Sportpsychologe erklärt den anhaltenden Erfolg von RB Leipzig | RBLive

Nach dem Sieg gegen Darmstadt hatten die Aussagen von Ralph Hasenhüttl, Ralf Rangnick, Marcel Sabitzer und Timo Werner eines gemeinsam. Sie suchten gar nicht nach Erklärungen für die steile Formkurve. Einstimmig lässt sich herauslesen, das es zur Zeit einfach passt, weil es passt. An diesen Punkt – Flow-Erlebnis genannt – muss man erstmal kommen. Sportpsychologe Lothar Linz erklärte auf MZ-Web, wie RB Leipzig seinen Erfolg fortsetzen kann.

Die wichtigsten Bedingungen lassen sich in der Vereinsführung und im direkten Umfeld des Teams finden. Nach Innen braucht ein funktionierendes Team Ruhe und ein klares Konzept. Daran zeigt sich die Bedeutung von erfolgreicher Kommunikation: nur wer an einem Strang zieht, kann auf einer Welle des Erfolgs reiten. Im Fall des diesjährigen Aufsteigers RB Leipzig oder der TSG Hoffenheim in 2008 kommt der Neulings-Faktor hinzu. Im Gegensatz zu Überraschungsaufsteigern wie SV Darmstadt sei man in Leipzig mit ausreichend Talent für ambitioniertere Ziele ausgestattet. Das führt zu einer besonderen Motiviation. Zusätzliche Faktoren sind erlebte Erfolge. Ein Credo, das nicht nur Mehmet Scholl immer wieder anbringt. Der gemeinsame Aufstieg oder ein Sieg gegen den Favoriten aus Dortmund schreiben kleine Kapitel des Erfolgs.

Mit dem Hamburger SV und dem FC Schalke nennt Linz zwei Vereine, die als traditionsreich und besonders schwierig zu führen gelten. Hier spielt die Mischung aus überhöhten Erwartungen und einer Grundunruhe im Verein eine Rolle. Für eine Erfolgsserie ist Unsicherheit Gift, kleine Rückschläge werden weniger gut verarbeitet. Umgekehrt kann auch Übereifer eine Siegesserie beenden. RB Leipzig empfiehlt Linz, möglichst wenig einzugreifen und „die Situation momentan einfach laufen zu lassen“.

Besonders gefährlich sei daher auch die Winterpause. Jede Störung, jede Irritation des Zusammenspiels kann Folgen haben. Mit etwas Abstand zur Situation, einem Schulterklopfer zu viel oder der Anpassung eigener Erwartung kann das Team verkrampfen.

Der Sportpsychologe empfiehlt vor allem, sich kommunikativ vorzubereiten. Wünschenswert sei eine positive, offene Erwartungshaltung, die nicht nahtlos an die Rückrunde anschließend muss. Im Gegenteil: Rückschläge sollten einkalkuliert sein, um besser mit ihnen umgehen zu können. Es kann auch eine Herausforderung sein, dies bestmöglich zu meistern.

Einzelne Niederlagen oder weitere Verletzungen, Formschwächen können auftreten und eine solche Siegesserie reißen lassen. Allerdings gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Erstens sei die Wahrscheinlichkeit einer anschließende Negativserie nicht höher, als bei durschnittlich erfolgreichen Teams. Und zweitens traut Linz Sportdirektor Ralf Rangnick aufgrund seiner Erfahrung zu, mit jeder dieser Situationen umgehen zu können.