RB LeipzigHalbfinale als Marketing-Coup für RB Leipzig: 11Freunde boykottiert weiter
RB Leipzig stürmt mit begeisterndem Fußball ins Halbfinale der Champions League - und was macht 11Freunde? Das beliebte Fußball-Kulturmagazin tut so, als ob das alles nicht stattfände. Man habe sich gegen jegliche Berichterstattung über den Emporkömmling entschieden, „weil wir das Konstrukt RB Leipzig nicht weiter normalisieren wollen”, heißt es auf der Webseite.
Auch ein Blick auf die Kommentare in sozialen Netzwerkseiten zeigt: An RB Leipzig scheiden sich noch immer die Geister:
Doch wahr ist auch, dass mit jedem Erfolg die Akzeptanz des erst 2009 gegründeten Klubs steigt. Und die Aufregung über den Wettbewerbsvorteil durch die vielen Red-Bull-Millionen und durch eine fragwürdige Transferpolitik innerhalb des Imperiums nimmt ab. Die Proteste und Boykotte der aktiven Fanszenen von Klubs wie Union Berlin oder Borussia Mönchengladbach bei Duellen gegen RB gehören inzwischen selbst schon zur Folklore bei Aufeinandertreffen mit RBL.
Sportdirektor Krösche: „Man verbindet uns mit Erfolg”
„Wir waren generell ein interessanter Verein und stehen jetzt noch mehr im Fokus, man verbindet uns positiv mit dem Erfolg”, sagte RB-Sportdirektor Markus Krösche am Sonntag.
Der Fußballfan erkenne, meinte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, dass Leipzig den Erfolg nicht um jeden Preis kaufe. Man wolle „nachhaltige Wege” gehen, und deswegen seien Bayern München und Borussia Dortmund „von uns noch einige Schritte entfernt”.
Geht Leipzigs Aufstieg aber so rasant weiter, ist dieser Rückstand bald Geschichte. Der Klub, der 2009 vom SSV Markranstädt das Startrecht für die Oberliga übernommen hatte, gehört nur elf Jahre später zu den Top-Vier in Europa. Und er will noch höher hinaus.
Halbe Milliarde Euro Investition von Red Bull?
„Es wird eine Herausforderung sein, uns mit der gleichen Geschwindigkeit zu entwickeln wie in den vergangenen elf Jahren”, sagte Trainer Julian Nagelsmann, der die „vielen guten Entscheidungen” von Ralf Rangnick und Mintzlaff als Hauptgrund für den Erfolg sieht. Für andere ist es eher das viele Geld.
Konkrete Zahlen über die Investitionen des Mäzens Dietrich Mateschitz macht der Klub nicht öffentlich. Mitteldeutsche Zeitung/RBlive hatte einmal unwidersprochen alle Zuwendungen für Sponsoring, Stadionkauf und Bau der Akademie am Cottaweg grob auf rund 500 Millionen Euro geschätzt. Die 100 Millionen Euro, die der erste Red-Bull-Fußballchef Markus Egger einst 2009 als Investitionsanschub für zehn Jahre in Aussicht gestellt hatte, sind jedenfalls bei weitem übertroffen.
Vergangenes Jahr wandelte Red Bull allein 100 Millionen Euro an Schulden des Klubs beim 99-prozentigen Anteilseigner der GmbH in eine Kapitalrücklage um.
11Freunde: RB Leipzig „kein Fußballverein, sondern Imitat”
Die UEFA sah jedoch bislang keinen Anlass, wegen möglicher Verfehlungen gegen das Financial Fairplay Sanktionen zu verhängen. Auch wechseln noch immer fleißig Spieler von Red Bull Salzburg nach Leipzig - Angreifer Hee-Chan Hwang war die Nummer 19. Eine offizielle Geschäftsverbindung zwischen beiden Klubs gibt es nicht mehr. RB nutzt die Grauzonen, so wie schon bei der Lizenzierung für die Deutsche Fußball Liga (DFL). Auf dem Papier hält der Klub, der nur 19 stimmberechtigte Mitglieder hat, die 50+1-Regel ein.
Vielen Fans sind solche Dinge egal. Bei Beliebtheitswahlen landet der Klub regelmäßig weit vorn, der spektakuläre Fußballstil und das bisweilen unorthodoxe Marketing zieht.
Damit hat Mäzen Mateschitz sein Ziel erreicht, der RB Leipzig erdachte und aufbauen ließ, um letztlich Marketing für den Konzern und den Dosenverkauf zu machen. Nicht als Sponsor, sondern als Gestalter und Investor. „Im Fußball war es zum damaligen Zeitpunkt für Red Bull wichtig, integrativer Bestandteil des Projekts zu sein, das heißt, nicht nur Sponsor zu sein, sondern die Verantwortung zu übernehmen, kaufmännisch und sportlich. Das war auch für die erste Zeit erforderlich, praktisch als Geburtshelfer”, sagte Egger in dem RB-Leipzig-Buch „Aufstieg ohne Grenzen” (Werkstatt-Verlag). 11Freunde ätzt wegen der Umkehrung des Prinzips zwischen Verein und Geldgeber, dass RB „kein Fußballverein” sei, sondern „ein Imitat”.