RB LeipzigMintzlaff räumt „Nachholbedarf“ bei Fanbetreuung ein – Tickets sollen günstiger werden
Der unvermittelte Abgang des leitenden Fanbeauftragten Timm Merten hat hohe Wellen geschlagen. Nachdem 24 Fanklubs und Vorstand und Beirat des Fanverbands in einem offenen Brief an Merten und RB Leipzig harsche Generalkritik am Umgang des Klubs mit seinen Fans übten, antwortete nun Klubboss Oliver Mintzlaff.
Mintzlaff: „Viel zu hohe Fluktuation” bei den Fanbeauftragten
Im Gespräch mit Mitteldeutscher Zeitung/RBlive räumt Mintzlaff Versäumnisse ein, für die er auch persönlich Verantwortung übernimmt. „Wir haben eine viel zu hohe Fluktuation auf dieser wichtigen Personalstelle und brauchen hier eine andere Konstanz, da haben wir ganz klar Nachholbedarf“, sagte der 43-Jährige.
Bisher unterstand die Fanbetreuung auf Direktorenebene Ulrich Wolter (Operations) und Matthias Reichwald (Finanzen). Nun, so Mintzlaff, „werde ich mich dem Thema auch persönlich widmen“. Fanbetreuung wird zur Chefsache bei RB Leipzig.
Für die kommende Woche lädt Mintzlaff zu einem außerordentlichen Krisengipfel mit Fanklub-Vertretern, „um uns mit Euch auszutauschen und die in den letzten Tagen diskutierten Fragen gemeinsam zu klären”, wie es in einem Informationsschreiben an die Fanklubs heißt.
Mintzlaff: „Keinen Dissens mit den Fans”
Grundsätzlich geht Mintzlaff mit der Überzeugung in die Gespräche: „Wir haben keinen Dissens mit den Fans. Ich habe nicht das Gefühl, dass es große Themen gibt, bei denen wir weit auseinanderliegen”, so der Vereinsvorstand und Geschäftsführer. „Wir haben immer auf die Wünsche gehört, unseren Worten Taten folgen lassen – dennoch gibt es klare Spielregeln. Und die werden wir in unserem Wohnzimmer auch konsequent beibehalten.”
Damit bezieht sich Mintzlaff auf zuletzt ausgesprochene Haus- und Stadionverbote wegen Pyrotechnik- und anderer Vergehen sowie nicht genehmigter Spruchbänder.
Die Unterzeichner des offenen Briefs, der harte Kern der aktiven Fanszene, hatte der Vereinsführung von Rasenballsport vorgeworfen: „RB Leipzig – wir fühlen uns als Fans von Dir schon lange nicht mehr richtig ernst genommen und respektiert.“ Und: „Wir werden uns ganz sicher nicht zu den meinungslosen und stromlinienförmigen Konsumenten machen lassen, als die uns andere Fanszenen gern verrufen.“
Aktive Fanklubs fühlen sich im Stich gelassen
Sebastian Horn, Sprecher des Fanverbands, konkretisierte im Gespräch mit RBlive: „Es gibt aktive Fanklubs, die sich mit ihren Anliegen im Stich gelassen fühlen.“ Horn betont jedoch: „Wir wollen einen Dialog mit dem Verein.”
Über die genauen Gründe für Mertens fristlose Kündigung mochte Mintzlaff nicht sprechen. Laut RBlive-Informationen hatte der 38-Jährige am Montag hingeschmissen, weil er keine Basis und Perspektive für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Klub und mit seinen Fanbetreuer-Kollegen mehr sah, weil seine Anliegen nicht beachtet worden seien.
„Versteht, dass ein Fanbetreuer am Verein auch mal Kritik üben darf und muss, wenn er Anliegen der Fans nicht richtig umgesetzt sieht“, schrieben die RB-Fans an ihren Klub. Seit Ende 2017 hat RB Leipzig bereits drei leitende Fanbeauftragte verschlissen.
Interims-Fanbetreuer Jänicke stellt sich vor
Vor dem Spiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt wird sich der Interims-Fanbeauftragte Falk Jänicke im Fantreff vor dem Stadion vorstellen. Der Jurist war bisher in den Stadionumbau eingebunden und musste nun kurzfristig einspringen, da es Lizenzauflage der DFL ist, dass jeder Bundesligist drei hauptamtliche Fanbetreuer hat. Diejenigen, die schon mit dem 48-Jährigen zu tun hatten, bescheinigen ihm zumindest ein grundlegendes Interesse an Fanthemen. Doch anders als Merten hat Jänicke bislang keine Fanarbeit gemacht und betritt Neuland.
RB sucht derweil für die neue Saison eine neue, dauerhafte Lösung auf der Position. „Die Lücke gilt es schnell zu schließen, damit die Fans dauerhaft einen Ankerpunkt haben”, versprach Mintzlaff. Am Samstag wird das Thema noch einmal hochkochen – diesmal im Stadion. Nach RBlive-Informationen sind diverse Protestbanner angemeldet.
Mintzlaff will Eintrittspreise senken
Übrigens: Dass beim Pokalspiel erneut nur gut 21.000 Zuschauer im Stadion waren, erklärt der Präsident im Interview mit der LVZ auch mit der „No-Show-Rate”. Heißt, dass Inhaber von Dauerkarten und anderen Tickets nicht erscheinen. „Wir wollen alle, die ein Ticket haben, auch im Stadion haben”, so Mintzlaff.
Darüberhinaus kündigte er an, die Eintrittspreise zu senken. „Das muss deutlich übersichtlicher und an manchen Stellen auch günstiger werden. Wir wollen in der kommenden Saison angemessene Preise für alle”, versprach Mintzlaff. Ein Schritt auf die Fans zu. Doch die Probleme, die sich bei vielen Anhängern aufgestaut haben, wird das allein nicht lösen.