„Kein Notfall” im Sturm Absage an Werner? Tedesco will keinen zusätzlichen Torjäger
Über das Interesse von RB Leipzig an Timo Werner oder besser das Interesse von Timo Werner an einer Rückkehr zu RB Leipzig mochte sich Domenico Tedesco bei der Medienrunde vor dem Supercup diesen Samstag (20.30 Uhr) nicht äußern. „Das ist nicht unser Spieler, da habe ich eine klare Meinung. Ich äußere mich nicht über Spieler, die nicht bei uns unter Vertrag stehen”, sagte der RB-Trainer knapp. „Das hat etwas mit Respekt zu tun. Das ist wichtiges Prinzip, das ich für mich aufgestellt habe.”
Vielsagend war jedoch seine Antwort auf die Frage nach Personal und Qualität im Sturm. Alexander Sörloth und Yussuf Poulsen sind aktuell nicht einsatzfähig, André Silva ist der einzige echte Neuner im Angriff. Doch der Coach sieht keinesfalls Handlungsbedarf. „Ich bin zufrieden mit dem Kader, wir haben eine gute Mannschaft, gute Charaktere und einen guten Konkurrenzkampf drin”, sagte der 36-Jährige. Neben den etatmäßigen Stürmern könnten auch Dominik Szoboszlai, Emil Forsberg und Dani Olmo als hängende Spitzen stürmen. „Ich glaube nicht, dass es da einen Notfall gibt”, sagte Tedesco.
Das klang nicht so, als halte er sonderlich viel von einer möglichen Verpflichtung des Leipziger Rekordtorschützen. Wie die Leipziger Volkszeitung zuerst berichtet hatte, hat die RB-Klubführung in den vergangenen Wochen Gespräche mit dem beim FC Chelsea unzufriedenen Nationalstürmer geführt.
Neuer Agent sorgt für Werner-Wirbel auf dem Transfermarkt
Im Spiel gegen Liverpool war zu sehen: Mittelstürmer André Silva ist weiter nicht in der Verfassung wie einst in Frankfurt. Und sich allein darauf zu verlassen, dass Christopher Nkunku wieder 32 Saisontore erzielt, griffe zu kurz. Anders als unter Julian Nagelsmann und Jesse Marsch ist das RB-Spiel unter Tedesco variabler angelegt. Da in der vergangenen Saison viele Teams gegen RB hoch pressten, ergaben sich durchaus Räume zum Kontern, was perfekt ist für Werner. Neun Leipziger Tore entstanden in der vergangenen Spielzeit immerhin aus ultraschnellen Angriffen nach Umschaltsituationen. Für diese Momente wäre der mittlerweile 26-jährige Werner nach wie vor der perfekte Mann. Einen Sprinter-Stürmer wie Werner, der Potenzial für 20 Tore und mehr pro Saison hat, hat RB seit dessen Abgang 2020 nicht mehr gefunden.
Und natürlich hätte ein solcher Coup viel Charme und brächte jede Menge Aufmerksamkeit. Werner hat seinen neuen Star-Agenten Volker Struth, zu dem er im vergangenen Jahr von seinem langjährigen Berater Karlheinz Förster gewechselt war, ganz offensichtlich damit beauftragt, zumindest für ein bisschen Wirbel auf dem Transfermarkt zu sorgen. Auch, weil das Verhältnis zwischen dem sensiblen Torjäger und Chelsea-Trainer Thomas Tuchel als belastet gilt. Erst vergangene Woche rüffelte der Manager der „Blues” seinen Landsmann öffentlich: „Ich wäre sehr glücklich, wenn ich ein junger Kerl mit einem Vertrag bei Chelsea wäre. Ich wäre eine der glücklichsten Personen auf der Welt“, sagte Tuchel in Richtung Werner. „Er muss sich seine Spielzeit erspielen, Qualität zeigen, sich seinen Platz erobern und diesen verteidigen“, forderte der Trainer. Werner hatte zuvor öffentlich mit einem Wechsel kokettiert: „Ich könnte überall glücklich sein.“ Und: „Ich sollte mehr spielen, um für die WM gut in Form zu sein und auch eine Chance zu haben, bei der WM zu spielen.“ Auch Chelseas Ligakonkurrent Newcastle United, der deutlich mehr als RB zahlen könnte, und Juventus Turin sollen interessiert sein.
Tedesco über Laimer-Transfer: „Die Zeit spricht für uns”
Aus Werners Umfeld heißt es, dass ein Wechsel des gebürtigen Stuttgarters in diesem Sommer durchaus wahrscheinlich ist. Bei RB müsste der Leipziger Rekordtorschütze zwar auf Gehalt verzichten – aktuell soll er um die 15 Millionen Euro im Jahr verdienen. Der Ex-Stuttgarter wüsste jedoch ziemlich sicher, was ihn an alter Wirkungsstätte erwartet. Doch realistisch wäre ein Werner-Abgang höchstens dann, wenn Chelsea zuvor neben Raheem Sterling weiteren Ersatz in der Offensive verpflichten würde.
Aktuell hat RB unter anderem nach den Abgängen von Nordi Mukiele, Brian Brobbey und Tyler Adams mit einem Plus von etwa 55 Millionen Euro die mit Abstand beste Transferbilanz der Liga. Mindestens einen, vielleicht auch zwei große Deals kann sich RB noch leisten. Gerade läuft der Ablöse-Poker mit der TSG Hoffenheim um Linksverteidiger David Raum, Werners Kollege im DFB-Team. Möglichst vor dem Supercup soll entschieden sein, ob Konrad Laimer bleibt oder zu Konkurrent FC Bayern wechselt. Auch da wird aktuell um die Ablöse irgendwo im Bereich zwischen 20 und 30 Millionen Euro gefeilscht. „Je länger sich das zieht, desto schwieriger wird es, den Transfer umzusetzen”, sagte Tedesco am Donnerstagmittag. „Die Zeit spricht für uns. Konni weiß das, und er ist an dem Punkt, dass er für sich selbst auch Klarheit haben möchte.”