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"Elektrisierend" Wie das "Ibrox" RB Leipzig in die Niederlage gegen die Rangers trieb

RB-Coach Domenico Tedesco beglückwünscht die Schotten nach der 1:3-Pleite zu ihrem Stadion und seiner Kulisse. Er adelt sie als "die beste, die ich bislang in einem Stadion erleben durfte".

Von Martin Henkel, Glasgow Aktualisiert: 06.05.2022, 08:44

Es gibt kein zweites Stadion wie das "Ibrox" des Rangers FC. Ein für den britischen Fußball typischer Wellblechkasten, dessen Tribünen steil aufragen, und auf eng aneinander geschraubten Plätzen 50.000 Fans Platz bietet. Die letzte Modernisierung stammt aus den frühen Achtziger Jahren.

Aus der Traum vom Finale!

Im Ibrox ist nichts gekünstelt. Das gilt auch fürs Publikum, das am Donnerstagabend entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Halbfinal-Rückspiels in der Europa League hatte. Das ganze Stadion sang 90 Minuten durch, rö´hrte, dröhnte, die Oberränge vibrierten, als würde sich das Gebäude schütteln.

Es füllte sich 20 Minuten vor Anpfiff, die Gesänge begannen kurz davor, während ein riesiges Banner an Rangers‘ Sieg im Pokal der Pokalsieger 1972 gegen Dinamo Moskau in Barcelona erinnerte. Darunter der Satz: „Die Erfolge derjenigen, die vor uns da waren, sind unsere Inspiration.“

Die Schweigeminute zum Tod von Zeugwart Jimmy Bell brachte die 50.000 Fans die einzigen 60 Sekunden an diesem Abend zum Schweigen. Man konnte den Regen auf die Tribünendächer fallen hören. Danach explodierte die Stimmung.

Inmitten dieses Hexenkessels: Die Spieler von RB Leipzig, die sich beeindrucken ließen von dieser Kulisse und Mitte der ersten Halbzeit binnen fünf Minuten 0:2 hintenlagen. Am Ende stand es 1:3 - Aus der Traum vom Finale!

"Das war elektrisierend", beschrieb später RB-Coach Domenico Tedesco die Atmosphäre im Stadion, die seinem Personal entscheidend den Garaus machte. Er beglückwünschte bei allem Frust den Gegner zu seiner Spielstätte und urteilte: "Das war das Beste, was ich bislang in einem Stadion erleben durfte."

Was das mit den Spielern macht? "Die Rangers-Spieler werden unheimlich gepusht. Selbst wenn einer den Ball ins Aus schlägt", sagte der 36-Jährige. "Das ist schon sehr beeindruckend, das muss ich sagen."

Kein Stadion ist wie das "Ibrox"

Was den Schotten guttut, das gilt umgekehrt eben auch für jeden Gegner, der ins Ibrox kommt. Tedesco war es nicht möglich, seine Spieler adäquat darauf vorzubereiten. "Davon zu erzählen, zu hören oder zu lesen", das ersetze eben nicht die Erfahrung. "Das zu erleben, ist dann nochmal was ganz anderes."

Eine Halbzeit lang brauchten die Rasenballsportler, um die Ehrfurcht vor dem Gegner und seinem Publikum abzulegen. Der Anschlusstreffer durch Christopher Nkunku in der 70. Minute schien das Stadion kurz zum Schweigen zu bringen. Doch es war, als ging ein Ruck durch die Massen, als die Rangers Spieler sich den Ball an den Mittelkreis legten. Noch vor dem Anstoß, brüllte das Publikum wieder. Zehn Minuten später fiel das 3:1.

Dabei wurde es nie ausfällig. Junge, Alte, Männer, Kinder, Teenager, Frauen, Ex-Spieler, Funktionäre: Selbst auf den VIP-Tribünen saß kein Schotte auf seiner blauen Plastikschale und schaute auf das Spiel, als würde er vorm Fernsehr sitzen. Zu den Rangers in die Wellblechbox zu gehen, bedeutet Fußball zu leben - und eben durch Singen und Brüllen mitzugestalten. Eine Gemeinschaft aus 50.000 Menschen, die alle an das eine glauben und dafür Stimme und Seele geben: den Rangers FC. In diesem Sinne: Es gibt kaum ein zweites Stadion wie das "Ibrox".