben in der vergangenen Saison viel zu viele Standard-Gegentore bekommen. Mir war es in der Vorbereitung sehr wichtig, die Zahl zu minimieren”, betont Zickler im Gespräch mit der MZ. „Es geht um Bereitschaft und Willen, das Tor zu verteidigen. Das hatte für mich Priorität und ich bin da sehr zufrieden.”
Zickler über Standards: „Diesen Trumpf sollte man ziehen”
Erst im zweiten Schritt sei es nun darum gegangen, „Abläufe zu trainieren, Zielräume zu definieren, die Jungs darauf vorzubereiten, ob der Gegner gegen den Mann oder im Raum verteidigt”, erklärt „Zicko”. Vor knapp drei Wochen forderte Marco Roses Assistent: „Wir brauchen wieder mehr Entschlossenheit, Standards als Chance zu sehen, aus einem ruhenden Ball ein Tor zu kreieren. Diesen Trumpf sollte man ziehen, da müssen wir wieder hinkommen.” Diese Vorgabe setzte die Mannschaft durch kreative Varianten, Durchsetzungsfähigkeit im gegnerischen Strafraum und mit Überzeugung um.
„Bei einer Standardsituation kommt extrem viel zusammen”, betont Zickler und erklärt: „Willi Orban hat das Gespür und die Erfahrung, wo der Ball hinkommt. Da geht es darum, sich in der Box in Eins-gegen-Eins-Duellen diese zwei, drei Meter Platz zu verschaffen, die du brauchst, um vor dem Gegner an den Ball zu kommen.”
Sesko kann mit „seiner unfassbaren Sprungkraft eine Waffe” für RB Leipzig werden
Übrigens: Einen Trumpf haben die Leipziger noch gar nicht gespielt – Benjamin Sesko. In Vorbereitungsspielen deutete der 1,95 Meter lange Slowene an, wie immens hoch er springen kann. Auch Standard-Experte Zickler attestiert Sesko großes Potenzial bei ruhenden Bällen. Doch wie auch in vielen anderen Bereichen braucht es bei dem Nationalspieler noch etwas Geduld.
„Die Jungs stehen grundsätzlich oft viel zu nah am Tor, haben gar keinen Einlaufabstand mehr. Um diese Kleinigkeiten geht es”, so Zickler. „Wenn Sesko das Timing für die Standards erstmal hat, kann er mit seiner unfassbaren Sprungkraft eine Waffe für uns werden. Darauf arbeiten wir hin.” Denn gerade wenn die Füße zum Ende eines langes Fußballjahres mal schwer werden und die Kreativität nachlässt, sind Standardtore Gold wert.