Bundesliga-Duell am Samstag Kampf der Fußball-Ideologien: Union-Fans setzen Schweige-Protest gegen RB fort
15 Minuten eisernes Schweigen. Die mit Hingabe als Kampf der Fußball-Ideologien gepflegte Rivalität zwischen Union Berlin und RB Leipzig fordert auch Urs Fischer in besonderer Weise heraus.
Vor dem nächsten Bundesliga-Duell am Samstag (18.30 Uhr/Sky) will der Trainer der Eisernen gerade seine neuen Spieler zur akustischen Vorwarnung speziell auf die ungewöhnliche Atmosphäre in den ersten Minuten im Stadion an der Alten Försterei vorbereiten.
„Das werden wir mit Sicherheit ansprechen, wenn es so sein sollte“, sagte Fischer. „Gerade die neuen Spieler haben jetzt auch kennengelernt, wie es ist, wenn du hier aufläufst, gerade im Derby, was das Publikum bewirken kann. Das sollte man schon ansprechen, wenn das Publikum 15 Minuten ein bisschen leiser ist“, fügte er an.
Union Berlin hält an Schweige-Protest gegen RB Leipzig fest
Aus Protest gegen das auf das Mäzenatentum von Getränke-Milliardär Dietrich Mateschitz aufgebaute RB-System schweigen die Union-Fans traditionell in der Anfangsviertelstunde. Das sollte auch diesmal so sein, meint man bei Union.
„Da sich an der Situation, um die es dabei geht, gar nichts verändert hat, wüsste ich nicht, welchen Grund es geben könnte, dass sich an dem Verhalten der Fans, dazu Stellung zu nehmen, irgendwas verändert haben könnte“, sagte Kommunikationschef Christian Arbeit.
Beharrlich wird in Köpenick von „Rasenballsport“ Leipzig gesprochen, um Sponsor- und Club-Name RB nicht als Synonym in den Mund zu nehmen. Auch bei Union pflegen sie ihre Dogmen. So ernst es vielen Fans mit dem Protest auch sein mag, mittlerweile schwingt da schon ein bisschen Folklore mit. Zumal es genug sportliche Themen gibt.
Union Berlin hat sich sportlich vor RB Leipzig emanzipiert
RB steuert nach zwei Remis auf eine Ergebniskrise zu. Union hingegen zelebriert den besten Saisonstart seiner Bundesliga-Historie, ist zudem saisonübergreifend neunmal nicht geschlagen. Dreimal in Serie wurde der finanzstärkere Club aus Sachsen in der Liga mit 2:1 bezwungen. Ein Fakt, der auch am Samstag Selbstvertrauen geben kann, meint Fischer.
„Das Gute ist, wir kennen das Gefühl. Das musst du mitnehmen“, sagte der Schweizer, der aber natürlich routinemäßig auch vor der Qualität der Leipziger warnt. Durch die Verpflichtung von Timo Werner habe der Gegner enorme Schlagkraft in der ohnehin starken Offensive gewonnen. RB sei die „Topmannschaft“, nicht seine.
Die Vorzeichen haben sich dennoch drastisch verändert im Vergleich zum ersten Bundesliga-Spiel von Union vor drei Jahren, als RB zur Premiere in die Alte Försterei kam und mit 4:0 leicht und locker siegte. „Am Schluss brauchen wir ein optimales Spiel“, meinte Fischer. Dass bei RB zum Saisonstart vieles nicht optimal lief, spielt für den 56-Jährigen gar keine Rolle.