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RB Leipzig„Schwierig, ihm was anzudichten”: Union wiegelt Rassismus-Vorwuf gegen Hübner ab – DFB ermittelt

Von (RBlive/dpa/sid/ukr)
16.01.2021, 16:50
„Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun”: Nadiem Amiri (links) nimmt die Entschuldigung von Florian Hübner an. 
„Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun”: Nadiem Amiri (links) nimmt die Entschuldigung von Florian Hübner an.  imago/Matthias Koch

Bayer Leverkusens Profi Nadiem Amiri hat eine schnelle Entschuldigung angenommen. Der Wirbel um die Rassismus-Vorwürfe ist aber für den 1. FC Union Berlin damit noch nicht vorbei. Manager Oliver Ruhnert wies am Samstag eine angebliche Entgleisung von Verteidiger Florian Hübner zurück. Union Berlin ist der nächste Gegner von RB Leipzig zum Abschluss der Hinrunde (Mi., 20.30 Uhr).

Die Worte „Scheiß Afghane“ in Richtung des deutschen Fußball-Nationalspielers Amiri sollen demnach nicht gefallen sein. „Er hat sich so nicht geäußert”, sagte Ruhnert in einem digitalen Pressegespräch des Fußball-Bundesligisten. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gab kurz darauf bekannt, dass der Kontrollausschuss zu Beginn der Woche Ermittlungen einleiten wird, nachdem Schiedsrichter Florian Badstübner die Geschehnisse im Spielbericht vermerkt hatte. Eine Sanktion gegen den 29 Jahre alten Verteidiger durch den Verein werde es nicht geben.

Union-Manager Ruhnert: „Für uns hat es diese rassistische Thematik so nicht gegeben”

Manager Oliver Ruhnert erklärte, dass die Aussage von Hübner wohl etwas „überinterpretiert” worden sei. Auf beiden Seiten habe es hitzige Wortausbrüche gegeben. Hübner habe erklärt, dass er sich nicht so geäußert habe. „Für uns hat es diese rassistische Thematik, wie sie jetzt gerade dargestellt wird, so nicht gegeben”, betonte Ruhnert. Außerdem könne im Fall von Hübner überhaupt nicht die Rede von Rassismus sein, sagte Ruhnert und argumentierte mit Hübners Partnerin. „Er ist ja nun bekanntlich liiert mit einer Frau, die zumindest von der Hautfarbe anders ist als weiß", sagte der Manager, von daher sei es „wohl auch ganz schwierig, ihm da etwas anzudichten”.

Für Amiri war die Angelegenheit im Stadion an der Alten Försterei am Samstag erledigt. „Er ist zu mir in die Kabine gekommen. Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun. Er hat mir das glaubwürdig versichert, deswegen ist die Sache für mich erledigt”, wurde der 24-Jährige von seinem Verein zitiert.

Welche Aussagen nun tatsächlich gefallen sind, ist sowohl nach Amiris Statement wie nach den Aussagen Ruhnerts weiter offen. Laut Union-Manager habe es während und nach dem Spiel ungewöhnlich viele hitzige Äußerungen von Spielern beider Vereine gegeben. Entschuldigungen seien nach der Partie von beiden Seiten ausgetauscht worden. Mit Leverkusen sei man im Reinen, betonte Ruhnert.

Ruhnert: Tah kenne Vorwürfe nur vom „Hörensagen”

Was immer auch gesagt wurde, Hübners Reue muss für Amiri überzeugend gewesen sein. Zuvor war er auf dem Rasen aufgewühlt und empört ob der verbalen Auseinandersetzung. Nur durch die klaren Worte seines Bayer- und DFB-Kollegen Jonathan Tah im DAZN-Interview wurde der Vorfall in seiner Tragweite publik. Ruhnert unterstellte nun, auch Tah kenne die Worte nur vom „Hörensagen”.

Auf TV-Bildern ist nur zu sehen, wie sich Amiri aufgebracht mit mehreren Kontrahenten unterhält. Gestik und Mimik der Beteiligten verdeutlichen die angespannte Stimmung. Auslöser war offenbar ein Disput über ein vermeintliches Foulspiel kurz vor dem Union-Siegtor von Cedric Teuchert (88. Minute). Amiri hatte danach gemeckert und war vom Schiedsrichter verwarnt worden.

„Ich kann es nicht beweisen, ich werde das ansprechen, wir werden versuchen, das zu klären”, versprach Union-Trainer Urs Fischer. Der Wirbel um die verbalen Anfeindungen überlagerte das dramatische Ende des Bundesliga-Topspiels und auch den unveränderten Sensationskurs der Eisernen.

Topklub-Schreck Union

Union Berlin stehe klar für Anti-Rassismus, verdeutlichte Kommunikationschef Christian Arbeit in einer ersten Reaktion. „Wir entschuldigen uns dafür, wenn das so gefallen ist. Es tut uns leid, das möchten wir gerne auch hier noch mal den Gästen mitgeben”, betonte der Pressesprecher. Auch Fischer hatte sensibel auf die Vorfälle reagiert.

Amiri, dessen Eltern in den 80er Jahren aus Afghanistan nach Deutschland kamen, soll nach dem Spiel aufgelöst in der Kabine gesessen haben. Sein Freund und Kollege Kerem Demirbay machte dem Referee den Vorwurf, die Situation nicht im Blick gehabt zu haben.

Die sportlichen Aspekte eines am Ende dramatischen Fußball-Abends gerieten in den Hintergrund. Union Berlin ließ nach dem FC Bayern (1:1) und Borussia Dortmund (2:1) auch den nächsten Topklub verzweifeln und hat sich vor dem letzten Hinrundenspiel bei RB Leipzig als vorläufiger Tabellenvierter zwischen den Branchenführern etabliert. „Auf Augenhöhe” mit den Großklubs sieht Fischer seine Eisernen aber noch lange nicht. „Ich glaube, dass wir da noch einiges zu lernen haben.”