RB Leipzig„Wir müssen tief gehen”: Wie „Psychologe” Marsch mit RB Leipzig die Kurve kriegen will
Jesse Marsch wurde beim Halbzeit-Stand von 1:3 gegen Manchester City (Endstand 3:6) zum ersten Mal ungemütlich bei einer Pausenansprache. „Ich war nicht so positiv wie damals in Liverpool”, sagte er. Mit Salzburg hatte er beim Stand von 0:3 in Liverpool ausgerufen: „This is not a fucking Freundschaftsspiel!” und sein Team zu einer Energieleistung und Aufholjagd befeuert.
Diesmal kritisierte er vor allem die erschreckend schwache Leistung der ersten Hälfte scharf. „Das darf uns nicht passieren, wir müssen bereit sein für unser bestes Spiel und mit Freude spielen”, forderte Marsch. RB hatte Manchester in Hälfte eins mit zwei Standardgegentoren und individuellen Fehlern zum Toreschießen eingeladen. Ein Gegentor nach Ecke, ein Eigentor, ein Elfmeter – zu einfach für das eine Milliarde Euro teure Team (geschätzter Marktwert). „Wenn wir nach Manchester kommen, müssen wir sicherstellen, dass sie sich alles verdienen müssen“, sagte Marsch. „In der ersten Halbzeit waren wir kompakt, aber nicht intensiv. Wir machen zu einfache Fehler.” Das Ergebnis sind – zugegeben gegen zwei der besten Teams der Welt – zehn Gegentore in zwei Spielen.
Matchplan funktionierte nicht, Respekt zu groß
Zudem funktionierte das Pressingnetz zu Beginn überhaupt nicht, eigentlich die große Stärke, die Marsch wieder betonen will. „Der Matchplan war, sie ein bisschen tiefer zu empfangen, nicht ganz so hoch zu pressen und auf den Außenbahnen Bälle zu gewinnen”, berichtete Lukas Klostermann. „Das haben wir nicht konsequent genug geschafft. Wenn wir günstige Balleroberungen hätten haben können, haben wir nicht den Schalter umgelegt. Und wenn wir Bälle hatten, haben wir nicht zielstrebig genug nach vorn gespielt.”
Das wurde in der zweiten Hälfte besser, doch auch Marsch musste erkennen: „Wir hatten großen Respekt vor Man City – vielleicht zu viel. Wir wollten ein klares Bild zeichnen, wozu ihre Spieler in der Lage sind und wie sie spielen. Aber wir konnten den Matchplan nicht so umsetzen, wie wir es uns vorgenommen hatten.”
Marsch: „So ist das Leben, nicht nur der Fußball”
Doch wie erklärt sich Marsch die Häufung der individuellen Fehler in einem solchen Spiel? Tyler Adams etwa erfüllte beim 1:0 seine Blockaufgabe im Zentrum des Strafraums nicht, beim 4:2 ließ er sich von Jack Grealish ausnehmen; Nordi Mukiele köpfte zum 2:0 ins eigene Tor; Klostermann verursachte ungeschickt einen Elfmeter.
„Diese Mannschaft hat in den letzten Jahren nie einen so schwierigen Start gehabt. Wir müssen tief gehen, um herauszufinden, was gerade richtig ist”, sagte „Psychologe” Marsch. „Momentan müssen wir für alles kämpfen. So ist das ganze Leben, nicht nur der Fußball. Wenn es nicht perfekt geht, müssen wir stark bleiben, um eine negative Situation ins Positive zu drehen. Wir brauchen Belohnungen auf dem Platz, um Selbstvertrauen zu bekommen.”
Am Samstag beim 1. FC Köln wird vor allem die eingeforderte Mentalität gefragt sein, wenn RB zum Topspiel (18.30 Uhr) gegen die von Trainer Steffen Baumgart motivierte Elf aufläuft. „Am Samstag müssen wir drei Punkte holen”, forderte Klostermann. (RBlive/ukr)