Anekdote aus der RB-Geschichte Mit diesem Trick lockte Rangnick Kapitän Kaiser nach Leipzig
Ralf Rangnick war schon immer kreativ, wenn es um die Verpflichtung neuer Spieler ging. Als er Chinedu Obasi zur TSG Hoffenheim lotste, war der erstaunt und fragte: „Coach, where are the people? Ich sehe nur Kühe und Felder?" So erzählte es Rangnick der Süddeutschen Zeitung. Und Carlos Eduardo hatte er zwei Millionen Einwohner versprochen – und dabei die ganze Metropolregion einbezogen. Hoffenheim hat lediglich gut 3.000 Einwohner.
Kein Rohbau, kein Baggerloch – nur eine Containerburg
So ähnlich lief das auch bei RB-Vereinsikone Dominik Kaiser, der als einziger Spieler hierzulande überhaupt mit einem Klub in allen Ligen und Wettbewerben von der Regionalliga bis zur Champions League gespielt hat. Als Kaiser 2012 als hoffnungsvolles Talent mit zehn Bundesligaspielen im Kreuz in die Regionalliga nach Leipzig wechselte, trat er seinen Dienst mit Erstaunen an. „Ich war schon ein bisschen überrascht, als ich an meinem ersten Tag in Leipzig an den Cottaweg fuhr, und noch gar nichts vom neuen Trainingszentrum stand – nicht mal ein Bagger. Ralf Rangnick hatte mir den Wechsel mit seinen Schilderungen etwas anders schmackhaft gemacht”, erinnert sich Kaiser lachend.
Statt eines Rohbaus oder wenigstens einer Baugrube fand der Spielmacher nur einen Containertrakt vor, in dem die Spieler in den ersten Jahren ihre Kabinen und sogar eine Sauna hatten. Der Kraftraum war in einem Bierzelt nebenan untergebracht. Bis Kaiser dann sein Zimmer in der etwa 35 Millionen Euro teuren Akademie beziehen konnte, dauerte es noch drei Jahre. Bereut hat er den Wechsel nach Leipzig dennoch nie.
Keimzelle des Erfolgs von RB Leipzig
Vielmehr wurde die Containerburg zur Keimzelle der Erfolge und zum Synonym der Festung RB Leipzig, die Spieler und Staff gedanklich um sich herum errichteten, um sich einerseits gegen alle externen Anfeindungen und Herausforderungen in der Regionalliga und 3. Liga und andererseits den internen Aufstiegsdruck zu wappnen. „Von den Typen her war das für mich die geilste Zeit”, sagt Kaiser. „Wir haben uns wirklich super verstanden, das war ein ganz großes Pfund in den Anfangsjahren, um die Aufstiege zu meistern.”
Hätte er gehört, dass in Leipzig nicht einmal eine feste Umkleide an den Trainingsplätzen gibt, hätte der langjährige Kapitän vielleicht nie zugesagt. Übrigens: Auch als das Medieninteresse an Transfers größer wurde, ließ sich Rangnick stets etwas einfallen. Kevin Kampl etwa war drauf und dran, mit seinem Mentor Roger Schmidt von Bayer Leverkusen nach China zu wechseln.
Verpflichtung von Kampl wie im Agententhriller
Doch Rangnick grätschte dazwischen und mietete ein leerstehendes Haus in Köln an, um den Mittelfeld-Taktgeber zu überzeugen. „In einer Nacht-und-Nebel-Aktion in einem verlassenen Haus in Köln haben wir uns getroffen”, erzählte Kampl mal. „Es war alles geheim damals, ich durfte in keinem auffälligen Auto kommen.” Der Plan ging auf: Der Transferplan blieb geheim und Kampl wechselte überraschend nach Leipzig. Noch so ein prägender Transfer.
Der Text stammt aus dem Buch „RB Leipzig – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten” (Klartext-Verlag, 2021, 16,90 Euro) von RBlive-/MZ-Autor Ullrich Kroemer. In dem Büchlein sind etwa 60 Anekdoten und Stories aus der RB-Geschichte nachzulesen.