Mintzlaff verrät bei SpoBis-tagung Sein größter Coup und seine größte Fehlentscheidung bei RB Leipzig
Beim Spobis-Kongress berichtete Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff bemerkenswert offen und ehrlich über seine Arbeit und ließ auch private Einblicke zu.
Hamburg – Oliver Mintzlaff hat als Red-Bull-CEO eines der reizvollsten Ämter im Sportbusiness und war dementsprechend einer der Stargäste auf der Spobis. Bei der weltweit größten Sportbusiness-Veranstaltung sprach der 49-Jährige über die Sponsoring- und Investorenstrategie des Energy-Drink-Giganten mit einem Jahresumsatz von mehr als zehn Milliarden Euro und insgesamt knapp 20.000 Mitarbeitern. Etwa drei Milliarden Euro setzt der Konzern allein ins Mintzlaffs Sparte – Sport, Medien, Marketing – um. Insgesamt 850 Athleten in über 50 Sportarten betreut Red Bull. „Für mich ist das tatsächlich der geilste Job im Sportbusiness, weil die Bandbreite dessen, was wir machen und wo wir uns engagieren, so unfassbar groß ist”, sagte er.
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Natürlich betreibt die weltumspannende Marke das Investment in den Sport vor allem, um die Marke voranzubringen, das räumte Mintzlaff unumwunden ein. Die Antwort auf die Frage: „Was sagt das Dosengeschäft dazu?”, sei einer der Faktoren beim Einstieg in eine Sportart oder in einen Klub. „Natürlich ist es das Bestreben, die Marke weiter präsent und sichtbar zu halten und Umsatz zu generieren, aber wir wollen halt auch Sport mitgestalten”, so der langjährige CEO von RB Leipzig.
Mintzlaff: „Ich brauche mehr Zeit für mich und meine Familie”
Doch Mintzlaff betonte auch: Das einzige Projekt, bei dem der Konzern vorzeitig hingeschmissen hatte, sei das Fußballprojekt in Ghana gewesen. Sonst stehe Red Bull für Nachhaltigkeit. „Es gibt kein Thema, wo wir den Stecker ziehen”, betonte Mintzlaff auf der großen Spobis-Bühne im Hamburger Congress Center. „Dieser lange Atem ist etwas, was uns auszeichnet.” Das gelte für Einzelathleten, die Red Bull in der Regel eine gesamte Karriere lang begleite, aber auch für Teams.
Der Multifunktionär, der weiterhin als Aufsichtsrat Entscheidungsgewalt bei RB Leipzig hat, musste das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren seit dem Tod von Dietrich Mateschitz umfangreich umstrukturieren. Mintzlaff berichtete, dass er mehr als 200 Tage im Jahr unterwegs ist. Das ging nicht spurlos an dem einflussreichen Macher vorbei, der kaum ein Spiel von RB Leipzig verpasst und aktuell auf dem Sprung in die USA ist. „Ich werde dieses Jahr 50 und da merkt man natürlich tatsächlich, dass das Reisen ein Stück weit anstrengender geworden ist”, bekannte er. Nun sagte er bemerkenswert offen: „Das ist jetzt schon hart gewesen. Ich brauche mehr Zeit für mich und meine Familie. Die gemeinsame Zeit ist sehr kurz gekommen, das will und muss ich ändern.” Mintzlaff hat zwei kleine Kinder.
Das „Ja” von Klopp kam „völlig unerwartet”
Und auch auf RB Leipzig kam der gebürtige Rheinländer zu sprechen. Gefragt nach dem besten Deal seiner Laufbahn, nannte Mintzlaff die Verpflichtung von Jürgen Klopp. Nachdem er nach jahrelangen Gesprächen eigentlich nicht mehr daran geglaubt habe, sei es "ein völlig unerwartetes 'Ja, lass uns das machen'" gewesen, was ihn so verblüffte. „Es hat mich wahrscheinlich auch viel länger innerlich getriggert, Jürgen Klopp zu uns zu holen, als er sich selber damit beschäftigt hat”, verriet der Topmanager.
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Auch die größte Fehlentscheidung seines beruflichen Lebens hat mit Rasenballsport zu tun. „Meine größte Fehlentscheidung war dann doch, Julian Nagelsmann ziehen zu lassen, weil Julian für mich der beste Trainer ist, den ich persönlich erlebt habe.” Auch Hasenhüttl, Rangnick und Rose vergaß Mintzlaff nicht zu erwähnen. Doch der heutige Bundestrainer sei eben ein „überragender Trainer, er hatte für mich was Spezielles und wir wären mit Julian Nagelsmann auch gerne einen längeren Weg gegangen.”
Mintzlaff wusste, dass es „schwierig wird für uns”, wenn Nagelsmann geht
Zwar habe sich Ralf Rangnick daran nicht mehr erinnern können, doch er selbst habe sich an das Gentlemen's Agreement mit Nagelsmann gehalten, sich das Angebot des FC Bayern anzuhören, wenn es denn kommt. „Das Paket über 20 Millionen war da, und die Situation war die, dass Julian das wollte, und dann gehört es sich so, dass du an den Tisch kommst”, so Mintzlaff.
Gleichzeitig habe er gewusst, „dass es danach schwierig wird für uns”, sagte er. Nachfolger Jesse Marsch sei zwar ein guter Freund von ihm, „aber ich wusste, dass er zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht der Richtige für den Fußball war, den Julian vorher zu uns gebracht hatte." Im Nachgang sei das sicher „eine der größten Fehlentscheidungen und größten Enttäuschungen” gewesen, dass er in den Verhandlungen mit Nagelsmann nicht noch „drei, vier Runden gedreht” hatte, „obwohl ich nicht weiß, ob es dann geklappt hätte”. Nagelsmanns Zeit beim FC Bayern dauerte nur knapp zwei Jahre.