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Rose-Faktor bei RB Leipzig Anti-Konzepttrainer mit Konzept

Von Ullrich Kroemer 04.11.2022, 06:00

Marco Rose reagiert fast allergisch, wenn er auf seinen Einfluss bei RB Leipzig in den ersten knapp acht Wochen angesprochen wird. „Wer mich kennt, der weiß, dass es mir immer ums große Ganze geht, nicht um mich persönlich”, knurrte RB Leipzigs Trainer nach dem Achtelfinal-Einzug in der Champions League. Er kommt dann so schnell wie möglich auf die Qualität und den Spirit seines Teams und den Fleiß seiner Mitarbeiter zu sprechen. Während sein Vor-Vor-Vorgänger Julian Nagelsmann der Star des Klubs war und diese Rolle auch bisweilen raushängen ließ, was nicht allen Spielern gefiel, nimmt sich der geerdete Rose im Erfolg so gut es eben als Bundesligatrainer geht zurück. Nur soviel mochte der stets coole und smarte 46-Jährige aus seinem Innenleben preisgeben: „Ich bin erleichtert, dass es so gut läuft.“

Das war alles andere als selbstverständlich, als er den Job Anfang September antrat. Der gebürtige Leipziger hatte zuvor noch nie ein Team mitten in der Saison übernommen. Doch sowohl durch seine gelassene Art als auch durch seine klaren Entscheidungen lösten sich die Probleme innerhalb des Teams, des Klubs sowie hinsichtlich des Spielstils in Windeseile in Luft auf.

Rose: „Es gibt keinen Rose-Fußball”

Rose setzte von Beginn an auf die zuvor bei RB ungeliebte Viererkette und beorderte einen Spieler mehr in die Offensive. Er half dem Team mit klaren Automatismen im Spielaufbau aus der Abwehr heraus einerseits zu mehr Aktivität, andererseits zu mehr Sicherheit. Weil RB meist so dominant loslegt wie gegen Donezk, gehen die nun seit zehn Partien ungeschlagenen Leipziger fast immer in Führung und können dann aus bequemer Position heraus kontern.

Rose selbst sagt bescheiden: „Räumen wir damit mal auf. Es gibt keinen Marco-Rose-Fußball, sondern ich hatte viele gute Trainer, ich komme von Red Bull, es ist der Fußball, den wir uns zusammen erarbeiten, der den Jungs Spaß macht, weil es nicht nur gegen den Ball, sondern auch um die Qualität mit dem Ball geht.”

Der Fußballlehrer ist ein Anti-Konzepttrainer mit Konzept, der zwar taktische Tiefe hat, aber öffentlich nicht als neunmalkluger Einser-Absolvent mit asymmetrischer Abwehrkette und abkippenden Sechser daherkommen will, sondern für den die Grund-Tugenden des Fußball mindestens ebenso wichtig sind, wie taktische Kniffe. Ein Mann der Mitte, der Ballbesitz und Pressingfußball in der richtigen Balance vereint, fast ausschließlich nachvollziehbare Entscheidungen trifft – taktisch ebenso wie personell – und immer den richtigen Ton trifft.

Problemlöser: Rose bringt die Problemfälle in Schwung

Vor allem aber löste er die individuellen Problemfälle im Team, von denen es viele gab. Dominik Szoboszlai hat endlich seine Position als Zehner gefunden und spielte unter Rose immer von Beginn an. Xaver Schlager ist gerade unersetzbarer Teil einer Achse im Zentrum; Amadou Haidara neben ihm spielt plötzlich so selbstbewusst und reif wie noch nie. Der nun leider verletzte Timo Werner fremdelte unter Tedesco mit dem System und wird nun wieder mit den Bällen bedient, die er braucht. Mohamed Simakan schulte er zum Rechtsverteidiger um, obwohl der das anfangs gar nicht wollte. Und Mittelstürmer André Silva hat unter Rose seinen Torinstinkt wiedergefunden. „Das liegt viel am Trainer“, lobte Routinier Emil Forsberg. „Er ist gekommen, hat uns viel gepusht, nimmt uns jeden Tag im Training mit. Dann kommst du in Schwung und wir folgen ihm.“ Ein Best-Ager mit Lebenserfahrung und Gelassenheit.

Es spricht für Rose, dass er nach dem „Königsklassen”-Trumph völlig uneitel berichtete, dass nicht immer alles nur seinem Trainergenie entspringt, sondern bisweilen auch Impulse aus der Mannschaft heraus entscheidend sind. So nahm er den Rat von Star Christopher Nkunku an, ihn doch bitte nicht weiter auf dem Flügel einzusetzen. „Christo hat mir bisschen auf die Sprünge geholfen. Er kam zu mir und sagte: ,Trainer, ich muss näher ans Tor heran, ich fühle mich im Zentrum viel wohler.‘ Der zuvor in drei Spielen unter Rose torlose Nkunku hat seither acht Treffer erzielt. „Seitdem nimmt der Trainer den Rat seines Spielers an”, berichtete Rose.

Roses Herausforderung: „Versuchen, ein absolutes Spitzenteam zu sein”

Kein Zweifel: Rose und RB – das ist eine perfekte Symbiose, die Spieler und Trainer zu mehr antreibt. „Wir wollen dranbleiben, uns nicht von Lobeshymnen einlullen lassen, sondern versuchen, besser und schärfer zu werden, ein absolutes Spitzenteam zu sein, dass immer auf den Punkt da ist”, forderte Rose am Ende des Abends in Warschau. „Das ist schon eine große Herausforderung, daran zu arbeiten.”

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