Trotz Trainerdiskussion und Unentschieden-Krise: So bestand RB den Charaktertest
RB Leipzig atmet nach einem dominanten Pokalauftritt auf und erhofft sich einen Schub für die Liga. So gelang der Kraftakt nach unruhigen Tagen.
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Leipzig – Am Ende schwappte bei RB Leipzigs Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg (1:0) sogar mal wieder Euphorie durch das Leipziger Stadion. Wolfsburg musste aufmachen, die Leipziger drängten konternd auf das 2:0 und hatten in den letzten zehn Minuten mehrere Großchancen am Stück. Ein solch dominantes Powerplay nach einem lange hart umkämpften Spiel hatte es schon länger nicht mehr gegeben.
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So waren die Leipziger Spieler denn auch befreit nach dem bestandenen Charaktertest. „Ich bin erleichtert”, sagte der Ex-Wolfsburger Ridle Baku. „Es war ein geiles Pokalspiel.” Zwar machte RB längst nicht alles richtig, leistete sich wieder falsche Entscheidungen in der Offensive, Pässe in die Schnittstelle fanden keinen Abnehmer oder Bälle gingen im Mittelfeld verloren. „Es gab im Mittelfeld ganz viele enge Situationen, in denen klar war, dass es mit viel Tempo in die eine oder andere Richtung geht, wenn wir den Ball gewinnen oder verlieren”, sagte Trainer Marco Rose.
Griffiges Pressingnetz
Zu Beginn ließen die Hausherren die Gäste noch zu viel im letzten Drittel und gar im Strafraum kombinieren, doch Leipzig arbeitete sich immer besser in die Partie herein, stand in den Defensivreihen gut gestaffelt und kompakt und bildete mit zunehmender Spieldauer endlich wieder mal ein griffiges Pressingnetz. Das Sechser-Duo harmonierte gut, besonders der junge Arthur Vermeeren führte und gewann viele wichtige Zweikämpfe.
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Generell erwarteten die Leipziger Wolfsburg auch mal tief in der eigenen Hälfte, um dann selbst ins Konterspiel zu kommen, was auch gelang. In der zweiten Hälfte war RB bis auf die Anfangsphase mit zwei Wolfsburger Chancen die bessere und deutlich dominantere Mannschaft mit Zug zum Tor. Der Wert der Expected Goals war mit 2,46 zu 0,81 so hoch wie lange nicht mehr bei RB.
Baku: „Bringt nichts, sich zu zerfleischen”
„Es ist einfach mal wichtig, Spiele zu gewinnen. Wir müssen einfach gucken, dass wir konstant Leistung bringen, das ist das A und O”, sagte Ridle Baku. „Es ist schwierig, wenn du immer wieder negative Erlebnisse hast, dir Dinge vornimmst und immer wieder enttäuscht wirst. Aber es bringt nichts, sich zu zerfleischen. Gegen Heidenheim haben wir zwei Tore gemacht und sind zurückgekommen, das gibt uns Antrieb und das musst du mitnehmen – alles andere bringt nix”, sagte Baku.
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Im DFB-Pokal hat RB nun die „Chance auf etwas Großes aufrechterhalten”, wie Trainer Rose sagte. Ebenso wichtig ist, den Pokalschwung in die Liga und die kommenden drei Spitzenspiele gegen Mainz, Freiburg und Dortmund mitzunehmen.
„Haben den Anspruch, gewinnen zu müssen”
Mit Mainz komme am Samstag „wieder ein energetischer Gegner, der viel investiert, da müssen wir wieder so energetisch verteidigen wie heute und unsere Torchancen nutzen”, forderte Rose. „Wir sollten schauen, die restlichen elf Spiele so erfolgreich wie möglich zu gestalten, um unsere Ziele zu erreichen. Dafür müssen wir bei uns bleiben, das haben wir gut hingekriegt die Tage.”
Rechtsverteidiger Baku sagte mutig: „Leipzig ist ein großer Verein, wir haben Ambitionen und qualitativ mit den besten Kader in der gesamten Liga – da hast du auch den Anspruch, gewinnen zu müssen. Die Mannschaft lebt, jetzt musst du am Samstag auch gegen Mainz gewinnen.”