„Leipzig ist bereit für Frauenfußball” RB-Frauen feiern Bundesliga-Heim-Premiere am Cottaweg
Der Teambus der Frauen von RB Leipzig fuhr unterlegt von wummernder elektronischer Musik auf dem Rollfeld des Leipziger Flughafens vor. Eine Botin brachte das Paket mit dem neuen Trainingsshirt des Bundesliga-Aufsteigers auf die eigens verlegten Kunstrasen-Matten.
Fehlte eigentlich nur noch, dass Trainer Saban Uzun und die sportliche Leiterin Viola Odebrecht mit der Boeing eingeschwebt wären. Doch das riesige, gelbe Frachtflugzeug bildete die Kulisse des Medientermins vor dem ersten Heimspiel des Leipziger Frauenteams in der Bundesliga an diesem Freitag gegen die SGS Essen im kleinen Stadion am Cottaweg (18.30 Uhr). 1000 Karten sind aktuell verkauft.
Auf dem Gelände des DHL-Drehkreuzes in Schkeuditz wurde die neue Partnerschaft zwischen dem potenten Premium-Sponsor und den Frauen von RB Leipzig samt Etatsteigerung nicht nur verkündet, sondern regelrecht inszeniert worden. Inklusive eines Kicks des Bundesligateams gegen eine DHL-Auswahl – gespielt wurde in Zeitlupentempo auf blecherne Luftfrachtkisten als Tore.
Das wirkte dann doch eine Spur zu gescriptet von den Marketing-Abteilungen beider Unternehmen. Die Dynamik und Attraktivität von Frauenfußball kam so jedenfalls nicht rüber. Höchstens die Natürlichkeit. Die männlichen RB-Profis jedenfalls würden sicher nicht gegen eine Betriebsauswahl der Post antreten.
Odebrecht: „Wir erzählen andere Geschichten als die Männer”
„Wir wollen Einblicke geben – Fans wie den Medien –, damit sie mehr in unseren Sport eintauchen können”, erklärte Ex-Nationalspielerin Odebrecht, die die Geschicke des Frauenfußballs bei RB lenkt. „Es ist zwar auch Fußball, aber doch irgendwie ein anderer Sport. Wir erzählen andere Geschichten als die Männer; die Nahbarkeit im Frauenfußball ist sehr viel mehr gegeben.”
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An diesem Freitag nun steht die historische Erstliga-Heimpremiere an. Bei den Männern sorgte dieses Ereignis 2016 mit dem 1:0-Sieg gegen Borussia Dortmund für einen Hype. Damit ist nun nicht zu rechnen. Doch auch die RB-Frauen wollen auf lange Sicht durchaus ihre Spuren in Leipzig und der Liga hinterlassen.
„Leipzig ist eine Sportstadt und bereit für den Frauenfußball”, sagt Odebrecht. In gut zwei Wochen spielt das Team gegen Krösus VfL Wolfsburg nicht im 1400 Zuschauer fassenden Stadion auf dem Trainingsgelände, sondern erstmals in der Red-Bull-Arena nebenan.
Sandra Starke: „RB Leipzig hat die Möglichkeiten, Frauenfußball langfristig voran zu bringen”
„Wir erhoffen uns, dass dann 10.000 bis 15.000 Menschen kommen und dass die, die vielleicht vorher noch nicht mit dem Frauenfußball in Berührung gekommen sind, dabeibleiben”, betont Odebrecht. Kein Zweifel, in Leipzig soll ein neuer Leuchtturm für Frauenfußball hierzulande entstehen.
Und wie immer, wenn Red Bull in etwas investiert, soll es zum einen nachhaltig sein und zum anderen ganz nach oben gehen. Perspektivisch wollen die Leipzigerinnen um Meisterschaft, Pokal und Champions-League-Teilnahme spielen und den Vorreitern Bayern München und Wolfsburg Konkurrenz machen.
Die erfahrene Stürmerin Sandra Starke, die aus Wolfsburg kam, unterstreicht, dass Frauenfußball nicht nur ein Feigenblatt im Klub ist. „Hier wird sehr viel getan für den Frauenfußball. Wir werden sehr gut unterstützt. Man merkt: Das ist ein Verein, die Frauenabteilung ist keineswegs nur für sich. Das ist harmonisch”, so die erfahrene Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin. „RB Leipzig hat die Möglichkeiten, Frauenfußball langfristig voran zu bringen.”
Zunächst aber bremst Trainer Saban Uzun. Die 1:2-Niederlage am ersten Spieltag in Köln hat deutlich gezeigt, dass RB ganz sicher nicht durch die Liga pflügen wird.
RB Leipzigs Frauen in der Bundesliga: "Drei unterschiedliche Leistungsklassen"
„Man darf das nicht mit den Männern vergleich, als die in die 1. Liga aufgestiegen und einfach durchmarschiert sind”, sagt der 36 Jahre alte Aufstiegstrainer. „Es gibt allein innerhalb der 1. Liga der Frauen nochmal drei unterschiedliche Leistungsklassen.”
RB wäre wohl froh, im ersten Jahr im gesicherten Mittelfeld der Zwölfer-Liga zu landen. „Wir wollen zu Hause eine Festung entwickeln, mit den Fans eine verschworene Einheit sein”, wünscht sich der gebürtige Tübinger. Das soll mit aggressivem RB-Fußball gelingen, der auch die Männer groß gemacht hat.
„Wir als Klub haben eine Identität – Intensität, Aggressivität, Dynamik, Tempo –, und das wollen wir neu in die Bundesliga mit hineintragen”, betont Uzun. Die Inszenierung war schon erstligareif, nun muss die Mannschaft auf dem Rasen nachlegen.