Leipzig sucht den Chancen-Masterplan Warum sich RB in Überzahl so schwertat
Yussuf Poulsen lief nach seinem entscheidenden Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 für RB Leipzig gegen Borussia Dortmund (3:2) ganz cool in Richtung Gästeblock, während seine Kollegen – auch die auf der Bank – auf ihn zugestürmt kamen. Xaver Schlager kniete gar vor Poulsen nieder. Mit seinem dritten Tor im dritten Spiel nacheinander war es RB Leipzigs Rekordspieler, der die Nerven bewahrte, seinen Gegenspieler Nico Schlotterbeck mit einer Körpertäuschung aussteigen ließ und wuchtig traf (90.+1).
Poulsen brauchte dafür einen Torschuss, während seine Kollegen vorher schier daran verzweifelten, ihre numerische und spielerische Überlegenheit klarer auszuspielen. 26 Torschüsse hatte RB, doch viel zu selten kamen die Gäste in klare Abschlusssituationen. Klare Chancen landeten fast allesamt in den Armen von Dortmunds Keeper Gregor Kobel oder wie bei Christoph Baumgartners Doppelchance am Pfosten (73.).
Schlager: „So ein Überzahlspiel noch nie erlebt”
„Wir hätten es klarer machen können, aber das ist ja unser Thema der vergangenen Wochen. Das ist uns wieder nicht gelungen”, ärgerte sich Mittelfeldspieler Xaver Schlager. Leipzigs Achter haderte weniger mit der Chancenverwertung als mit der fehlenden Kontrolle über das wilde Spiel gegen zehn Dortmunder. „Ich habe schon ein paar Überzahlspiele erlebt, aber so ein Spiel wie heute noch nie”, rätselte Schlager. „Es war ganz komisch von der Raumaufteilung, von der Spielidee, es war null Rhythmus im Spiel, es kam wenig Spielfluss zustande.”
Zum Problem wurde dabei auch der Matchplan, den sich die Leipziger zurechtgelegt hatten. Vor dem Match hatte sich RB vorgenommen, aus einer Fünferkette heraus aggressiv zu attackieren, Dortmund kommen zu lassen und schnell umzuschalten. So wie bei Lois Opendas Konter, der die Rote Karte gegen Mats Hummels nach sich zog. Doch gegen zehn Gegenspieler fehlten auf Dauer die Flexibilität oder die klaren Ansagen von draußen, den Plan an die neuen Gegebenheiten anzupassen. „Mit einem Mann mehr solltest du nicht schnell umschalten, sondern ruhig bleiben und geduldiger die Chancen herausspielen, was wir zu wenig gemacht haben”, erklärte Schlager. „Da haben wir manchmal die falsche Entscheidung getroffen. Wir müssen es uns vorwerfen, dass wir das nicht konsequenter und klarer zu Ende spielen.”
Rose über Chancenverwertung: „Hoffe nicht, dass mir das als Ratlosigkeit ausgelegt wird”
Das betrifft die Konsequenz in der Defensive ebenso wie die Klarheit in der Offensive. „Ich hoffe nicht, dass mir das als Ratlosigkeit ausgelegt wird, aber ich habe keinen Masterplan”, antwortete Trainer Marco Rose angesprochen auf die Chancenverwertung. „Wir machen Torschusstraining, aber werden keine separaten Torschusseinheiten ansetzen. Wenn wir viele Chancen haben, werden wir die Tore erzielen, wir haben die Qualität dazu”, so der Coach. „Wir müssen konsequenter werden, aber wenn ich den Jungs sage: ,Konzentriert Euch!’ ist das auch ja auch albern.”
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Schlager mochte seinen Offensivkollegen keinen Vorwurf machen, sondern nahm sich selbst in die Pflicht, noch mehr klare Situationen einzuleiten. „Je öfter wir die Jungs in solche Situationen bringen, desto cooler werden sie. Irgendwann werden sie dann treffen”, lautet das Rezept des Österreichers. „Wir erspielen uns viele Chancen, wenn wir die verwerten würden, gingen die Spiele deutlicher aus. Es gibt schon noch viel Luft nach oben bei uns.”
„Es war viel zäh heute bei uns”
So geht RB mit dem Wissen in die nächste Partie in der Champions League gegen Young Boys Bern (Mittwoch, 18.45 Uhr), dass die vergangenen beiden Siege gegen Dortmund und Heidenheim durchaus auch zu Unentschieden hätten schrumpfen können, wenn FCH und BVB ihre Topchancen in den Schlussminuten genutzt hätten. „Wir haben nicht so gespielt, wie wir es können und wollen, waren zu unsauber, hatten zu wenig Kontrolle – es war viel zäh heute bei uns”, haderte Coach Rose. „Das ist gerade unsere Phase, wir müssen uns alles hart erarbeiten, bei uns geht es gerade nicht leicht von der Leber”, kommentierte Schlager. „Aber wenn wir gewinnen, ist das okay.”