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  5. RB Leipzig: Ist der Pokalsieger bereit für die Meisterschaft?

RB im trainingslager Analyse: Was Leipzig zum "Bayernjäger Nummer eins" macht

Was ist anders in diesem Sommer gegenüber den Vorbereitungsphasen seit dem Aufstieg des sächsischen Bundesligisten 2016? Das Trainingslager in Aigen lieferte Antworten - auch auf die Frage, ob der Kader bereit für die Meisterschaft ist.

Von Martin Henkel Aktualisiert: 18.07.2022, 10:21

Ralph Hasenhüttl rann der Schweiß an Schläfen und Stirn herunter, so sehr stach die Sonne im österreichischen Wolfsberg auf den 54 Jahre alten Cheftrainer des FC Southampton ein. Trotzdem war Hasenhüttl nach dem 1:3 im Test gegen RB Leipzig vorigen Samstag von der Tartanbahn nicht wegzukriegen.

Während in seinem Rücken Spieler seines Teams in der Eistonne ausdampften und die Leipziger Profis riesige Pizzakartons zu ihrem Teambus schleppten, sprach der gebürtige Steirer über die „Kasnockerln“ seiner Großmutter, schüttelte Hände, umarmte Menschen und schien selig aufzugehen in diesen verbleibenden Augenblicken, bevor alle auseinanderstoben.

Transfer im Flugzeug

Während auch er seine Abreise ins Auge fasste, adelte Hasenhüttl den Gegner. RB sei in dieser Verfassung „neben Dortmund Bayern-Jäger Nummer eins“, sagte er und benannte dafür eine entscheidende Bedingung: „Wenn sie den Kader zusammenhalten.

Hasenhüttl weiß, wovon er spricht. Zwei Spielzeiten lang war er Trainer der Rasenballsportler. Während seiner Amtszeit von 2016 bis 2018 wurde Topspieler Naby Keita zum Testspielgegner an diesem Donnerstag (19.15 Uhr), den FC Liverpool transferiert. Erst per Handschlag, ein Jahr später mit dem Flugzeug.

Auch in den Jahren danach verloren die Sachsen im Sommer Schlüsselakteure: 2020 Stürmer Timo Werner an den FC Chelsea, 2021 Dayot Upacemano, Kapitän Marcel Sabitzer sowie Trainer Julian Nagelsmann an den FC Bayern. 2019 wiederum rüttelte Nagelsmanns Verpflichtung an den Strukturen.

Eine natürliche Grundlage fehlt

Kurzum, jeder Sommer seit dem Aufstieg 2016 brachte einschneidende Veränderungen mit sich. Und in diesem? Lediglich ein möglicher Abgang von Konrad Laimer nach München steht im Raum. Ansonsten ist Ruhe auf dem Trainerposten wie in der Kabine. Und sollte Laimer tatsächlich gehen, steht mit Zugang Xaver Schlager bereits ein Nachfolger für die Rolle des „Pressingmonsters“ parat.

Das Trainingslager in Aigen in der Steiermark stand deshalb ganz im Zeichen der Verfeinerung bereits bestehender Qualitäten. Immer wieder fiel das Wort Konstanz, wenn es um die großen Themen für die kommende Spielzeit ging. Schluss mit dem Auf und Ab der vorhergehenden Saisons, das Ziel ist ein kontinuierliches Verhalten als Topteam in Liga und Pokal zusammen mit der Champions League als wichtigem Zusatzerlebnis, in der man die K.o.-Runde erreichen will.

Mit der Meisterschaft hingegen durfte man weder der Mehrzahl der Spieler noch dem Stab um Trainer Domenico Tedesco kommen. Dafür fehlt es bei RB weiterhin an einer natürlichen Grundlage bzw. -haltung, wie das beim Rekordmeister oder mit Abstrichen beim BVB der Fall ist. Halstenberg etwa meinte, man peile einen Ligaschnitt von zwei Punkten pro Spiel an, was 68 Zähler am Ende der Meisterschaft ergibt. Damit wäre man in den vergangenen fünf Jahren drei Mal Dritter sowie zwei Mal Vizemeister geworden.

Wiedersehen mit Hasenhüttl

Und dennoch, im Schatten der Sommercamp-Herberge geisterte der Gewinn der Liga als Sehnsuchtsthema über die Wiesen und Hügel des Ennstals. Denn anders als bei RB haben die beiden großen Widersacher ihrerseits in diesem Sommer mit nicht unwesentlichen Abgängen zu tun. Die Bayern ließen Weltfußballer Robert Lewandowski Richtung Barcelona gehen, Dortmund musste Ausnahmestürmer Erling Haaland an Manchester City abgeben.

Hasenhüttl sieht darin einen Vorteil für die Sachsen und machte für einen möglichen Gewinn der Meisterschaft einen weiteren Aspekt aus: den Pokalsieg. „Der hat dem Verein und den Spielern enorm viel Selbstvertrauen gegeben“, sagte der Ex zum Abschied, womit er ohne es zu wissen einen seiner ehemaligen Spieler unterstützte: Willi Orban. Bereits in den Tagen vor dem Wiedersehen mit seinem früheren Coach hatte der Abwehrchef im Gespräch mit RBlive erklärt: „Der Pokalsieg ist nicht das Ende der Fahnenstange.“