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  5. Tumulte und Straftaten nach Spiel bei Union Berlin: Weshalb die Situation zwischen RB-Fans und Polizei Berlin eskalierte

Tumulte mit Straftaten an der Alten Försterei Weshalb die Situation zwischen RB-Fans und Berliner Polizei eskalierte

Von Ullrich Kroemer Aktualisiert: 26.08.2022, 15:36

Die Fans von RB Leipzig sind nicht dafür bekannt, Stress mit der Polizei zu haben. Doch nach dem Spiel bei Union Berlin (1:2) gab es gleich zwei Vorfälle, in denen sich Anhänger von RB und die Berliner Beamten körperlich auseinandersetzten. Dabei kamen nicht nur zwei Fans von RB Leipzig zu Schaden, wie der Klub am Sonntag mitgeteilt hatte, sondern die Polizei stellte bei dem Einsatz auch zwei Körperverletzungen, einen tätlichen Angriff auf einen Polizeibeamten sowie zwei Landfriedensbrüche fest, wie sie auf RBlive-Anfrage mitteilte. Anders als am Montag zunächst von der Polizei angenommen, waren bei den Tumulten keine Fans von Union Berlin beteiligt.

Seinen Ursprung hatte der Konflikt im Gästeblock von RB Leipzig, wo es während der ersten Hälfte zu einem etwa einminütigem Gerangel unter RB-Fans gekommen war. Grund soll ein Provokateur gewesen sein, der danach aus dem Block entfernt wurde. Laut Fanprojekt hatte die Polizei noch in der Halbzeitbesprechung keine Notwendigkeit gesehen, den Vorfall weiter zu verfolgen.

Offenbar durch die Auswertung von Videobildern während des Spiels konnte die Polizei jedoch eine „gefährliche Körperverletzung mit mehreren Beteiligten” feststellen. „Im Verlauf des Spiels konnte ein Täter identifiziert werden”, teilte ein Polizeisprecher mit.

Polizei Berlin: Beamte wurden mit Tritten, Schlägen, Platikflaschen attackiert

Danach unterscheiden sich die Darstellungen in Details. Laut einem Polizeisprecher sprachen Einsatzkräfte einen RB-Fan an, der dem Täter der Blockschlägerei optisch glich. Daraufhin „solidarisierte sich eine rund 60-köpfige Gästefan-Gruppe mit dem Tatverdächtigen und bedrängte die Einsatzkräfte. Dabei ergriffen Teilnehmer der Gruppe den Tatverdächtigen und versuchten diesen aus dem polizeilichen Gewahrsam zu befreien”, heißt es in der Stellungnahme der Polizei. Die Einsatzkräfte seien „aus der Gruppe heraus mit Tritten und Schlägen attackiert und mit Plastikflaschen sowie -bechern beworfen” worden. Um das zu unterbinden, setzen die Polizistinnen und Polizisten Reizstoff gegen die Leipziger Fans ein.

Als sich herausstellte, dass der Festgehaltene nicht der Täter ist, sei dieser sofort wieder entlassen worden. Als die Polizei dann auf dem Parkplatz der Gästebusse den tatsächlichen Täter identifizierte, wiederholten sich die Szenen. Die Einsatzkräfte seien durch „Flaschen- und Fahnenwürfen sowie mit Schlägen mit einer Fahnenstange” attackiert worden. Erneut durch Pfefferspray und den Einsatz von Diensthunden mit Maulkorb habe die Lage beruhigt werden können.

Fanprojekt Leipzig: „Ohne Ansprache zweimal in Gruppen von Fans von RB Leipzig hineingegangen”

Das Fanprojekt Leipzig, dessen Mitarbeiter den Vorfall vor Ort miterlebten, schildern die Situation in nicht unwesentlichen Punkten anders.

„Die Polizei ist ohne Ansprache zweimal in Gruppen von Fans von RB Leipzig hineingegangen, hat Tatverdächtige herausgezogen und sofort Pfefferspray eingesetzt, als diese festgehalten wurden”, berichtet Christian Zomack vom Fanprojekt auf Nachfrage. Das hätte verhindert werden können, indem die Einsatzkräfte zuvor Absprachen mit Fanbeauftragten und Fanprojekt getroffen hätte, so Zomack beziehungsweise eine Ansprache an die Gruppe gerichtet hätte.

„Unserer Ansicht nach hätte die Polizei in dieser Situation deeskalativ handeln müssen. Es waren von RB Leipzig und vom Fanprojekt insgesamt sechs professionelle Fanarbeiter vor Ort. Normalerweise ist es auch der Polizei bekannt, dass Fanbeauftragte und Fanprojekt in schwierigen Situationen vermitteln können, um eine Eskalation wie die vom Wochenende zu vermeiden”, sagt er. „Dass es aber seitens der Polizei überhaupt keine Kommunikation mit uns gab, können wir nicht nachvollziehen und sehen wir kritisch.”

RB-Fan kollabiert durch Pfefferspray, Frau am Hinterkopf verletzt

Laut Zomack hätten zehn bis 15 Fans, auch an dem Gerangel unbeteiligte, akute Symptome durch den Pfefferspray-Einsatz gehabt. Ein Anhänger von Rasenballsport kollabierte daraufhin und wurde von Rettungskräften kurzzeitig ins Krankenhaus gebracht, bestätigt auch die Polizei. Bei dem zweiten Zugriff auf dem Parkplatz stürzte eine Frau mittleren Alters und verletzte sich dabei am Hinterkopf.

RB Leipzig will sich zunächst nicht zu dem Vorfall äußern, sondern sucht den Austausch mit der Berliner Innensenatorin Iris Spranger und dem Führer der Hundertschaft, um die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes zu hinterfragen.

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