Nie wieder RB? Xavi verabschiedet sich mit Kunststück-Tor und provokanter Geste
Er sollte der Star der RB-Saison werden und wollte die Meisterschaft gewinnen. Stattdessen beendet der Niederländer Xavi Simons seine Saison in Leipzig im Tabellen-Niemandsland und verabschiedet sich von den Fans mit einem Kunststück-Tor, einer provokanten Geste – und Tränen.

Leipzig – In einem Spiel, vielleicht seinem letzten für RB Leipzig, erlebte und zeigte Xavi Simons noch einmal, welche Talente in ihm schlummern – und mit welchen Schattenkräften der Niederländer es zu tun hat. Er schoss ein feines Tor mit der Hacke, zeigte Fans und Öffentlichkeit im Anschluss die Shut-up-Geste, und es rannen ihm die Tränen, als amtlich war, dass der Team-Star und seine Kollegen die Saison im Niemandsland der Tabelle beenden.
Mit einem Dreier vorbei an Mainz
2:3 verlor RB das letzte Spiel der Saison gegen den VfB nach zweimaliger Führung, was dem Red-Bull-Klub nicht nur die schlechteste Saisonplatzierung seiner Geschichte einbrachte, sondern auch die Conference-League-Teilnahme kostete. Die wäre drin gewesen, hätte das Team die Partie gewonnen. Konkurrent Mainz 05 spielte in Leverkusen nur 2:2, ein Dreier hätte RB vorbeischnippen lassen.
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So geht es mit Tabellenplatz sieben zu Ende. Die erste Saison ohne internationale Spiele nach der Premierenspielzeit in der Fußball-Bundesliga 2016/2017 wird auch mit den Auftritten von Xavis Simons erinnert werden, der sich in seinem zweiten RB-Jahr als Talent mit Allüren und einem ganzen Strauß an problematischen Charakterseiten präsentierte. Zweimal deutete er mit Handgesten an, dass seine Kritiker den Mund zu halten hätten. Beide Male in aller Öffentlichkeit nach Toren im eigenen Stadion.

Kein anderer RB-Spieler jemals zuvor hat sich hinreißen lassen, seinen Unmut über Berichterstattung und Wahrnehmung seiner Person vor den eigenen Fans zum Markt zu tragen. Im Spiel gegen Stuttgart stellte er sich nach seinem Treffer zudem demonstrativ mit dem Rücken an die Bande.
Die Summe muss stimmen
Der Abschied naht. Im Winter hatte RB den früheren Barcelona-Azubi und PSG-Spieler für 50 Millionen vom Pariser Klub gekauft. Zuvor hatte man ihn im vergangenen Sommer mit viel Marketing und Ballyhoo für eine weitere Saison nach Leipzig gelotst. Xavi wollte helfen, Meister zu werden.
Für dieselbe Summe mindestens will man ihn im Sommer verkaufen. Nicht weil man den Niederländer nicht gern da behielte, sondern weil der 21-Jährige kaum eine Saison ohne Europapokalspiele im Karriere-Plan dulden wird. Es geht das Gerücht, dass es eine Handschlagvereinbarung geben soll: Spielt RB nicht international, kann Simons gehen.
Die Summe muss freilich stimmen. 70 Millionen würde der Red-Bull-Klub gern einnehmen, munkelt man. Nach dieser Saison stehen die Interessenten allerdings nicht Schlange. Hat Xavi in der vergangenen Saison seine ganzen Talente aufblitzen lassen, so in dieser seine ganzen Schwächen. Schwächen im Defensivverhalten, Schwächen beim Pressing, Schwächen beim Timing von Pässen und Zuspielen.
Zu Buche stehen nach dieser Spielzeit elf Tore und acht Vorlagen, eingedenk einer dreimonatigen Verletzungspause. Zudem der schlechteste Tabellenrang seiner noch jungen Karriere. Immerhin, als der Schlusspfiff die Saison beendete, rannen ihm die Tränen. Abschied ist eben doch immer auch ein bisschen wie sterben.
