RB LeipzigZu lieb und zu leise: Was Nagelsmann trotz des 4:2-Sieges an RB Leipzig kritisiert
RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann war nach dem 4:2 beim 1. FC Köln zufrieden mit dem Ergebnis und der Zahl der herausgespielten Chancen (19:7 Torschüsse). Nicht aber mit dem Gesamtauftritt seiner Mannschaft. „Das war kein Sahnestück. Es war ein wildes Spiel, sehr konfus von beiden Seiten mit sehr wellenförmigen Leistungen”, bilanzierte Nagelsmann.
Seine Kritikpunkte im Detail:
Passivität/Rückstände: Wieder geriet RB Leipzig nach kurz zuvor selbst vergebener Topchance früh in Rückstand. Ein Schnittstellenpass von Florian Kainz genügte, um die Abwehr auszuhebeln und in Konfusion zu versetzen. „Wir waren wieder bisschen schläfrig, haben nicht mit letzter Konsequenz verteidigt”, monierte der Trainer. „Zu passiv, nicht proaktiv” habe sein Team agiert. „Wir reagieren erst, wenn die Situation schon weit vorangeschritten ist.”
Und auch den zweiten Treffer nach zu kurzer Kopfballabwehr von Lukas Klostermann durch Anthony Modeste „kriegen wir viel zu leicht”, ärgerte sich Nagelsmann. „Das muss konsequenter und wacher verteidigt werden.”
RB Leipzig verliert zu viele Bälle ohne Druck
Ballverluste: Und auch in der Offensivbewegung beim Spiel mit dem Ball am Fuß war der Chefocach unzufrieden. „Wir hatten zu wenig Ballsicherheit. Der Druck von Köln war bis zur Mittellinie hoch, aber dahinter hatten wir viel Fläche”, sagte Nagelsmann und erklärte: „Wir haben uns nicht ganz so gut in den Räumen bewegt, so müssen wir Situationen verteidigen, die wir in guten Phasen der Saison nicht verteidigen mussten.” RB verliere „zu viele Bälle in Situationen, in denen gar kein Druck herrscht. Da müssen wir uns wieder mehr aufraffen.”
Kommunikation auf dem Feld: Ursächlich dafür ist laut Nagelsmann ein altes Problem, das bereits in der Saisonvorbereitung Thema war und nun vor leeren Rängen wieder mehr zum Tragen kommt: Das Team ist auf dem Platz zu lieb und zu leise. „Wir sprechen zu wenig, coachen zu wenig”, so Nagelsmann. Dabei gehe es darum, den Kollegen Hilfestellungen zu geben, „den Vordermann zu begleiten”.
Als Beispiele nannte der Trainer Kreuzungen in der Defensive oder dass die Spieler ihren Nebenleuten ansagen, in welchen Räumen sie sich bewegen sollen. „Da höre ich in der Absprache der Jungs zu wenig. Das hat mit Ballsicherheit zu tun”, so Nagelsmann.
Bayern München als Gradmesser
Als Best-Practice-Beispiel nannte Nagelsmann die Feld-Kommunikation beim designierten Meister Bayern München: „Es ist immer beeindruckend, wenn man Bayern München anhört. Das ist viel Thomas Müller, aber es sind auch viele andere. Das ist ein guter Gradmesser. Da wollen wir hinkommen, das gehört dazu im Profisport.”
Auch die RB-Spieler dürften „ruhig frecher werden. Es geht nicht darum, dass man sich beleidigt oder blöd rumschreit, sondern sich inhaltlich unterstützt.” Die aktuelle Situation sei dafür ideal, um das ins Team zu implementieren, damit es später auch im Lärm von 50.000 Fans besser funktioniert.
Generell fasste Nagelsmann zusammen: „Wenn wir unter den ersten Vier sein wollen, müssen wir nochmal einen Schritt gehen.” (RBlive/ukr)