Josko Gvardiol Siegtreffer gegen Wolfsburg an seinem 20. Geburtstag - Tedesco: "Er hat sich selbst beschenkt"
Leipzigs Innenverteidiger erzielt das 2:0 gegen den VfL. Sein Trainer lobt ihn, Gvardiol selbst bleibt "professionell - bis zum Saisonende"
An Marvin Matip kommt Josko Gvardiol nicht heran. Der ältere Bruder des Liverpool-Verteidigers Joel Matip schoss September 2015 im Spiel des FC Ingolstadt gegen den 1. FC Köln wie Gvardiol beim 2:0 gegen den VfL Wolfsburg gestern auch ein Tor just an seinem Geburtstag. Es war sein 30., Gvardiols 20., doch Matip hatte auf diesen Treffer neuneinhalb Jahre warten müssen, Gvardiol nur fünf Partien.
Party mit Familie und Freunden?
Sei's drum, besonders war dieser zweite Saisontreffer trotzdem für den kroatischen Innenverteidiger vom sächsischen Bundesligisten. Passiert ja nicht alle Tage, dass man an seinem Ehrentag trifft, dazu noch zum 2:0-Endstand nach einem Konter in Stürmerposition als Abwehrspieler. Entsprechend gut gelaunt zeigte sich der Twen nach der Partie.
„Das war das beste Tor für mich an meinem Geburtstag", sagte Gvardiol. "Ich bin so froh für das Team und meine Kollegen." Klar, dass man nach so einer Partie nicht einfach nach Hause geht, oder? Feiern, ein paar Kaltgetränke konsumieren, Familie, Freunde, Kollegen um sich herum, wo zudem im Anschluss fast zwei Wochen vergehen, ehe das nächste Spiel ansteht. Nein, entgegnete der Innenvertediger auf die entsprechende Nachfrage: "Ich weiß nicht, wie ich feiern werde. Ich muss professionell bleiben, bis zum Ende der Saison."
Im Fußball gibt es für solcherlei Einstellungen den Begriff "Musterprofi". Ob es stimmt, dass der Linksfuss nicht einen draufmachte nach dem Sieg gegen Wolfgsburg und seinem Tor, weiß man nicht. Die Welt der Profifußballer ist mittlwerweile top secret. Vermutlich aber schon.
Ohne die entsprechende Disziplin hätte Gvardiol es in einem halben Jahre bei RB nämlich nie soweit gebracht. Er ist aus der Stammelf nicht wegzudenken, macht so gut wie jedes Spiel und dass, obwohl er wegen seiner EM-Teilnahme kaum Pause vergangenen Sommer hatte.
Gesetzt vom zweiten Spiel an
Vom zweiten Spiel der Saison an war er weitgehend gesetzt - in 29 Partien 22 Mal. Sowohl bei Trainer Jesse Marsch, als auch bei seinem Nachfolger Domenico Tedesco. Der Coach der Sachsen spricht bekanntermaßen ungern über Spieler, das Team steht über allem. Gestern aber ließ er sich zu einer Einzel-Eloge hinreißen. "Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht", sagte der 36-Jährige über Gvardiol, präzisierte "sowohl defensiv als auch offensiv", und schickte seiner Analyse voraus: "Durch ihn sind wir ein Stück weit auch unberechenbar."
Was dem Trainer am Kroaten gefällt: dessen Kampfgeist, ein feiner linker Fuss, seine Abwehrskills und Talente im Spielaufbau sowie dem Vorwärtsdrang Richtung gegnerische Strafräume. Vor allem aber scheißt sich der junge Mann nix, wie es im Jargon so schön heißt. Er hat nie Angst, auch mal riskant zu spielen, um sich gegen Gegner einen Vorteil zu erarbeiten.
"Man muss schon sagen, er ist für unseren Spielaufbau sehr wichtig", sagte Tedesco. "Er hat einen gutren Fuss, sein erster Blick geht immer vertikal. Er ist entweder am Spielaufbau direkt beteiligt oder wenn es über die andere Seite geht, ist er jemand, den man über eine Verlagerung auch finden kann."
Das hat der Coach "relativ gern, dass sich ein IV mit einschaltet, dort dann auch in der gegnerischen Box durch ein Dribbling auftaucht." Ein Herzlicher Glückwunsch der besonderen Art also vom Chef an seinen stabilsten Innenverteidiger nach dessen vielleicht beeindruckendsten Auftritt im RB-Trikot bislang. "Er hat sich heute selber beschenkt."