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"Die Stimmung war am Kippen" Trotz Viertelfinaleinzug: Unmut einiger RB-Fans trifft Timo Werner

Von Martin Henkel Aktualisiert: 02.02.2023, 10:54

Timo Werner, der Fußballer, zu sein, ist nichts, wofür man den Stürmer von RB Leipzig jederzeit beglückwünschen möchte.

Er ist Rekordtorschütze der Sachsen, er ist Champions-League-Sieger mit dem FC Chelsea, Nationalspieler, Confed-Cup-Sieger, fährt einen Ferrari, hat Freundin und ein gut gefülltes Konto - und dennoch: Am Mittwochabend beim 3:1 im Pokal gegen die TSG 1899 Hoffenheim konnte man nach seiner dritten vergebenen Großchance neben diversen anderen Beleidigungen auch vereinzelte „Hurensohn"-Rufe aus den eigenen Fanreihen hören.

Verflucht seit 2017

Diese Unflätigkeit verfolgt den Stürmer wie ein Fluch, seit er bei einem Spiel gegen den FC Schalke 04 August 2017 mit einer Strafraumschwalbe auffällig wurde. Aus dem eigenen Fanblock aber, das ist neu.

Der im Sommer nach Leipzig zurückgekehrte Stürmer hatte sich im November verletzt, dadurch die WM verpasst, gerade sucht er Rhythmus und Form, und auch wenn er gegen Hoffenheim am Ende das 3:1 erzielte, waren zuvor Aktionen dabei, die davon erzählen, wie schwer ihm die Suche momentan fällt. Oft lief er ins Abseits, verhedderte sich in Dribblings, schoss sich einmal selbst ins Gesicht.

>>> Lesen Sie hier: Die RB-Profis in der Einzelkritik gegen Hoffenheim

Der Frust sitzt tief, wie sich zeigte, als Werner nach dem Treffer seine Hand ans Ohr legte und ein Foto davon später auf seinem Instagram-Account veröffentlichte, was man normalerweise nur sieht, wenn gegnerische Fans einen Spieler verhöhnen. Nicht aber gegenüber dem eigenen Anhang.

Rose: "Hätte ihn auch 180 Minuten spielen lassen"

Trainer Marco Rose hatte die Misstimmung auf den Rängen sehr wohl wahrgenommen. Er umarmte Werner deshalb nach seinem Treffer  demonstrativ eng, dann spang er ihm bei: "Timo lebt von Toren und er war jetzt ein paar Monate raus und muss jetzt durch unsere Kaderkonstellation schnell liefern. Gerade sucht er seinen Rhytmus und seine Form. Eine völlig normale Sache. Ich erwarte von ihm, dass er da dran bleibt."

>>> Lesen Sie hier: Die Stimmen zum RB-Einzug ins Pokal-Viertelfinale

Was für den 46-Jährige gar nicht geht vor diesem Hintergrund? Das Gemaule, Gemecker und Gestöhne auf den Rängen, wann immer Werner etwas misslang nach der Pause, und zwar auf den eigenen. "Ich verstehe das Drumherum nicht", sagte Rose. "Deshalb habe ich ihn auch draufgelassen und ich hätte ihn auch 180 Minuten spielen lassen. Weil ich weiß, wie ein Stürmer funktioniert. Er braucht Vertrauen, ein Tor, da hatte ich Glück, dass er es heute gemacht hat. Die Stimmung drumherum war am Kippen. Das finde ich schade. Timo haut sich rein, er sieht nicht immer glücklich aus, aber er hat ein wichtiges Tor für uns geschossen."

Und es wird noch mehr davon brauchen, wenn die Sachsen die kommenden Wochen ohne ihre Topstars Dani Olmo und Christopher Nkunku, die beide verletzt sind, erfolgreich über die Winterbühne bringen wollen. "Wir brauchen Timo in den nächsten Wochen", mahnte Rose und forderte die Fans aus: "Alle sollten sich Mühe geben, jedem unserer Spieler ein gutes Gefühl zu geben. Das hilft uns. Enorm."

Klarstellung zur Berichterstattung: In unserer ersten Version dieses Texten konnte der Eindruck entstehen, dass es kollektive, verunglimpfende Sprechchöre gegen Timo Werner gegeben haben. Das war natürlich nicht der Fall. Die Stimmung war kritisch und es hat vereinzelte, massiv beleidigende Äußerungen gegen den Stürmer gegen (darunter auch das "H-Wort"). Wir haben den Text entsprechend angepasst, um einen falschen Eindruck zu vermeiden, ohne dabei hinter den Tatsachen zurückzubleiben.